Auswärtsfahrt nach Metzingen
Mit gut 500 km pro Fahrstrecke ist die Entfernung zwischen Blomberg und der Metzinger Öschhalle die weiteste Auswärtsfahrt der gesamten Saison. Während wir im letzten Jahr nach dem Spiel gegen die „Tussies“ – damals in der nahegelegenen Tübinger Paul-Horn-Arena – noch nachts wieder zurückgefahren waren, hatten wir die Tour diesmal von vornherein als Wochenendtrip mit Übernachtung geplant. In identischer Besetzung wie bei der letzten, erfolgreichen Auswärtsfahrt nach Bensheim (wir hielten das für ein gutes Omen …) starteten wir am Samstag 27.04. um 9 Uhr morgens zu fünft hinter der Blomberger Schießhalle und machten uns mit dem Dux-Bus auf den Weg nach Süden. Unterbrochen von einer kurzen Pause mit leckeren belegten Brötchen (danke Monika!) endete die erste Etappe der Fahrt um kurz nach 14 Uhr vor unserem Hotel in Sindelfingen. Unsere Zimmer waren schon fertig, so dass wir einchecken und uns kurz danach auf die Weiterreise nach Metzingen machen konnten. Hier steuerten wir zunächst die Outlet City an – ein ganzes Stadtviertel, das ausschließlich aus Outlet-Stores überwiegend bekannter Designer-Marken in Bekleidungsbereich besteht. Uns lockten allerdings eher die Läden von Haribo, Lindt & Co. – und wir waren nicht allein: Gerade die vielen ausländischen Besucher der Outlet City schien es geradezu magisch dorthin zu ziehen und sie kauften, was das Zeug hielt, während ein Teil der hochpreisigen Modegeschäfte menschenleer war. Shopping macht hungrig, doch zum Glück reichte unsere Zeit bis zum Anpfiff um 19.30 Uhr noch für Schnitzel, Käsespätzle und Maultaschen auf dem Metzinger Marktplatz. Gut gesättigt verstauten wir danach unsere Einkäufe im Fahrzeug und fuhren zur Öschhalle am anderen Ende der Stadt.
Wie angekündigt bekamen wir vor Ort Verstärkung von „Fanbase-Süd“ Markus Conrady mit Begleitung. Nach längerer Parkplatzsuche und einigem Hin und Her an der Kasse kamen wir schließlich in die mit 917 Zuschauern gut gefüllte Öschhalle. Unsere zugewiesenen Plätze lagen wie in Bietigheim, Neckarsulm oder Buxtehude hinter dem Tor – so langsam gewöhnen wir uns an diesen suboptimalen Blickwinkel! Dafür waren sie auch eine Ecke günstiger als Sitzplätze auf der Haupttribüne, für die in Metzingen fürstliche 22 bis 24 € zu zahlen sind … Das Spiel begann mit einigen Fahrkarten auf beiden Seiten, bevor die Gastgeberinnen nach gut vier Minuten den ersten Treffer der Partie erzielten. Bis zum 4:4 konnte die HSG jeweils umgehend ausgleichen, aber Mitte der ersten Hälfte setzten sich die Tussies nach zwei Pfostentreffern von Laetitia und drei verwandelten eigenen Siebenmetern bis auf 10:6 ab. Unser Team kam zwar in Minute 23 mit einem Gegenstoßtor von Alexia noch einmal bis auf zwei Tore Abstand heran, aber danach häuften sich die Blomberger Fehlversuche und Metzingen führte zur Halbzeit wieder mit vier Treffern.
Noch schien das alles korrigierbar zu sein, doch kurz vor Mitte der 2. Spielhälfte vergrößerte sich der Torabstand dann im Minutentakt und es wurde deutlich, dass diesmal nichts Zählbares aus der Öschhalle mitgenommen würde. Zu allem Unglück trat Ida nach einem Blomberger Angriff einer Gegenspielerin auf den Fuß, knickte dabei um und verletzte sich. In der 50. Minute war die Tordifferenz beim 28:18 erstmals zweistellig – und die Tussies legten bis zum Endergebnis von 33:21 sogar noch eine Schippe drauf. Sie revanchierten sich damit eindrucksvoll für die 29:32- Niederlage im Hinspiel in Blomberg. Alles in allem eine sehr enttäuschende Leistung der HSG mit einer auch in dieser Höhe verdienten Niederlage, denn ein Aufbäumen blieb weitgehend aus. Nur Leni Ruwe, die mit einigen Fehlversuchen in die 1. Halbzeit gestartet war, ließ sich nicht unterkriegen, ackerte in der Abwehr und machte vorn in der 2. Spielhälfte vier schöne Tore. Damit war sie schon beste Blomberger Torschützin des Abends und wurde einige Tage später auch zum „Player of the Match“ gewählt. Die meisten Tore bei den Tussies erzielten Maren Weigel und Viktoria Woth mit jeweils sieben Treffern, auch deren Torhüterin Marie Weiss zeigte mit 17 Paraden und fast 50 % gehaltenen Bällen eine wesentlich bessere Leistung als beide HSG- Keeperinnen. Der ganze Spielverlauf erinnerte fatal an den völlig vergurkten Auftritt bei der Sport- Union Neckarsulm im Januar – auch damals hatte die HSG mit 12 Toren Differenz verloren. Nach Spielende bedankten sich Mannschaft und Trainer bei uns für den Support, auch Ida kam dazu extra von der Bank rübergehumpelt (was wir ihr hoch anrechnen). Wir packten unsere Sachen, hörten uns noch die Pressekonferenz an und machten uns dann auf den Rückweg zum Hotel in Sindelfingen. Dort wurde bei einem Bier das Spiel gedanklich abgehakt, was nicht allen gleich gut gelang.
Seenotrettungskreuzer „John T. Essberger“ Das „U9“ „Sean O‘ Kelley“ – Schiff der Kelley Family Da „fliegt“ sie, die 747 Space-Shuttle „Buran“
Am nächsten Morgen brachen wir nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück von Sindelfingen Richtung Speyer auf: Im letzten Jahr hatten wir die Auswärtsfahrt nach Neckarsulm am nächsten Tag mit dem Besuch des Technik-Museums Sinsheim kombiniert. Dort hatte es uns so gut gefallen, dass wir uns bei nächster Gelegenheit auch das „Schwester-Museum“ in Speyer ansehen wollten. Während der Schwerpunkt in Sinsheim eindeutig bei Autos liegt, ist man in Speyer breiter aufgestellt und zeigt mehr Fahrzeuge, die schwimmen, fliegen oder auf Schienen rollen können: Auf dem Freigelände stehen nebeneinander ein 1975 gebauter Seenot- Rettungskreuzer, ein U-Boot der Bundesmarine aus dem Jahr 1966 sowie das wesentlich ältere ehemalige Hausboot der „Kelly Family“. Auch eine Vielzahl von Flugzeugen und Hubschraubern kann von außen und teilweise von innen besichtigt werden, darunter der Boeing 747-Jumbo Jet „Schleswig-Holstein“ der Lufthansa – das Gegenstück zum Überschallflieger „Concorde“ in Sinsheim. Ein weiterer Star ist eine sowjetische „Buran“-Raumfähre, die einem amerikanischen „Space Shuttle“ zum Verwechseln ähnelt. Das in Speyer in einer eigenen Raumfahrt-Halle ausgestellte „Buran“-Exemplar hat allerdings niemals einen Orbitalflug absolviert. Ob die vom Designer Colani entworfene LKW-Zugmaschine oder die 100 Jahre alte Schweizer Elektro- Güterzuglokomotive vom Typ „Krokodil“: Auf dem weitläufigen Museumsgelände warten an jeder Ecke neue interessante Entdeckungen. Wie letztes Jahr in Sinsheim reichte auch in Speyer unsere Zeit nicht aus, um überhaupt alle Ausstellungsstücke zu sehen. Nach einer Stärkung im Museums-Restaurant machten wir uns am Sonntagnachmittag auf den Rückweg nach Blomberg. Mal abgesehen vom Ergebnis des Handballspiels war es ein rundum gelungener Wochenendausflug nach Süddeutschland, zumal auch das Wetter an beiden Tagen prima mitspielte: Die einzige Fanbase-Mehrtagesfahrt in dieser Saison wird trotz der heftigen HSG- Klatsche allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben.
Text: Uwe Jakob, Fotos Uwe Jakob, Katrin Merz