Programmänderung: Der Krimi entfällt

Auswärtsfahrt nach Leverkusen

Für alle Krimi-Fans unter den HSG-Anhängern sind die Spiele gegen die „Werkselfen“ vom TSV Bayer 04 Leverkusen seit einigen Jahren Pflichttermine, denn dort ist Spannung bis zur letzten Sekunde so gut wie garantiert – man denke nur an Stefanie Kaisers „Buzzer Beater“-Siegtor zum 30:29 im Hinspiel Ende Dezember! So machten wir elf Freunde des gepflegten Handball-Thrillers uns am 30. April um neun Uhr morgens mit sechs Trommeln, zwei Snares und einer Tröte in einem HSG-Bulli und einem Privat-PKW auf den Weg von Lippe ins Rheinland – manche vielleicht auch mit der vagen Hoffnung, dass es unsere HSG mit dem Schwung der letzten Siege im Rücken diesmal doch nicht ganz so spannend machen würde. Da wir vorab bei der Suche nach irgendwelchen touristischen Highlights der Chemiestadt nicht fündig geworden waren, machten wir stattdessen vor dem Spiel ähnlich wie beim A-Jugend-FinalFour im Juni letzten Jahres einen kurzen Abstecher ins nahegelegene Köln, wo das Schokoladenmuseum lockte.

Nach längerer vergeblicher Parkplatzsuche auf der Innenstadtseite stellten wir unsere Fahrzeuge schließlich am rechtsrheinischen Ufer in Köln-Deutz ab und gingen über die Severinsbrücke hinüber zum Rheinauhafen – bis Mitte des letzten Jahrhunderts einer der wichtigsten Häfen der Stadt Köln. Heute dominieren die drei mächtigen Kranhäuser und andere moderne Wohn- und Geschäftsgebäude das ehemalige Hafengelände, das inzwischen zu Kölns Flaniermeile und Nobelviertel geworden ist. An der Nordspitze liegen das Deutsche Sport- und Olympia-Museum sowie das 1993 im ehemaligen Hauptzollamt eröffnete Schokoladenmuseum, mit rund 600.000 Besuchern jährlich Kölns meistbesuchtes Museum. Der Kölner Schokoladenfabrikant Hans Imhoff („Stollwerck“) hatte es für 53 Mio. DM aus eigener Tasche finanziert, um dort seine Sammlung zu 5.000 Jahren Kulturgeschichte der Schokolade der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wie beliebt das Schokoladenmuseum ist, konnten wir schnell an der langen Schlange vor der Kasse erkennen, und auch im Innern war es ziemlich voll. Dort findet man neben vielen historischen und zeitgenössischen Exponaten rund um Kakao und Schokolade auch eine interessante gläserne Mini-Fabrik, in der täglich rund 400 kg Schokoladentäfelchen hergestellt werden, sowie den berühmten Schokoladenbrunnen, der uns allerdings nicht so recht überzeugt hat. Trotzdem ist der Besuch des Museums wirklich zu empfehlen! Anschließend gönnten wir uns noch eine kurze Auszeit in einem Biergarten am Rheinufer und genossen den Sonnenschein, bevor wir zu unseren Autos zurückkehrten und nach Leverkusen weiterfuhren.

In der Ostermann-Arena war unser Team bereits beim Aufwärmen; wir bezogen unsere Plätze hoch oben unter dem Hallendach (und weit weg vom Spielfeld …), tauschten Euros in die halleneigene Parallelwährung „Elfentaler“ und prüften das kulinarische Angebot: Inoffizieller Testsieger wurde der selbstgebackene Quarkkuchen. Im Gästefanblock bekamen wir Verstärkung durch Fanbase-Mitglied Eckard mit einer weiteren Trommel sowie zwei Blomberg-Anhänger aus Viersen – HSG-Fans gibt es überall! Wir alle hatten besonders vor Shooting-Star Viola Leuchter einen ziemlichen Respekt, doch auch der übrige Elfen-Rückraum mit Mareike Thomaier und Mariana Ferreira Lopes war nicht zu unterschätzen. Der Vergleich der Ergebnis-Tipps zeigte, dass fast jeder mit einem knappen Ergebnis rechnete – und dann ging es los:

Wie erwartet machte die besonders offensive Deckung der Werkselfen in der 1. Halbzeit zunächst einige Probleme, doch nach und nach stellten sich unsere Spielerinnen besser darauf ein. In der 15. Minute ging die HSG erstmals mit 5:6 in Führung; anschließend hielt die eingewechselte Zoe Ludwig einen Siebenmeter-Heber. Kurz vor Ende der 1. Halbzeit konnte sich die HSG bis zum 10:14-Pausenstand etwas mehr absetzen; direkt danach sorgten zwei weitere wichtige Treffer von Marie Michalczik zum 10:16 schon fast für so etwas wie eine Vorentscheidung, denn danach kam Bayer nie mehr näher als auf fünf Tore heran. Während die 1. Halbzeit eher von den Defensivreihen und Fehlern beim Torabschluss geprägt war, wurde Spielhälfte zwei ein munteres Scheibenschießen bis zum 28:34-Endstand. Dabei gelangen der HSG diesmal besonders viele Rückraum-Treffer, während auf der Gegenseite Viola Leuchter keinen guten Tag erwischte und mit „nur“ vier Toren hinter den Erwartungen blieb. Der treffsichere HSG-Rückraum machte dann auch den Unterschied aus.

Der erwartete Krimi war diesmal also ausgeblieben – worüber allerdings niemand von uns besonders traurig war. Schon vier Minuten vor Spielende standen wir auf und begannen mit den Feierlichkeiten zum Auswärtssieg, während die Leverkusener unter den nur 418 Zuschauern enttäuschte Gesichter machten. Hinterher erfuhren wir, dass der Livestream aus Leverkusen während der kompletten 2. Halbzeit ausgefallen war – mit der Fanbase auf Auswärtsfahrt zu gehen lohnt sich also, denn wir haben bisher noch immer das gesamte Spiel gesehen …!

Nach dem Spiel gab uns HSG-Busfahrer und Fanbase-Mitglied Leen zunächst ein Kaltgetränk auf den Sieg aus. Anschließend stärkten sich die meisten von uns noch bei Deutschlands beliebtester Fastfood-Kette direkt gegenüber der Ostermann-Arena, bevor wir uns mit zwei Punkten im Gepäck und einem guten Gefühl für den Rest der Saison und die beiden verbleibenden Auswärtsfahrten auf den Heimweg machten.

Text und Fotos: Uwe Jakob