Jahreshauptversammlung 2022

Nehmen wir die wichtigste Nachricht einmal vorweg: es gibt einen neuen Vorstand. Und damit sind wir auch bei der zweiten (und jetzt offensichtlichen) Nachricht: die Jahreshauptversammlung der Fan-Base HSG Blomberg-Lippe e.V. konnte endlich stattfinden. Im Landgasthof am Park in Siekholz freuten sich der alte und der neue Vorstand über eine rege Teilnahme der Mitglieder.

Schließlich stand die Wahl eines neuen Vorstandes an, nachdem die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Christian Frost und Dietmar Lassotta angekündigt hatten, nach mehreren Jahren aktiver Vereinsarbeit nun nicht erneut für das Amt zur Verfügung zu stehen.

Der erste Vorsitzende Axel Brand sowie Kassenwartin Monika Velser wurden einstimmig wiedergewählt. Ebenfalls einstimmig fiel die Wahl der beiden neuen stellvertretenden Vorsitzenden Christian Ermer und Klaus Stapela aus. So ganz von der aktiven Arbeit in der Fan-Base verabschiedet sich Christian Frost aber dann doch nicht. Da Eckard Halstenbach nach zwei Jahren als Kassenprüfer automatisch ausschied, wurde er für zwei Jahre zum neuen Kassenprüfer gewählt und wird im nächsten Jahr zusammen mit Jennifer Ermer, die ein weiteres Jahr im Amt bleibt, die Finanzen überprüfen.

Da die Jahreshauptversammlung in die erste Maiwoche fiel, wird der Stammtisch in diesem Monat einmalig am zweiten Donnerstag im Monat (12. Mai, ab 19 Uhr) stattfinden. Treffpunkt ist der Clubraum der Gaststätte „Bei Heini“ in Blomberg. Danach wird der Stammtisch bis auf Weiteres immer am ersten Donnerstag im Monat stattfinden.

Wenn die Kindergartenzeit zuende geht

Saisonende für das HSG-Drittligateam.

Mit dem 26:21-Heimsieg gegen den Aufstiegsaspiranten SG 09 Kirchhof in einem spannenden und von beiden Seiten hochklassigen Spiel mit Nieke Kühnes spektakulärem Kempa-Tor als absolutem Highlight endete für die HSG-Zweitvertretung am 3. April 2022 die Saison 2021/22 in der Staffel C der 3. Liga Frauen. Statt des vorab ausgegebenen Saisonziels „Klassenerhalt“ stand am Ende der unangefochtene und souveräne Titel des Staffelmeisters mit unglaublichen 20 teilweise mehr als deutlichen Siegen aus 22 Spielen und im Schnitt mehr als 32 erzielten Toren pro Match – etwas, das der HSG II seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gelungen war und womit vor Saisonbeginn wohl niemand gerechnet hätte! Gleichzeitig näherte sich damit auch das Ende einer Ära, denn Jugendkoordinator und HSG II- sowie A-Jugend-Trainer Björn Piontek wechselt nach 11 Jahren in Diensten der HSG zu unseren Nachbarn nach Lemgo. Deshalb fiel die traditionelle Verabschiedung zum Saisonende – immerhin werden auch 10 der 17 Spielerinnen an diesem Sonntagnachmittag in der kommenden Saison nicht mehr für die HSG Blomberg-Lippe auflaufen – dieses Mal etwas umfangreicher aus:

Die Spielerinnen verschwanden auffallend schnell in Richtung Kabine und kamen nach kurzer Zeit mit goldenen Kronen zur Feier der Meisterschaft geschmückt und in weißen T-Shirts mit aufgemalten bunten Buchstaben, die aneinandergereiht die Worte „Dein Kindergarten“ bildeten, wieder zurück. Auch ihr Trainer, der seine Mannschaft altersmäßig im Vergleich zu anderen gestandenen Drittliga-Frauenteams wohl etwas zu oft – und durchaus bewundernd gemeint – als Kindergarten bezeichnet hatte, bekam ein passendes T-Shirt mit der Aufschrift „Kindergärtner“. Nach einem letzten gemeinsamen Teamfoto bildeten Mannschaft und Trainer etwas abseits einen Kreis, wo Björn Piontek noch ohne Mikrofon einige Worte an seine Spielerinnen richtete und jeder von ihnen eine weiße Rose überreichte.

Danach versammelten sich alle am Mittelkreis, und Mannschaftskapitänin Emma Ruwe, die von der HSG zu den Bad Wildungen Vipers wechselt, dort sozusagen in die Fußstapfen von Munia Smits tritt und die wir hoffentlich mit ihrem neuen Team in der kommenden Saison als Erstliga-Spielerin wieder an der Ulmenallee begrüßen dürfen, übernahm das Mikro. Sie wandte sich zunächst an die Spielerinnen, die so wie sie selbst die HSG verlassen, und überreichte jeder von ihnen ein kleines Geschenk von ihren Mannschaftskameradinnen. Dann bedankte sie sich im Namen aller Spielerinnen bei „Kindergärtner“ Björn Piontek, der sich ebenfalls über ein Präsent „seiner“ Mädels freuen konnte.

Auch HSG-Präsidiumsvorstand Rudi Kaup ließ es sich nicht nehmen, zunächst die Leistung des Teams zu würdigen und im Namen des Vereins herzlich zum Gewinn der Staffelmeisterschaft zu gratulieren. Anschließend verabschiedete er die Spielerinnen der zweiten Mannschaft, die ihre Handball-Karrieren in der kommenden Saison woanders fortsetzen, ebenfalls mit Geschenken der HSG. Persönlich wurde es anschließend, als er sich an den scheidenden Trainer Björn Piontek wandte, der in vielen gemeinsamen Jahren bei der HSG Blomberg-Lippe zu einem Freund geworden ist. Das Fachsimpeln und die Gespräche mit ihm werde er schmerzlich vermissen, sagt Kaup.

Zum Schluss richtete Björn Piontek selbst noch einige Worte des Dankes vor allem an die Eltern der Spielerinnen und das „Team hinter dem Team“, ohne deren Einsatz Erfolge wie in der abgelaufenen Saison nicht möglich gewesen wären. Abschließend erinnerte er mit den Worten „Wir sind noch nicht fertig“ daran, dass für ihn und einen großen Teil seiner Mannschaft die Saison noch nicht vorbei ist: In der A-Jugend-Bundesliga sind sie noch im Rennen um die deutsche Meisterschaft und kämpfen am 10. und 14. April im Viertelfinale gegen die SG BBM Bietigheim um den Einzug ins „Final Four“. Wenn der gelingt, wäre es ein würdiger und verdienter Abschluss der „Ära Piontek“. Zum Viertelfinal-Rückspiel an der Ulmenallee am Gründonnerstag 14. April um 19 Uhr hat dieses tolle Team eine lautstarke Unterstützung von vollen Rängen verdient – also merkt euch den Termin vor, tragt ihn im Kalender ein und kommt alle vorbei!

Wir HSG-Fans sagen schon heute danke für viele wunderbare Handballspiele, die wir zusammen mit unserem Drittligateam in dieser außergewöhnlichen Saison 2021/22 an der Ulmenallee, in Lemgo und ab und zu auch auswärts erleben durften. Diese Mannschaft und sein Trainer sind uns durch ihre unbekümmerte, variable Spielweise und ihren Teamgeist wirklich ans Herz gewachsen. Björn und allen Spielerinnen, die die HSG am Saisonende verlassen, wünschen wir an ihren neuen Wirkungsstätten viel Glück und maximalen sportlichen Erfolg. Den wünschen wir auch Björns Nachfolger Lasse, wenn es ab dem Spätsommer für das neu zusammengestellte HSG-Drittligateam wieder um Punkte, Tore und Platzierungen geht. Wir werden da sein und euchunterstützen!

Fotos: Ostwestfalen.Fotografie

Die „Wildcats“ zeigen ihre Krallen

Auswärtsfahrt ohne Happy-End

Der harte Fanbase-Kern hatte die Corona-bedingt verlängerte WM-Pause mit dem Anfeuern des Blomberger Drittliga-Teams und der diversen HSG-Jugendmannschaften sinnvoll überbrückt. Trotzdem waren alle heiß auf die erste Bundesliga-Auswärtsfahrt nach fast drei Monaten, und am 22. Januar machten sich kurz vor Mittag neun HSG-Fans mit reichlich Trommeln im Gepäck in einem Bulli der „Lippischen“ auf den Weg. Nach Zwickau und Vác ging es erneut Richtung Osten, diesmal zu den „Wildcats“ vom SV Union Halle-Neustadt. Das Team aus Sachsen-Anhalt spielt bislang eine exzellente Saison, besiegte unter anderem den Thüringer HC und steht in der Tabelle über der HSG. Viele von uns waren schon Ende April 2019 bei der Auswärtsfahrt nach Halle-Neustadt dabei gewesen und hatten – damals bei wesentlich besserem Wetter – vor dem Spiel die Hallenser Innenstadt erkundet. Doch diesmal dämpfte der düstere Himmel mit Nieselregen die Lust auf einen längeren Aufenthalt im Freien.

Zum Glück hatte Dagmar vorab im Internet recherchiert, dass zur Halloren-Schokoladenfabrik, der ältesten bis heute produzierenden Schokoladenfabrik Deutschlands, seit 20 Jahren auch ein eigenes Schokoladenmuseum gehört. In dem 1896 im Osten Halles erbauten Fabrikgebäude werden seit 1952 vor allem die bekannten Halloren-Kugeln hergestellt, deren Form an die Silberknöpfe an den Jacken der Hallenser Salzwirker („Halloren“) erinnern soll. Für Fanbase-Mitglieder auf Tour gibt es sowieso nichts Schöneres als Industriemuseen, und nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor dem Eingang (ups, schon wieder mit Trabi!) freuten sich alle, wieder ins Trockene zu kommen.

Im Museum erfährt man nicht nur alles über die wechselhafte Unternehmensgeschichte von der Kaiserzeit über das Dritte Reich und die DDR bis heute, sondern bekommt auch alle Verarbeitungsschritte vom Rohkakao bis zur fertigen Schokoladenpraline erklärt. Durch große Scheiben kann man sogar einen Blick in die Fabrikhalle werfen, in der leider am Samstag nicht gearbeitet wurde.

Den Abschluss des Rundgangs bildet das „Schokoladenzimmer“, bevor man – sehr absatzfördernd! – automatisch im großen Halloren-Fabrikverkaufsgeschäft landet. Niemand von uns konnte den vielen süßen Verlockungen widerstehen, und es wurde gekauft, was das Zeug hält und die Geldbörse hergab! Dieser Programmpunkt hatte sich mehr als gelohnt: Wer nach Halle kommt, sollte dort unbedingt vorbeischauen!

Anschließend ging es einmal quer durch Halle zur SWH.arena in Halle-Neustadt, bis zum Sommer letzten Jahres bekannt als Erdgas-Sportarena. Wegen einer geschlossenen Gesellschaft beim Italiener nahe der Sporthalle, wo wir uns eigentlich vor Spielbeginn stärken wollten, blieb als Alternative die „Stadionwurst“ vor der Arena, die allen ausgezeichnet schmeckte. Die im Sommer 2014 eingeweihte, damals 6,5 Mio. Euro teure SWH.arena für maximal 1.200 Zuschauer ist ein wahres Schmuckstück und wird neben dem Frauenhandball der „Wildcats“ auch für die Spiele der Hallenser Basketballerinnen genutzt.

Anschließend ging es einmal quer durch Halle zur SWH.arena in Halle-Neustadt, bis zum Sommer letzten Jahres bekannt als Erdgas-Sportarena. Wegen einer geschlossenen Gesellschaft beim Italiener nahe der Sporthalle, wo wir uns eigentlich vor Spielbeginn stärken wollten, blieb als Alternative die „Stadionwurst“ vor der Arena, die allen ausgezeichnet schmeckte. Die im Sommer 2014 eingeweihte, damals 6,5 Mio. Euro teure SWH.arena für maximal 1.200 Zuschauer ist ein wahres Schmuckstück und wird neben dem Frauenhandball der „Wildcats“ auch für die Spiele der Hallenser Basketballerinnen genutzt.

Für uns HSG-Fans war ein ganzer Tribünenblock freigehalten worden, und sofort nach dem Betreten der Halle begrüßten uns nacheinander mehrere Mitglieder des Fanclubs „Saalemiezen“ (Die freundliche Einladung zur Stadtführung vor dem nächsten Spiel nehmen wir sehr gern an!). Alles war perfekt organisiert, bis hin zu Gummimatten unter den Trommeln und Klebeband zum Befestigen des Fanbase-Banners – hier kommt man gern hin! Auch in Halle bekamen wir wieder Verstärkung von den Familien und Freunden einiger Spielerinnen, und alle freuten sich auf ein schönes Match.

Doch schon der klassische 0:4-Fehlstart erinnerte fatal an das vergurkte Heimspiel gegen den VfL Oldenburg vom Oktober letzten Jahres und ließ nichts Gutes ahnen. Auch das Aluminium war mit sechs Blomberger Latten- und Pfostentreffern eindeutig auf Seiten der Gastgeber. Der HSG gelang im Spielverlauf zwar mehrmals der Ausgleich, aber nur ein einziges Mal eine Führung in der 37. Minute zum 14:13 aus HSG-Sicht. Am Ende fiel die Blomberger 24:29-Niederlage mit fünf Toren vielleicht etwas zu hoch aus, war aber unter dem Strich verdient, weil besonders im Rückraum viel zu zögernd agiert wurde. Doch es gab auch Positives: Neben Nieke Kühne durfte diesmal auch Leni Ruwe Mitte der zweiten Halbzeit ins Geschehen eingreifen, krönte ihr Bundesliga-Debüt mit zwei schönen Rückraum-Toren und bekam bei der Pressekonferenz nach dem Spiel zu Recht ein Sonderlob vom Trainer. Den Präsentkorb als beste Gästespielerin – eine schöne Idee! – überreichten die Wildcats aber nicht ihr, sondern Marie Michalczik, mit fünf Toren gemeinsam mit Laura Rüffieux beste Blomberger Torschützin.

Das Spiel ließ einen als HSG-Fan irgendwie ratlos zurück, und auf der Rückfahrt beschäftigte uns die Frage, wohin der Weg der HSG in dieser Saison wohl geht. Hoffen wir, dass es der HSG gelingt, den Bock umzustoßen und wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Geschenke, Geschenke, Geschenke

Sie ist Fanbasemitglied, hat einen sonnengelben Kapuzenpulli, ein Herz aus Gold und einen Stand voller Geschenke. Die Rede ist – natürlich – von „unserer“Löwenmama Susanne Saage. Seit mittlerweile 20 Jahren sorgt sie dafür, dass Kinder, die Weihnachten im Krankenhaus verbringen müssen, ihre Wünsche erfüllt bekommen. Angefangen hat alles mit ihrem eigenen Sohn Moritz, der im Alter von neun Monaten an Leukämie erkrankte. Heute ist Moritz ein gesunder junger Mann, seine Mutter ist die Löwenmama geblieben.
Nachdem uns Susanne mehrfach versichert hat, dass die Schokonikoläuse, die die Fanbase ihr im letzten Jahr mit auf den Weg gegeben hatte, richtig super angekommen sind, stand es für uns natürlich außer Frage, dass wir die Aktion in diesem Jahr noch einmal wiederholen.

Aber nicht nur die Kinder und Jugendlichen, die von der Löwenmama beschenkt werden, dürfen sich über ein Geschenk der Fanbase freuen. Nach Rücksprache mit der Akademieleitung unterstützen wir in Zusammenarbeit mit dem Förderverein unseren Handballnachwuchs mit einer Spende.

Und dann ist da noch ein drittes Geschenk, auf dass wir eigentlich gerne verzichtet hätten, denn natürlich hätten wir Nele Franz lieber auf der „Platte“ gesehen. Aber wir werden auch weiterhin versuchen, jede aufgrund einer Verletzung operierte Spielerin mit einem kleinen Genesungsgeschenk etwas aufmuntern. Unsere 21 hat sich jedenfalls sehr gefreut und lässt herzlich grüßen. Come back stronger, Nele!

Kurz die Maske ab fürs Foto: Strahlende Gesichter bei der Übergabe der süßen Präsente an Fanbase-Mitglied und Löwenmama Susanne Saage (3. v. l.)

„Mal eben nach Budapest“ – die Fanbase-Auswärtsfahrt der Superlative


„Ihr seid ja verrückt!“ – das haben wir in den letzten Wochen öfter mal zu hören gekriegt, wenn wir jemandem von unserer geplanten „Auswärtsfahrt“ nach Ungarn zum Hinspiel in der 3. Qualifikationsrunde der EHF European League Women gegen Váci NKSE erzählt haben. Entstanden war der Gedanke spontan schon wenige Minuten nach Abpfiff des European League-Rückspiels gegen Metzingen, als Eckard die Anreise mit der Bahn ins Spiel brachte: Die kostete relativ wenig Geld und dank Liegewagen auf der Hinfahrt und Terminierung des Spiels auf den Samstagnachmittag musste dafür nicht einmal ein Urlaubstag geopfert werden. Als fest stand, wer mitkommen würde, begannen wir mit den Vorbereitungen: Einer buchte die Bahnfahrten Detmold-Budapest und zurück, ein anderer unser Hotel sowie die innerungarischen Bahntickets, und Monika besorgte uns einen Grundstock an ungarischen Forint – den Rest haben wir vor Ort in Budapest getauscht.

Zwischenzeitlich war ein gebuchter Mitfahrer wieder ausgefallen, aber zum Glück konnten wir schnell einen anderen Interessenten überzeugen, dass man bei dieser Fahrt unbedingt dabei sein musste. Und so trafen wir vier – Monika, Eckard, Lothar und Uwe – uns am Freitagnachmittag kurz vor vier am Detmolder Bahnhof und brachen von dort Richtung Ungarn auf, bzw. zunächst erst mal Richtung Altenbeken, was ja bekanntlich noch in Deutschland liegt. Damit es uns unterwegs nicht langweilig wurde, hatten die an der Hin- und Rückfahrt beteiligten Bahngesellschaften ausgerechnet auf den Strecken mit knappen Anschlussverbindungen ein paar Verspätungen eingebaut – einmal mussten wir zwar alles geben, aber zum Glück hat alles geklappt und wir haben keinen Zug verpasst (wäre auch übel gewesen!). Im Münchener Hauptbahnhof bestiegen wir am Freitag gegen 23 Uhr einen Liegewagen der ungarischen Bahngesellschaft MAV für die Fahrt bis Budapest. Der Waggon war zwar nicht mehr der Jüngste und gab manchmal seltsame Töne von sich, aber die Nacht war trotzdem relativ ruhig und wir konnten etwas schlafen.

Am nächsten Morgen erreichte unser Zug um halb zehn seine Endstation, den imposanten Kopfbahnhof von Budapest-Keleti.

Wir deckten uns in einer Wechselstube mit weiteren ungarischen Forint ein, deponierten das Gepäck schnell in unserem Hotel direkt gegenüber vom Bahnhof und machten uns gleich wieder zu Fuß auf den Weg durch die Stadt zum Bahnhof Budapest-Nyugati, etwa zweieinhalb Kilometer entfernt. Von dort nahmen wir einen modernen Doppelstock-Zug, der uns ohne Zwischenhalt bis nach Vác brachte. Am Ziel angekommen waren wir damit aber immer noch nicht …


Für die letzten paar Kilometer von Vác bis zum Haltepunkt Kisvác ganz in der Nähe der Sporthalle stiegen wir nochmal in einen niedlichen kleinen Schienenbus um, der so etwas wie das Highlight der ganzen Bahnfahrten war und deshalb natürlich unbedingt im Bild festgehalten werden musste. Die Zeit bis zur Öffnung der Tageskasse an der „Városi Sportcsarnok“ nutzten wir für einen kurzen Abstecher an die Donau, die nahe der Sporthalle träge Richtung Budapest vorbeifloss.


Wegen des trüben Wetters war sie weder schön noch blau, aber zumindest hatten wir sie jetzt mal aus der Nähe gesehen …

Zurück vor der Halle begrüßten uns erst mal die Spielerinnen der 2. Mannschaft aus Vác, die gerade zu einem Auswärtsspiel losfuhren. Dann kam auch schon die ungarische Version des „HSG-Express“ mit dem Blomberger Team an, und nach kurzem gegenseitigen „Hallo“ – inzwischen hatte auch die Tageskasse geöffnet – kauften wir für umgerechnet 4,20 Euro unsere Eintrittskarten. Unsere Plätze lagen leider auf der Seite, auf der die drei Fernsehkameras standen, so dass wir im Stream fast nie im Bild zu sehen waren.
Nachdem Fanbase-Plakat und HSG-Fahne aufgehängt waren, stärkten wir uns am Speise- und Getränkestand in der Halle und stellten fest, dass außer uns noch einige weitere HSG-Anhänger den Weg nach Vác gefunden hatten.

Obwohl Dauerkarteninhaber – anders als bei der HSG – freien Eintritt zum Europapokalspiel hatten, war die Halle mit etwa 350 Zuschauern nur zur Hälfte besetzt.

Wir hatten uns vor der Fahrt drei handliche kleine Trommeln besorgt, die man gut im Gepäck mitnehmen konnte, außerdem kam – passend zur Bahnanreise – das erprobte Mehrklang-Signalhorn der Deutschen Bundesbahn nach längerer Zeit mal wieder zum Einsatz. Damit waren wir im Livestream zeitweise recht gut zu hören (und zweimal auch kurz zu sehen), wurden aber oft von der Stimmgewalt der ungarischen Fans auf der gegenüber liegenden Tribüne mit ihren „Hajrá Vác“-Rufen übertönt. Wie das wohl erst bei einer vollbesetzten Halle gewesen wäre? Eine solche Stimmung kennt man in Deutschland nur aus Fußballstadien – anders als dort muss man aber als Gästefan beim Handball keine Angst um seine Gesundheit haben, die Stimmung war völlig entspannt. So „besuchte“ uns in der Mitte der ersten Halbzeit ein ungarischer Fan in unserer Tribünen-Ecke und wollte gern seinen wunderschönen blau-roten Vác-Fanschal (die ungarische Aufschrift heißt übersetzt „Gemeinsam schaffen wir das Unmögliche!“) gegen meinen HSG-Schal tauschen – nichts lieber als das! Total platt war ich dann, als er in der zweiten Halbzeit noch mal zurückkam, um mir ein Bier auszugeben. Leider war die Verständigung schwierig, aber für eine nette Verabschiedung vor der Halle nach Spielende reichte es allemal.

Das Spiel selbst haben HSG und LZ recht zutreffend beschrieben. Mit Abstand auffälligste Spielerin im sehr jungen ungarischen Team war die extrem sprung- und wurfgewaltige Nummer 4 Gréta Kácsor, die es im Stil einer Alicia Stolle neunmal im HSG-Kasten klingeln ließ und die über 60 Minuten nicht in den Griff zu kriegen war. Zum Glück war Laetitia Quist auf Blomberger Seite genauso erfolgreich. Überhaupt hatte man als Zuschauer nicht den Eindruck, dass das Team aus Vác wirklich besser war, wohl aber cleverer und abgezockter – die internationale Erfahrung zahlte sich aus. Das Ergebnis von 32:27 für die Gastgeberinnen lässt zwar für das Rückspiel in Lemgo noch hoffen, aber das wird alles andere als leicht werden – na denn: „Gemeinsam schaffen wir das Unmögliche!“

Nach Spielende und kurzer Verabschiedung von der Mannschaft machten wir uns auf den Rückweg zum Bahnsteig Kisvác. Nachdem der „offizielle Teil“ der Tour vorüber war, begann nun mit der Fahrt zurück nach Budapest der gemütliche Teil – sollte man jedenfalls meinen. Aber zunächst standen in Budapest noch mal gut zweieinhalb Kilometer Fußmarsch bis zu unserem Hotel an. Dort bezogen wir unsere Zimmer und machten uns eine Stunde später gegen 19 Uhr auf den Weg zum Abendessen. Nach einigem Suchen fanden wir schließlich den unscheinbaren Eingang zum kleinen Restaurant „Regös Vendéglö“ in einem Kellergewölbe an einer ruhigen Seitenstraße der Budapester Innenstadt. An der Tür hing ein Schild, dass man für den Abend ausgebucht sei, aber wir hatten ja vorab einen von nur zwölf Tischen reserviert. Diese Fanbase-Fahrt hätte einem daheimgebliebenen Mitglied bestimmt gefallen, denn es gab aus Zeitmangel überhaupt kein Kultur-Beiprogramm. Dafür hätte man die Tour locker als „Gourmet-Reise“ ausschreiben können, denn so gut gegessen haben wir definitiv noch auf keiner Auswärtsfahrt!

Auf unserem Tisch landeten unter anderem zwei große Platten mit ungarischen Spezialitäten vom Gulasch über Gänseleber, ungarischen Jungfernbraten (!) bis zum Paprikahuhn, zum Nachtisch gab’s Palatschinken und der Restaurant-Besitzer empfahl uns einen ganz vorzüglichen ungarischen Rotwein.
Danach waren wir alle so pappsatt, dass ich mir den Abstecher Richtung Donau für ein paar Nachtaufnahmen der Budapester Sehenswürdigkeiten schnell aus dem Kopf schlug und wir auf direktem Weg wieder unser Hotel ansteuerten.

Ausgeruht und vom Frühstücksbuffet gut gestärkt machten wir uns am Sonntagmorgen gegen halb zehn auf den Heimweg von Budapest nach Lippe. Diesmal nahmen wir eine etwas andere Strecke und wechselten schon am Wiener Hauptbahnhof den Zug.

Von dort fuhren wir in einem ICE bis Kassel-Wilhelmshöhe durch – verfolgt von den daheimgebliebenen Fanbaselern, die uns regelmäßig Nachrichten schickten und dank detektivischer Nachforschungen eines Mitglieds immer unseren genauen Aufenthaltsort kannten. Inzwischen waren sowohl Ungarn als auch Österreich zu Hochinzidenz-Gebieten erklärt worden: Am Bahnhof Passau kam die Bundespolizei in den Zug, kontrollierte Ausweise und 3G-Nachweise und forderte alle zur Abgabe einer digitalen Einreiseanmeldung auf, was wir auch pflichtgemäß erledigt haben. Die Realität hatte uns wieder eingeholt …

Um 22 Uhr standen wir schließlich wieder auf demselben Detmolder Bahnsteig, von dem aus wir 54 Stunden zuvor losgefahren waren. Eine trotz der HSG-Niederlage rundum gelungene Auswärtsfahrt der Superlative war vorbei.

Zum Schluss noch etwas Statistik: Insgesamt haben wir auf Hin- und Rückfahrt 2.512 Bahnkilometer in 13 verschiedenen Zügen zurückgelegt, wobei die kürzeste Fahrt ganze drei Minuten gedauert hat. Einschließlich der Wartezeiten auf diversen Bahnsteigen, Bahnhofsvorplätzen und -restaurants waren wir fast 32 Stunden mit der Bahn unterwegs. All das für 60 Minuten Handball – vielleicht sind wir ja wirklich etwas verrückt, aber uns auch alle einig, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat!

Text: Uwe Jakob
Fotos: Uwe Jakob, Eckard Halstenbach

Go East – mit der Fanbase auf Auswärtsfahrt nach Zwickau


Zu dieser Saison gab es bekanntlich mit dem BSV Sachsen Zwickau nur einen Aufsteiger. Die Sächsinnen, zu deren Aufstiegsmannschaft noch die ex-Blombergerin Katarina Pavlovic gehört hatte, mussten in den ersten Ligaspielen ordentlich Lehrgeld bezahlen, doch der klare Heimsieg gegen Bayer Leverkusen mahnte zur Vorsicht. Die HSG hatte noch nie ein Pflichtspiel gegen Zwickau bestritten, entsprechend groß war das Interesse an der Auswärtsfahrt vom 30. Oktoberbei den Fanbase-Mitgliedern. Am Ende fuhren zehn Blomberger Fans mit einem Bulli und einem PKW im Konvoi Richtung Osten.

Unterwegs sorgte Monika wieder in bewährter Weise dafür, dass niemand hungern musste. Statt einer weiteren Pause auf irgendeiner Autobahnraststätte machten wir lieber einen kurzen Abstecher von der A4 ins Stadtzentrum von Weimar, wo es einiges zu sehen gab: Gleich neben unserem Parkplatz stand das Grüne Schloss mit der berühmten Herzogin Anna Amalia-Bibliothek, deren Besichtigung wir auf das nächste Mal verschieben mussten. Auf unserem kleinen Rundgang durch die Altstadt suchten und fanden wir die Wohnhäuser von Goethe und Schiller: Während Johann Wolfgang von Goethe fast 50 Jahre im Haus am Frauenplan lebte und arbeitete, bewohnte Friedrich Schiller sein fast nebenan liegendes Haus nur von 1800 bis zu seinem Tod 1805. Vorbei am Marktplatz, dessen historische Gebäude uns besonders gut gefielen, machten wir uns danach auch schon auf den Rückweg zu unseren Fahrzeugen – wir hatten ja schließlich noch einiges vor!

Vorbei am Marktplatz, dessen historische Gebäude uns besonders gut gefielen, machten wir uns danach auch schon auf den Rückweg zu unseren Fahrzeugen – wir hatten ja schließlich noch einiges vor!

Knapp eineinviertel Stunden später und 110 km weiter erreichten wir Zwickau, die viertgrößte Stadt des Bundeslands Sachsen. Nachdem wir kurz zuvor am riesigen neuen VW-Werk in Mosel vorbeigefahren waren, war unser erstes Ziel das August-Horch-Museum in der Nordvorstadt: Wer öfter mit der Fanbase unterwegs ist, wird recht bald eine gewisse Vorliebe für Automobil- und Technikmuseen feststellen. So standen in den vergangenen Jahren schon Besuche im Mercedes- und im Porsche-Museum auf dem Programm.

Während diese beiden Stuttgarter Museen in aufwändigen Neubauten untergebracht sind, nutzt das 1988 eröffnete, 2004 umgebaute und 2017 erweiterte August-Horch-Museum mehrere historische Gebäude des ehemaligen Zwickauer Audi-Werks.

Die Automobilstadt Zwickau verbindet man heute vor allem mit dem Fahrzeug, von dem hier zwischen 1957 und 1991 fast 3,1 Millionen Exemplare vom Band liefen: dem Trabant, liebevoll Trabi oder Rennpappe genannt. Doch die Geschichte geht viel weiter zurück bis ins Jahr 1904, in dem August Horch begann, in Zwickau Automobile der Luxusklasse zu bauen. 1909 verließ er die Firma, die seinen Namen trug, und gründete direkt nebenan die Audiwerke AG („audi!“ ist das lateinische Wort für „horch!“). 1932 schlossen sich Horch, Audi, Wanderer aus Chemnitz sowie DKW aus Zschopau zum zweitgrößten deutschen Automobilhersteller Auto Union AG zusammen. Das Markenzeichen der vier ineinander verschlungenen Ringe für die vier Gründermarken nutzt die Firma Audi noch heute. Ab 1949 wurden im ehemaligen Audi-Werk, das im zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört geblieben war, wieder Autos gebaut, und ab Mai 1958 firmierte man bis zum Zusammenbruch der DDR als VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. All das und noch viel mehr erfährt der Besucher auf 6.500 m² Ausstellungsfläche mit etwa 160 Fahrzeugen, aber auch alte Fertigungsmaschinen werden gezeigt. Verglichen mit den Stuttgarter Fahrzeugmuseen hat uns das Horch-Museum vielleicht sogar noch etwas besser gefallen, weil hier viele der ausgestellten Autos durch passende Hintergrundfotos oder Dekoration in ihrer „natürlichen Umgebung“ gezeigt werden, statt sie nur abzustellen und mit einem erklärenden Schild zu versehen.

Nach so vielen interessanten Eindrücken im „Vorprogramm“ waren wir alle sehr gespannt, wie
sich die HSG wohl in Zwickau schlagen würde – schließlich hatten sich die Blombergerinnen in der letzten Saison gegen die Aufsteiger aus Halle-Neustadt und Buchholz-Rosengarten mehr als schwer getan und Punkte liegenlassen, vom Pokal-Halbfinale gar nicht zu reden. Bis zur Sporthalle Neuplanitz waren es nur ein paar Kilometer. Schon beim Betreten der Halle war klar, dass das hier ein ganz anderes Ding werden würde als das Spiel gegen die Spreefüxxe vor gerade mal 121 Zuschauern: Die Zwickauer Fans waren zahlreich vertreten und hatten in Höhe der Mittellinie ein ganzes Arsenal von Trommeln, Fanfaren und anderen Lärminstrumenten aufgebaut. Die Stimmung war entsprechend gut – ganz offensichtlich rechneten sich die Gastgeber nach dem verdienten Sieg gegen die Werkselfen und der knappen Niederlage bei den Tussies auch gegen die HSG einiges aus, obwohl ihnen mit Torfrau Nele Kurzke eine Schlüsselspielerin fehlte. Doch auch mehrere HSG-Spielerinnen hatten familiäre Unterstützung bekommen, so dass die linke Tribünenecke fest in Blomberger Hand war!

Unser Team wollte offenbar erst gar keinen Zweifel über den Ausgang des Spiels aufkommen lassen und legte los wie die Feuerwehr. Die komfortable Halbzeitführung wurde nach der Pause zunächst weiter ausgebaut, bevor die Gastgeberinnen zum Ende des Spiels mit Unterstützung ihrer Fans noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnten. Der Auswärtssieg der HSG geriet aber niemals in Gefahr. Beide Fanlager gaben alles und sorgten bis zum Abpfiff für eine ordentliche Geräuschkulisse in der gut gefüllten Halle, wobei das nur ein ganz kleiner Vorgeschmack gewesen sein dürfte auf das, was die HSG-Spielerinnen beim Europapokal-Hinspiel in Vác erwartet …! Wir feierten jedenfalls den Auswärtssieg mit der Mannschaft, packten nach der Pressekonferenz unsere Sachen und machten uns nach einem erfolgreichen, langen und rundum gelungenen Tag auf die Heimfahrt nach Lippe.

„Berlin – Berlin – wir fahren nach Berlin!“

Auf zu den Spreefüxxen.

Da hatte es die Losfee Merle Albers am 31. August doch mal gut mit uns gemeint: Bei der Auslosung zur zweiten DHB-Pokalrunde bescherte uns die Dortmunder U17-Nationalspielerin nicht etwa den THC, sondern den ambitionierten Zweitligisten Füchse Berlin, die sich selbst „Spreefüxxe“ nennen. Im Nu fanden sich unter den Fanbase-Mitgliedern elf Reisewillige, die am Wochenende 2./3. Oktober nichts Besseres vorhatten, als unser Team in der deutschen Hauptstadt zu unterstützen. Anders als im DFB-Pokal würden wir also schon vor dem Finale nach Berlin fahren, und das diesmal ganz stress- und staufrei mit der Deutschen Bahn. Möglich machte das Fanbase-Mitglied Leen, der unsere Trommeln im „HSG-Express“-Mannschaftsbus mit nach Berlin und zurück nahm – hartelijk bedankt, Leen! Auch ein Hotel – oder besser: das einzige Hotel – in der Nähe des Horst-Korber-Sportzentrums beim Olympiastadion war schnell gefunden und gebucht. Als die Spreefüxxe das Spiel dann eine Woche vor Anwurf in ihre eigentliche Heimspielstätte, die Charlottenburger Sömmeringhalle, verlegten und dieses Hotel plötzlich weitab vom Schuss lag, konnte das unsere Vorfreude nur kurz dämpfen.

Samstag früh ging’s noch bei Dunkelheit am Bahnhof Schieder los, zunächst nach Hannover. Nach dem Umsteigen in den ICE legte die Bahn eine Schippe drauf, und pünktlich um viertel nach zehn standen wir am Berliner Hauptbahnhof, wo unser Gepäck in zwei Schließfächern landete. Wir hatten vorab zwei Tage Sonnenschein bestellt, und tatsächlich war der Himmel bis zur Abfahrt am Sonntagabend fast durchgehend blau. Unser erster Weg führte vom Hauptbahnhof vorbei am Kanzleramt und Reichstagsgebäude zum Fotostopp am Brandenburger Tor. Von dort nahmen wir die U-Bahn zum Mauermuseum am „Checkpoint Charlie“, dem ehemaligen Grenzübergang nach Ostberlin. Hier wurden unter anderem die abenteuerlichen und gefährlichen, manchmal auch spektakulären Fluchtwege von DDR-Bürgern dokumentiert. Nach diesem intensiven Ausflug in die gar nicht so ferne deutsch/deutsche Vergangenheit machten wir uns zu Fuß auf zum Alexanderplatz, vorbei an vielen Berliner Sehenswürdigkeiten. Die Besucherschlange vor dem Funkturm am „Alex“ war leider zu lang für unseren Zeitplan, und so kehrten wir gegen 16 Uhr zunächst zum Hauptbahnhof zurück, holten unser Gepäck und nahmen die S-Bahn zum Hotel. Nach dem Einchecken und der Fahrt mit S- und U-Bahn nach Berlin-Charlottenburg übernahmen wir am Mannschaftsbus unsere Trommeln, gingen zur Sömmeringhalle und bereiteten uns auf das Spiel vor.

Alles zum Spielverlauf kann man an anderer Stelle auf der HSG-Website nachlesen. Wir fanden es super, dass die Mannschaft direkt neben der Blomberger Bank Neles Trikot mit der Nummer „21“ platziert hatte und Nele auf diese Weise auch beim obligatorischen Mannschaftsfoto nach dem Abpfiff dabei war. Bemerkenswert: Bei den Spreefüxxen spielt mit der erst 15-jährigen Leoni Baßiner ein großes Talent im deutschen Frauenhandball, das die HSG-Abwehr bisweilen ganz schön in Bewegung brachte. Auch wenn sich nur wenige Zuschauer in die Halle verirrt hatten, sorgten insgesamt 16 (!) Trommeln und Snares, gleichmäßig verteilt auf beide Fanlager, für eine mehr als ordentliche Geräuschkulisse – mit anderen Worten: Es war laut wie in einer ausverkauften Halle! Apropos Zuschauer: Das Spiel und die Leistung der Spreefüxxe hätten nun wirklich mehr als die gerade mal 121 zahlenden Gäste verdient gehabt, von denen noch rund ein Drittel Fans, Familienangehörige und Freunde der HSG waren. Auch zu den meisten anderen Pokalspielen des Wochenendes kamen weniger als 200 Zuschauer – viele Fans bevorzugen im Moment offenbar den kostenlosen Livestream im heimischen Wohnzimmer. Der Weg zurück zur Normalität ist weit …

Beinahe wären es sogar noch zwei Zuschauer weniger gewesen, denn zwei von uns hatten zwar ihre gelben Impfpässe, aber keinen digitalen Impfnachweis mit QR-Code dabei. Der ist nach einem „Alleingang“ des Berliner Senats seit dem 26. September im Bundesland Berlin – und nur dort – erforderlich. Eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn an einem Samstagabend war guter Rat teuer, aber zum Glück kommen zum Handball lauter nette, hilfsbereite Menschen: Ein Fan der Spreefüxxe hatte dasselbe Problem, und seine Freundin lud die zwei HSG-Anhänger einfach mit in ihr Auto und fuhr sie zu einem Corona-Testzentrum, das um die Zeit noch geöffnet hatte. Auf dem Rückweg zur Sömmeringhalle erhielten alle drei ihre negativen Testergebnisse aufs Handy und waren so gerade noch rechtzeitig zum Anwurf auf ihren Plätzen. Auf diesem Weg nochmal ein riesiges Dankeschön von uns allen – das war große Klasse!

Nach Spielende tranken wir vor dem Halleneingang erst mal ein „Feierabendbier“ auf den Sieg: In der Halle gab es zwar keinen Getränkeausschank, aber der nächste Supermarkt direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite hatte ja noch geöffnet. Als unsere Trommeln wieder im Laderaum des „HSG-Express“ verstaut waren, wurde es höchste Zeit, etwas gegen den Hunger zu unternehmen. Die Suche nach einem Lokal gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet, doch am Ende schmeckte das Essen allen vorzüglich und etwas fußlahm, dafür aber gut gesättigt fuhren wir zurück in unser Hotel. Nun zahlte sich die Lage weitab vom Stadtzentrum aus: Die Nacht dort war himmlisch ruhig und erholsam.

Nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück am Sonntagmorgen nahmen wir wieder die S-Bahn zum Hauptbahnhof und deponierten dort erneut unser Gepäck. Anschließend teilten wir uns auf: Während die einen den Tag ruhig angingen oder sich mit einem alten Schulfreund trafen, machte sich der Rest auf zu einem Bummel über den Kurfürstendamm, besuchte das Hard Rock Café und gönnte sich (noch) eine leckere Berliner Currywurst am Bahnhof Zoo. Zurück am Reichstagsufer folgte am Nachmittag der letzte Programmpunkt, eine zweieinhalbstündige Schiffsrundfahrt auf der Spree zwischen Mühlendammschleuse und Schloss Charlottenburg. Ganz entspannt ließen wir viele Sehenswürdigkeiten Berlins nochmals vom Wasser aus an uns vorbeiziehen. Bei Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns schließlich nach zwei aufregenden Tagen von Berlin und fuhren über Hannover wieder in die Heimat zurück. Alle Mitfahrer drücken ab sofort den Spreefüxxen sämtliche vorhandenen Daumen für den angepeilten Aufstieg in die 1. Liga, damit es schon bald wieder heißt: „Wir fahren nach Berlin!“.

Text: Uwe Jakob
Fotos: Uwe Jacob, Katrin Merz

Fanbase on Tour: Zu den Vipers an den Edersee

Zum zweiten Auswärtsspiel der Saison 2021/22 bei den Bad Wildungen Vipers machten wir uns diesmal zu siebt von Blomberg auf den Weg. Auch diese Fahrt hatte unser Fahrer und Chefprogrammierer Axel wieder bestens geplant und vorbereitet: Bei schönstem Spätsommerwetter steuerten wir zunächst den Parkplatz unterhalb von Schloss Waldeck an. Vor dem Aufstieg zum Schloss ging es aber erst mal in die andere Richtung, nämlich steil bergab: Mit der Waldecker Bergbahn, einem absolut faszinierenden Kleinkabinen-Seilbahnrelikt aus den frühen Sechzigern, schaukelten wir 650 m hinunter ans Ufer des Edersees und verschafften uns erst mal einen Überblick. Wohlbehalten und ohne Seekrankheit wieder an der Bergstation angekommen, waren es nur wenige hundert Meter Fußweg bis zum Schloss Waldeck, das hoch oben auf einer Bergkuppe thront.

Von der Aussichtsterrasse kann man den ganzen Edersee überblicken, der mit fast 70 km Uferlänge doch eine ganze Ecke größer und vor allem tiefer ist als unser heimischer Schiedersee. Nach einigen Panorama- und Gruppenfotos meldete sich langsam der Hunger – höchste Zeit für Monikas selbstgebackenen Kuchen und ihre leckeren Mini-Berliner! So ganz fertig mit dem Edersee waren wir danach aber immer noch nicht, denn nun ging es Richtung Staumauer. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen britischen Bombenangriff teilweise zerstört, was eine riesige neun Meter hohe Flutwelle im Edertal zur Folge hatte. Nach einem kurzen Spaziergang über die Mauer trafen wir auch schon die erste Spielerin des Blomberger Gegners – richtig, zum Handball wollten wir ja auch noch! Munia Smits zeigte ihrem Besuch aus Blomberg ebenfalls die Schönheiten des Edersees, und alle freuten sich über das Wiedersehen mit unserer sympathischen ehemaligen HSG-Spielerin, die nun in der zweiten Saison im Vipers-Trikot aufläuft.

Nachdem wir uns abschließend noch von der hohen Produktqualität und kreativen Sortenvielfalt nordhessischer Eisdielen überzeugt hatten, fuhren wir nicht etwa zur Bad Wildunger Ensehalle, sondern zur Sporthalle der Gesamtschule Edertal in Bergheim: Nicht nur die HSG Blomberg-Lippe, sondern auch die Vipers haben nämlich in dieser Saison ein Ausweichquartier bezogen. Die Ensehalle wird für stolze 6,3 Mio. Euro komplett saniert, wobei aber eine den HBF-Vorgaben entsprechende Kapazitätserweiterung nicht geplant ist. Die Würstchenbude vor der Halle nutzten wieder einige Mitfahrer zum Aufstocken ihrer Dauerwurstvorräte für den kommenden langen Winter, ein Triumph der Werbeslogans „Qualität setzt sich durch“ und „der weiteste Weg lohnt sich“! Wir bekamen Verstärkung von Fanbase-Mitglied Ulrich Pohl, und auch unser 2. Vorsitzender Christian „Freezer“ Frost hatte sich auf den Weg gemacht. Obwohl die Halle noch etwas kleiner ist als die Ensehalle, fanden alle 270 Zuschauer bequem Platz.

Mit Freude sahen wir diesmal eine von Spielbeginn an hellwache Blomberger Mannschaft, die sich schon in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit vorentscheidend absetzen konnte und mit neun Toren Vorsprung in die Pause ging. In der 2. Halbzeit verhinderte die ebenso wie Melanie Veith glänzend aufgelegte Bad Wildunger Torhüterin Lea Schüpbach einen möglichen höheren Blomberger Sieg, der aber auch so mit 10 Toren Differenz deutlich ausfiel. Anders als viele von uns befürchtet hatten, blieb unseren Nerven also eine 60-minütige Zerreißprobe erspart. Pech für alle Daheimgebliebenen: Der Livestream aus der Halle fiel zeitweise komplett aus oder es fehlte der Ton – man sieht also, es lohnt sich immer, vor Ort dabei zu sein! Mit den zwar nicht fest versprochenen, aber zumindest in Aussicht gestellten zwei Punkten im Gepäck kamen wir gegen halb elf wieder in Blomberg an. Schon bald geht die Fanbase wieder auf Tour, wenn es heißt „Berlin – Berlin – wir fahren nach Berlin!“.

Es geht wieder los: Auswärtsfahrt nach Bietigheim

Die letzte FanBase-Auswärtsfahrt fand am 1. März 2020 zu den Werkselfen nach Leverkusen statt. Doch nach mehr als 18 Monaten Zwangspause waren zum ersten HSG-Auswärtsspiel der Saison 2021/22 am 4. September 2021 gegen die SG BBM Bietigheim endlich auch wieder Gästefans als Zuschauer zugelassen. Da dauerte es auch nur kurze Zeit, bis der Bulli ausgebucht war: Zu acht machten wir uns am Samstagmorgen um 8.30 Uhr noch bei grauem Himmel auf den Weg nach Süden.

Unser Organisator und Fahrer Axel hatte die Tour wie immer mit einigen zusätzlichen Programmpunkten angereichert, was von den Mitfahrern ganz unterschiedlich aufgenommen wurde – die Bandbreite reichte dabei von totaler Ablehnung (sorry, Klaus) bis zu großer Begeisterung. Jedenfalls unterbrachen wir die 430 km lange Anreise in Würzburg, wo wir uns nach einem Gruppenfoto bei strahlendem Sonnenschein vor der Residenz, einem UNESCO-Weltkulturerbe, aufteilten: Die einen lockte der Biergarten nebenan, andere zog es in die nahe Altstadt und der Rest machte sich über die historische alte Mainbrücke an den schweißtreibenden Aufstieg durch die Weinberge zur Festung Marienberg. Unterwegs konnte schon mal der kommende Jahrgang 2021 noch in Traubenform direkt von der Rebe verkostet werden – lecker! Oben belohnte uns dann eine grandiose Aussicht über den Main auf die Altstadt. Nach zwei Stunden Aufenthalt waren sich jedenfalls (fast) alle Mitreisenden (nochmal sorry, Klaus …) einig: Hier kann man ruhig noch mal einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Metzingen, Neckarsulm oder Bietigheim einlegen.

Das letzte Stück bis Bietigheim verging schnell, und zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff parkten wir unser Fahrzeug neben dem Viadukt, das der örtlichen Sporthalle seinen Namen gegeben hat. Dabei stellten wir fest, dass die Geschichtsschreibung in wesentlichen Punkten geändert werden muss: Schon die alten Römer hatten Eisenbahnen! Vor der Halle bekamen wir wieder Verstärkung von Markus Conrady alias „Fanbase Süd“ und seinem Sohn, unter deren Führung wir noch einen kurzen Abstecher in die Bietigheimer Altstadt für das obligatorische FanBase-Eis machten. Inzwischen war auch die Mannschaft mit dem HSG-Express angekommen, und nach etwas Smalltalk mit dem Busfahrer und FanBase-Mitglied Leen wurde es langsam Zeit, unsere Plätze in der Sporthalle am Viadukt einzunehmen. Die lagen ähnlich wie z.B. in Neckarsulm oder Buxtehude hinter einem der Tore – die Sicht war nicht gerade perfekt, dafür waren wir ganz nah dran am Geschehen und hatten reichlich Platz.

Zum Spiel selbst muss man wenig sagen – eine klare Angelegenheit, bei der die HSG nach einem furiosen Bietigheimer Start schnell mit acht bis zehn Toren zurücklag, diesen Abstand dann aber lange Zeit in etwa konstant halten konnte, bis es am Ende der Partie dann doch noch recht deutlich wurde. Bei aller Begeisterung für die HSG muss man einfach anerkennen, dass die SG BBM eine absolute Ausnahmemannschaft ist, die sich zur neuen Saison nochmals verstärkt hat und deren Passgeschwindigkeit und –genauigkeit beeindruckend sind. Wir alle waren uns nach dem Spiel einig, dass wir den kommenden deutschen Meister 2021/22 gesehen hatten. Trotz des einseitigen Spielverlaufs hatten wir HSG-Fans Freude an unserer Mannschaft, die nie aufgab, sich voll reinhängte und schöne Aktionen zeigte, ob tolle Paraden von Melanie Veith oder Nele Wenzels hart erkämpftes Tor zum 31:18.

Was uns noch auffiel: Die Zuschauer scheinen nur zögerlich in die Handballhallen zurückzukommen, das Spiel in der Sporthalle am Viadukt wollten nämlich nur ganze 273 Zuschauer sehen. Auch wenn man die zusätzlichen Corona-Auflagen berücksichtigt, ist das schon eine ungewohnt niedrige Zahl – erst recht, wenn der aktuelle Pokal- und Supercupsieger eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel der letzten Saison zu Gast hat. Trotzdem sorgten die Zuschauer auf der Tribüne mit ihren Klatschpappen neben vier Bietigheimer Trommlern hinter dem gegenüberliegenden Tor – und natürlich uns! – für einen ordentlichen Geräuschpegel in der Halle. Dabei vergrößerten einige Familiengehörige und Freunde von Spielerinnen die Fraktion der HSG-Anhänger.

Auf der langen Rückfahrt bei Dunkelheit war es erwartungsgemäß eher ruhig im Bulli, einige erholten sich vom anstrengenden Tag. Daneben wurden aber auch schon die nächsten Fahrten geplant. Statt über das so oder ähnlich ja zu erwartende Ergebnis enttäuscht zu sein, war also eine gewisse Aufbruchsstimmung spürbar und vor allem Freude darüber, wieder gemeinsam losfahren zu können. Ja, es geht endlich wieder los!

Fanbase Treffen mit 4G

Geimpft, genesen, getestet: Grillen. Die Fanbase der HSG Blomberg-Lippe hat die Gelegenheit genutzt, sich, abgesehen von der Jahreshauptversammlung, nach fast zwei Jahren endlich mal wieder zu einer gemeinsamen Unternehmung zu treffen. Unter den geltenden Bedingungen der 3Gs, kam ein viertes G hinzu: Grillen. Im Garten von unserem Mitglied Klaus, sorgte „Grillmeister“ Christian Frost dafür, dass kein Fanbaseler hungrig vor seinem Teller sitzen musste. Zwar machte ein kurzer aber heftiger Schauer das Sitzen unter freiem Himmel zu einer eher ungemütlichen Angelegenheit, allerdings verfügt Klaus über einen geräumigen alten Kotten, in dessen Diele alle Platz fanden. Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle an Klaus, der seinen Garten zu Verfügung gestellt hat, an Christian Frost für den Nachschub an Gegrilltem und an Jennifer Ermer für die Fotos!

Fotos: Jennifer Ermer