Polen, Piwo, Pizza

Auswärtsfahrt nach Lubin

Drei Wochen nach der denkwürdigen Auswärtsfahrt nach Mosonmagyaróvár stand für die Fanbase die nächste Auslandsreise auf dem Fahrplan – diesmal zur Abwechslung in eine Stadt, deren Name jeder problemlos aussprechen kann: Es ging nach Lubin in Polen, genauer gesagt in Niederschlesien etwa 50 km nordwestlich von Breslau. Von den drei Hauptrunden-Gegnern liegt Lubin am nächsten und ist nicht viel weiter von Blomberg entfernt als Metzingen. Deshalb fuhren wir diesmal mit dem Dux-Bus, planten aber eine Übernachtung in Polen ein. Zu uns acht HSG- Fans kam auf der Hinfahrt noch Oliver Lippert hinzu, der wegen eines beruflichen Termins am Vortag nicht zusammen mit der Mannschaft im „HSG-Express“ anreisen konnte. Anders als in Ungarn hatten wir diesmal auch wieder unsere Trommeln dabei – der Bulli war also bei der Abfahrt am Samstagmorgen um sieben Uhr richtig voll. Mit einer Pause kurz vor Magdeburg und vorbei an Berlin und Cottbus erreichten wir schon kurz nach 14 Uhr unser Landhotel in Karczowiska etwa 10 km vor Lubin, checkten schnell ein und machten ein paar Fotos in der Nachmittagssonne, bevor wir weiter nach Lubin fuhren und Oliver am HSG-Mannschaftshotel absetzten.

Danach blieb uns noch etwas Zeit, um uns in Lubin umzusehen: Die Industriestadt hat heute mehr als 70.000 Einwohner, von denen die meisten in farblich „aufgehübschten“ Plattenbausiedlungen wohnen. Es gibt keine echte Alt- oder Innenstadt, wohl aber eine Reihe gut erhaltener alter Villen und Bürgerhäuser, einen Marktplatz mit Rathaus sowie viele kleinere und größere Kirchen. Ein riesiges vierstöckiges kreisrundes Einkaufszentrum namens „Cuprum Arena“ bildet so etwas wie die Stadtmitte – der Name deutet an, dass Lubin bis heute vor allem vom Kupferbergbau lebt und dadurch reich geworden ist. Nach unserem kurzen Stadtspaziergang wollten wir uns im Einkaufszentrum etwas aufwärmen; dabei fiel uns auf: Sowohl auf EHF-Plakaten an diversen Litfaßsäulen als auch an der riesigen LED-Leinwand über dem Eingang zur „Cuprum Arena“ wurde für das Spiel Lubin-Blomberg geworben. Wir waren gespannt, wie viele Lubiner bei Ticketpreisen von umgerechnet gerade mal 3,75 € der Einladung folgen würden …

Etwa eineinhalb Stunden vor dem Anwurf parkten wir den Bulli auf dem großen Parkplatz vor der „Hala Widowiskowo-Sportowa RCS“. Zum RCS-(Regionales Sportzentrum-)Komplex gehören neben der 2014 eröffneten Halle für 3.714 Zuschauer ein Leichtathletik-Stadion, eine Eislaufbahn, die im Sommer zu Tennisplätzen umfunktioniert wird, ein Schwimmbad und eine Kegel- und Bowlinghalle – die Stadt Lubin bietet also einiges für ihre sportliche Bevölkerung! Da der Ticketdrucker noch nicht funktionierte, wurden wir nach kurzem Anruf am Halleneingang ohne Kontrolle eingelassen und direkt zu unseren Plätzen im Gästeblock G gebracht. Die Halle war noch menschenleer, wirkte dadurch mit ihren Einzelschalensitzen in den Vereinsfarben weiß, grün und orange aber nicht weniger beeindruckend. Nach kurzer Zeit bekam unsere kleine Blomberger Fraktion Verstärkung, die uns Judith bereits am Dienstag beim monatlichen Fanbase-Treffen angekündigt hatte: Ihre Eltern waren ebenfalls extra aus Norddeutschland zum Spiel nach Polen gereist.

Der Verein MKS Zagłębie Lubin wurde 1967 als Männer-Feldhandballverein gegründet; erst später kam auch ein Frauenteam dazu, das mit fünf polnischen Meisterschaften (davon vier in den letzten vier Jahren), 13 Vizemeisterschaften und neun Pokalsiegen den Männern längst den Rang abgelaufen hat. In der vergangenen Saison spielte das Team sogar in der Champions League, kassierte dort allerdings in 14 Gruppenspielen nur Niederlagen. Hauptsponsor ist der polnische Kupferbergbaukonzern KGHM Polska Miedz, dessen Initialen dem Vereinsnamen vorangestellt sind. Daneben gibt es noch ein Erstliga-Fußballteam gleichen Namens, das aber direkt dem KGHM-Konzern gehört. Cheftrainerin Bozena Karkut ist übrigens bereits seit November 2000 (!) in dieser Funktion bei Lubins Handballfrauen tätig – zuvor war sie eine Weltklasse- Rechtsaußenspielerin.

Je näher die Anwurfzeit 18 Uhr kam, desto mehr fragten wir uns, wo denn die angekündigten über 3.000 Zuschauer bleiben – im Lubiner Fanblock D herrschte noch gähnende Leere, auch die übrigen Plätze waren alles andere als gut gefüllt. Die letztlich offiziell gemeldete Zuschauerzahl von 3.091 wurde niemals – nicht mal annähernd – erreicht: Geschätzt waren vielleicht 2.000 bis maximal 2.200 Plätze besetzt. Auch die Geräuschkulisse aus Block D war deutlich leiser als beim ersten Heimspiel von Lubin gegen Mosonmagyaróvár – man konnte unsere vier Trommeln plus Tröte recht gut hören, was uns nach Spielende auch die HSG-Spielerinnen bestätigt haben.

Das Hinspiel in Lemgo zwei Wochen zuvor hatte die HSG bekanntlich trotz eines Mini-Kaders dank des von Zoe in letzter Sekunde gehaltenen Siebenmeters mit 27:26 gewonnen. An diesem Abend in Lubin war die HSG-Bank zwar durch die genesenen Spielerinnen Ona, Amber, Alexia, Andrea und Lisa wieder etwas breiter besetzt, dafür fehlte aber mit Laetitia eine zentrale Figur in Abwehr und Angriff. Zunächst sah es so aus, als ob die HSG das gut wegstecken würde: Nach neun Minuten führte sie mit 3:7, doch nur sieben Minuten später lagen die Gastgeberinnen beim 10:9 plötzlich mit einem Tor vorn und zwangen Steffen zur ersten Auszeit. Immer wieder scheiterte die HSG mit unplatzierten Würfen an Lubins Torhüterin Monika Maliczkiewicz oder hatte Pech mit insgesamt fünf Latten- und Pfostentreffern. Beide HSG-Torhüterinnen waren diesmal leider kein Faktor. So führte Zaglebie Lubin zur Pause nicht unverdient mit 15:13.

Nach Wiederanpfiff änderte sich zunächst wenig an der polnischen Zwei-Tore-Führung. In der 35. Minute dann der Schockmoment: Beim Absprung zu ihrem Tempogegenstoß-Tor zum 17:16 schrie Amber auf und blieb anschließend auf dem Hallenboden liegen. Letztlich bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Bei der Aktion hatte sie sich das Kreuzband gerissen. Anschließend konnten Alexia und Nieke zwar noch zweimal ausgleichen, doch die Heimmannschaft legte immer wieder vor und gewann mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel. Die unglücklichen, fast zeitgleichen Zweiminutenstrafen für Nieke und Alexia in der 44./45. Minute und die folgende fast neunminütige HSG-Torflaute ließen Lubin bis auf fünf Tore wegziehen. Trotz des großartigen Einsatzes bis zur letzten Sekunde war dieser Rückstand neun Minuten vor Schluss einfach nicht mehr ganz aufzuholen – dank der in der Schlussphase stark spielenden Ona, die fast im Zweiminutentakt alle fünf letzten Blomberger Treffer bis zum 29:27-Endstand markierte, konnte die HSG aber noch auf zwei Treffer verkürzen. Bitter dabei, dass Blomberg mit nur einem einzigen weiteren Tor sogar den direkten Vergleich mit Lubin wegen der mehr erzielten Auswärtstreffer für sich entschieden hätte – man hätte also gar nicht unbedingt gewinnen müssen! Denn auch wenn die Gruppentabelle nach vier Spieltagen derzeit noch die HSG wegen der etwas besseren Tordifferenz vorn sieht: Nach Abschluss der Gruppenphase zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich und dort hat Blomberg gegenüber Lubin nun das Nachsehen.

Zugegeben: Der HSG-Rückraum war mit nur vier eingesetzten Spielerinnen alles andere als üppig besetzt. Doch während Nieke mit acht Treffern zweitbeste HSG-Torschützin hinter Ona (neun Treffer) war, trafen Andrea, Lisa und Ida nur jeweils einmal – zu wenig, um eine erfahrene Mannschaft wie Lubin in Bedrängnis zu bringen. Nach dem Spiel wurde Nieke gleich zweimal von zwei verschiedenen Sponsoren ausgezeichnet – als beste (Feld-)Torschützin (Siebenmetertreffer fielen dabei wohl aus der Wertung, denn sonst hätte ja Ona die Auszeichnung bekommen?) und als MVP der Gastmannschaft. Melanie und Laura kamen noch hoch zu uns auf die Tribüne und bedankten sich bei jedem für den Support. Anschließend packten wir unsere Sachen ein, verabschiedeten uns von Judiths Eltern und brachten unser Equipment aus der Halle zum Bulli. Da alle anderen Restaurants in Lubin samstags schon um 20 oder spätestens 21 Uhr schlossen, hatten wir beim Italiener schräg gegenüber der Halle einen Tisch reserviert. Lustig: Auch die HSG hatte dort Pizza bestellt – kurz nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, kamen Jens, Maxi und Zoe zum Abholen vorbei! Auch wenn wir statt Bigos oder Pierogi eher un-polnische Pasta- und Pizzagerichte auf unseren Tellern hatten: Geschmeckt hat es allen prima und zumindest bei den Getränken blieben wir mit Lech Pils (poln. Piwo=Bier) und einem polnischen Wodka zur Verdauung „im Lande“. Nach der kurzen Rückfahrt zum Hotel verabschiedeten sich die meisten von uns schnell auf ihre Zimmer – der Nachtportier soll allerdings noch bis weit nach Mitternacht mit der Getränkeversorgung für zwei durstige Deutsche beschäftigt gewesen sein …

Nach einem herzhaften Frühstück am nächsten Morgen beschlossen wir spontan, unser Programm an diesem kalten, aber sonnigen Sonntag um einen kleinen Abstecher in den Spreewald zu erweitern. Zunächst fuhren wir aber noch einmal kurz nach Lubin und sahen uns die Sporthalle bei Tageslicht genauer an. Dabei stellten wir fest, dass die Kacheln der Hallenverkleidung je nach Betrachtungswinkel die Farbe wechseln. Nach ein paar schnellen Fotos „unserer“ Pizzeria vom Vorabend verabschiedeten wir uns von Lubin, passierten bald die deutsch- polnische Grenze und waren kurz nach Mittag in Lübbenau im Spreewald angekommen. Trotz der eisigen Temperaturen wurden dort Kahntouren (inklusive Wolldecken und Glühwein!) angeboten – dafür war sogar eigens das dünne Eis auf den Kanälen gebrochen worden! Wir blieben lieber auf dem Trockenen, sahen uns Schlosspark und Schloss von außen an und stärkten uns für die letzte Etappe bis Blomberg. Der eine oder andere konnte auch den angebotenen Spreewaldgurken nicht widerstehen. Bei dem schönen Wetter war der hübsche Ort selbst im Februar gut besucht – was muss hier erst an einem Sommerwochenende los sein? Die weitere Rückfahrt bis Blomberg verlief zügig und staufrei. Trotz des nicht ganz optimalen sportlichen Ergebnisses haben wir auch auf dieser Auswärtsfahrt nach Polen wieder viel erlebt und Spaß gehabt. Am Mittwoch nach dem Spiel erschien in der „Lippischen Landes-Zeitung“ ein längerer Bericht über unsere Tour – natürlich nicht ganz so ausführlich wie dieser hier … Und zum Schluss: Alle Mitfahrer nach Lubin wünschen Amber gute Besserung!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Auswärtssieg in Mosonmagyaróvár

Fahrt zum ersten EHF Auswärtsspielder Gruppenphase nach Ungarn

„Es hätte schlimmer kommen können“ war am 21. November 2024 die einhellige Meinung in Blomberg nach der Auslosung der European League-Gruppenphase. Für uns von der Fanbase bedeuteten die Gegner in Mosonmagyaróvár/Ungarn, Lubin/Polen und Dijon/Frankreich drei „machbare“ und gleichzeitig hochinteressante Auswärtsfahrten. Nachdem die einzelnen Hin- und Rückspiele terminiert worden waren, begannen wir mit der Detailplanung: Wer fährt wohin mit und wie kommen wir dort hin? Schnell stand fest: Zum ersten Auswärtsspiel am Sonntag 19. Januar 2025 um 16 Uhr beim ungarischen Vertreter Motherson Mosonmagyaróvári KCSE nehmen wir die Bahn, denn vor gut drei Jahren waren wir dort auf dem Weg nach Vác schon einmal mit dem Zug durchgefahren. Die Bahntickets und zwei Übernachtungen in einem Hotel nahe der Spielstätte, der örtlichen UFM-Aréna, waren für uns fünf Mitfahrer schnell gebucht. Mit den Tickets zum Spiel dauerte es dagegen länger und im Januar erfuhren wir auch, warum: Eine erste E-Mail-Anfrage beim ungarischen Verein Mitte Dezember und eine Erinnerung zwischen den Feiertagen blieben unbeantwortet. Daraufhin haben wir Anfang Januar den von der EHF als Kontakt für die Gastmannschaft genannten Ansprechpartner direkt angemailt. Inzwischen waren die Ungarn aber nicht untätig geblieben, hatten bei der Blomberger Polizei (!) angerufen und sich erkundigt, welche Gefahr denn wohl von uns fünf ausgehen würde und ob besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich wären. Dies alles traf das Blomberger Polizeirevier verständlicherweise etwas unvorbereitet, aber Dein Freund und Helfer war so nett und fragte auf der HSG-Geschäftsstelle nach – so erfuhren wir schließlich auch davon. Wir hoffen wirklich, dass die für die Sicherheit Verantwortlichen in Mosonmagyaróvár nach der Antwort aus dem fernen Blomberg wieder etwas ruhiger schlafen konnten … Jedenfalls bekamen wir dann recht schnell die Info, dass es einen separaten Gästefanblock nur für uns in der UFM-Aréna gibt, dass unsere Tickets an der Tageskasse hinterlegt sind und man sich sogar auf unseren Besuch freuen würde.

Da wir unsere sperrigen Trommeln nicht mitnehmen konnten, hatten wir uns stattdessen drei kleine handbetriebene Tröten beschafft, die einen wirklich fürchterlichen Sound hatten – nur ruhig zuschauen ist doof und schließlich mussten wir ja unserem offensichtlich zweifelhaften Ruf in Ungarn irgendwie gerecht werden! Monika besorgte uns vorab ungarische Forint in bar und einen Tag vor dem Spiel machten wir uns am Samstagmorgen mit zwei Autos auf den Weg nach Altenbeken. Mit der Bahn ging es von dort über Kassel-Wilhelmshöhe und Wien-Meidling weiter nach Mosonmagyaróvár (nach unzähligen Versuchen können inzwischen alle fünf Mitfahrer den Ortsnamen halbwegs korrekt und mehr oder weniger flüssig aussprechen), einem Ort mit rund 30.000 Einwohnern nur wenige Kilometer hinter der österreich-ungarischen Grenze. Dort kamen wir pünktlich auf die Minute um 18.35 Uhr an. Es war schon dunkel, deshalb konnten wir die schöne alte Dampflokomotive direkt neben dem Bahnhof erst bei der Abreise zwei Tage später bewundern.

Die knapp vier Kilometer zwischen dem Bahnhof im Ortsteil Moson (Wieselburg) und dem Nimród Hotel im Ortsteil Magyaróvár (Ungarisch Altenburg) legten wir wahlweise mit dem Taxi bzw. zu Fuß zurück.

Einchecken verbrachten wir den Rest des Abends im Hotel-Restaurant bei wunderbarem ungarischen Essen und dem einen oder anderen Kaltgetränk aus dem nahen Österreich.
Am nächsten Morgen wurde erst mal ausgiebig gefrühstückt. Bevor wir uns an die Erkundung von Mosonmagyaróvár machten, stockten wir in einer Wechselstube noch schnell unseren Forint- Vorrat etwas auf, denn der Umrechnungskurs im Hotel ließ vermuten, dass der Hotelier einer uralten Dynastie von Raubrittern angehörte. Der Tesco-Supermarkt gegenüber hatte zum Glück auch sonntags geöffnet – hier besorgten wir uns Klebeband zum Befestigen des Fanbase- Banners und der lippischen Flagge, denn die Rolle war zuhause liegengeblieben. Zunächst führte uns der Weg vorbei an einer typischen Plattenbau-Siedlung und schicken neuen Mehrfamilienhäusern zur UFM-Aréna, die etwa einen Kilometer von unserem Hotel entfernt liegt.

Um diese Zeit war hier noch nichts los, also machten wir ein paar Fotos und zogen weiter zur nahegelegenen Altstadt. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die historische Burg aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Direkt daneben steht das wunderschöne, 1912 gebaute Jugendstilgebäude der Széchenyi István- Universität.

Die kurze Fußgängerzone bot mit vielen leerstehenden und teilweise verfallenden Gebäuden einen eher tristen Anblick. Eins aber gibt es in Mosonmagyaróvár im Überfluss, nämlich – Zahnärzte! Offenbar kommt halb Österreich hierher und lässt sich preiswerte Kronen und Implantate verpassen. Manche Zahnkliniken haben sogar ein eigenes angegliedertes Hotel für längere, mehrtägige Behandlungen.

Zurück im Hotel packten wir unsere Ausrüstung ein, radikalisierten uns mit Trikots und Schals und machten uns erneut auf zur UFM-Aréna. An diesem trüben Tag war es empfindlich kalt und vor Ort mussten wir feststellen, dass der Ticketschalter und die Hallentüren erst eine Stunde vor Anwurf geöffnet werden. Kurz nach uns kam die HSG im schicken Mannschaftsbus der Ungarn aus ihrem Hotel in Györ an.

Unser Torwarttrainer Ronny Krüger hatte Mitleid mit frierenden HSG-Fans und besorgte uns aus der Halle Espressi zum Aufwärmen – danke, Ronny! Inzwischen trafen auch zunächst die Spielerinnen, dann die ersten Fans der Heimmannschaft ein. Um kurz vor 15 Uhr öffnete der Ticketschalter und zu unserer großen Überraschung waren dort sieben Freikarten für den Gästeblock hinterlegt – da lacht das Herz des Lippers, dieser Verein wurde uns immer sympathischer! Aber warum sieben Tickets, wir hatten doch nur fünf Leute angemeldet? Ganz einfach: Zwei Wiener Freundinnen von Ona waren ebenfalls zum Spiel angereist, wurden in der Halle mit Onas und Idas Trikots vom Dijon-Spiel ausgestattet (die weißen EHF-Trikots der HSG waren inzwischen von Errea geliefert worden) und verstärkten unsere kleine HSG-Fraktion.

Pünktlich um 15 Uhr öffneten sich dann die Türen zur gut geheizten Halle – endlich! Die am 18. Februar 2017 eröffnete UFM-Aréna (Baupreis über 2 Mrd. Forint, was damals umgerechnet knapp 6,5 Mio. € entsprach) fasst bei Sportveranstaltungen gut 1.000 Zuschauer und hat eine Besonderheit, die man in der deutschen Frauenhandball-Bundesliga vergeblich sucht: Neben der üblichen Tribüne mit 726 größtenteils blauen Einzelschalen-Klappsitzen an einer Hallen- Längsseite gibt es hinter einem Tor eine reine Stehplatz-Tribüne für etwa 300 Zuschauer mit roten und blauen „Wellenbrechern“.

Hier residieren die „Altenburg Ultras“, der örtliche Fanclub, dessen Performance wir schon auf Videos von ungarischen Ligaspielen bewundern konnten und der uns nun live und in Farbe eine einstündige Probe seines Könnens geben würde. Hut ab: Was dort mit Fahnen, Fanfaren, Trommeln und fast ununterbrochenen Fangesängen zelebriert wurde, hätte dem Kölner Rosenmontagszug alle Ehre gemacht – schon beeindruckend das Ganze!

Zum Glück war der Gästefanblock V mit seinen 80 Plätzen maximal weit von dort entfernt. Das Fanbase-Banner und die lippische Flagge durften wir problemlos am Zaun zum Spielfeld aufhängen. Zur „Bewachung“ von sieben einsamen Gästefans waren eigens zwei Security- Mitarbeiter abgestellt worden – einer oben am Eingang zum Block, einer unten direkt vor uns, der uns bis nach dem Abpfiff buchstäblich keine Sekunde aus den Augen ließ und sich ganz offensichtlich über den leichten Job an diesem Tag freute – wenn Györ dort spielt, ist im Gästeblock bestimmt mehr los!

Die Halle war an diesem Tag mit etwa 750 Zuschauern nicht komplett gefüllt. Die Sperre von Spielerinnen, Trainern und Heimfans galt nicht für internationale Spiele, doch Cheftrainer Janos Gyurka saß nicht etwa auf der Bank, sondern als Zuschauer auf der Tribüne – eine halbe Stunde vor Anwurf hatte der Verein mitgeteilt, dass man sich im gegenseitigen Einvernehmen von ihm getrennt hatte. Bei Motherson Mosonmagyaróvári KCSE brennt offenbar im Moment der Baum, was der HSG ja nur recht sein konnte. Dann liefen die Mannschaften ein und das Spiel ging los: Wir brauchten ein, zwei Angriffe, bis wir unsere Tröten „synchronisiert“ hatten, aber dann erwiesen sie sich als echte „Partycrasher“, was die bösen Blicke von der Tribüne nebenan bewiesen. Trotzdem dauerte es bis etwa zur 50. Minute, bevor ein Heimfan in unseren Block kam und uns sehr nett bat, wir sollten doch aufhören, weil wir „ihren Takt stören würden“. Genau das war unsere Absicht, also haben wir ihn nett angelächelt – und weitergemacht. Eine Beschwerde bei „unserem“ Security-Mitarbeiter brachte dem Fan auch nur ein müdes Schulterzucken ein, also zog er wieder ab – der Stinkefinger in unsere Richtung war sicher der Brisanz der Partie geschuldet.

Ohne detailliert auf den Spielverlauf eingehen zu wollen: Es war eine Begegnung zweier absolut gleichwertiger Mannschaften – die allermeiste Zeit stand es entweder Unentschieden, oder eins der beiden Teams führte mit nur einem Treffer. Nur zweimal gelang es einer Mannschaft, einen Drei-Tore-Vorsprung herauszuholen – beim HSG-Blitzstart zum 1:4 und nach Idas wichtigem Treffer zum 27:30 in der Crunchtime. Die von Metz an Mosonmagyaróvár ausgeliehene junge französische Torhüterin Mélanie Halter machte mehr als einmal „Hundertprozentige“ der HSG zunichte. Auch sie hatte aber wenig Mittel gegen die wie entfesselt aufspielende Nieke, die am Ende 12 Tore erzielte, darunter beim 22:22 auch einer ihrer langsam zum Markenzeichen werdenden Dreher. Laetitia stand dem mit ihren sieben Treffern nicht viel nach. Als Diana kurz vor der Pause verletzt vom Feld musste, ahnten wir Böses – und wunderten uns umso mehr, dass sie sich in der Halbzeit schon wieder warmlief, beim Wiederanpfiff tatsächlich auf der Platte stand und zwei ihrer drei Tore in Hälfte zwei erzielte – all das mit einem gebrochenen Mittelfuß, wie sich zwei Tage später herausstellte! In den letzten zehn Spielminuten lag die HSG durchgehend vorn und etwa ab Minute 55 spielten die Ungarn zunehmend nervöser und hektischer, während unser Team mit der Führung im Rücken cool blieb. Melanie in den letzten Minuten zurück ins HSG-Tor zu stellen, erwies sich als genialer Schachzug, denn 40 Sekunden vor Schluss verhinderte sie beim Stand von 32:33 mit einer Parade bei einem Durchbruch auf rechts den Ausgleich. Warum Mosonmagyaróvár danach nicht auf offensive Manndeckung umstellte, sondern sich in defensiver 6:0 am eigenen Kreis formierte, bleibt rätselhaft: So konnte sich unser Team nach Steffens Auszeit in aller Ruhe positionieren und Maxi machte nach Anspiel von Laetitia drei Sekunden vor Schluss mit dem 32:34-Endstand eiskalt den Deckel auf den nicht unbedingt fest einkalkulierten Blomberger Auswärtssieg.

Die Begeisterung bei allen HSG-Beteiligten war riesig – unser Team bedankte sich für den Support, es gab ein gemeinsames Foto und dann ging es für uns auch schon langsam auf den Rückweg. Auch diesen zweiten Abend verbrachten wir wieder im Restaurant unseres Hotels – unseren Tisch hübschten wir dabei durch einen passenden Tischläufer auf.

Durch das gesparte Eintrittsgeld hatten wir für die Siegesfeier reichlich Forint zur Verfügung, gönnten uns nach den leckeren Hauptgerichten noch Palatschinken oder Eis als Nachtisch und gingen dann zur Verkostung des schon am Vorabend angepriesenen Marillenschnapses über (Stichwort „Bei der Fanbase wird ja nur gesoffen!“). Zum weiteren Verlauf des Abends nur so viel: Wir haben keine Forint wieder mit zurückgebracht …

Nach dem Frühstück machten wir uns am Montagmorgen wieder zu Fuß oder mit dem Taxi auf den Weg zum Bahnhof und fuhren von dort auf derselben Strecke wie bei der Hinfahrt zurück nach Altenbeken. Zunächst lief auch alles wie am Schnürchen, doch (O-Ton eines Mitreisenden) „kaum erreicht man Deutschland, schon beginnt das Chaos“: In Passau ließen sich zwei ICE-Teile nicht zusammenkuppeln – ab dort hatten wir bis Kassel durchgängig etwa eine Stunde Verspätung. Das machte überhaupt nichts, denn unser Anschluss Kassel-Altenbeken fiel sowieso komplett aus! Zum Glück fuhr danach noch ein weiterer Zug, so dass wir mit knapp 90 Minuten Verzögerung schließlich kurz vor halb elf Uhr abends in Altenbeken ankamen.

Auch mit einigen Tagen Abstand ist die Freude über den zweiten HSG-Sieg gegen einen wirklich starken internationalen Gegner immer noch groß und wir fiebern schon alle den zwei kommenden Fahrten nach Lubin und Dijon im Februar entgegen – dann aber wieder mit Trommeln statt Tröten! Würden wir wieder für ein Handballspiel nach Ungarn fahren? Sofort! Wir haben dort viel gesehen, ein spannendes Spiel in einer tollen Atmosphäre erlebt, richtig gut gegessen und von der ersten bis zur letzten Minute der Reise viel Spaß gehabt. Diese erste europäische Fanbase- Auswärtsfahrt seit mehr als drei Jahren wird allen Mitfahrern „definitiv“ (Insider!) noch lange in bester Erinnerung bleiben!

Text: Uwe Jakob, Fotos: Uwe Jakob, HSG Blomberg-Lippe (Titelbild)

Fanbase hilft!

Im Rahmen Ihrer diesjährigen Sammelaktion für krebskranke Kinder machte die Aktion Löwenmama auch in diesem Jahr wieder in der Halle an der Ulmenallee Station. Aus dem Nachlass unseres verstorbenen Mitgliedes Detlev Kelle waren Gelder für diese Aktion generiert worden, und so konnte zu den schon überreichten Schokonikoläusen noch viele Spielsachen für Kinder erstanden werden, die Weihnachten im Krankenhaus verbringen müssen. Ehrensache, dass die HSG Fanbase e.V. diese tolle Aktion auch wieder unterstützt. Zusammen mit Löwenmama Susanne Saage wurden über 20 Geschenke ausgesucht und der Aktion zur Verfügung gestellt.

Bildzeile: Fast der gesamte Vorstand war dabei, als der Löwenmama (2. v.r.) die Geschenke überreicht wurden: Katrin Merz, Monika Velser, Klaus Stapela und Axel Brand

Fanbase unterstützt die Jugendarbeit der HSG

Es ist mittlerweile zum guten Brauch geworden, dass die Fanbase die Jugendarbeit der HSG Blomberg unterstützt. Auch in diesem Jahr wechselte ein Briefumschlag mit wertvollem Inhalt den Besitzer. Im Rahmen des Bundesligaspiels gegen Buxtehude freute sich Jugendkoordinator Timon Döring zusammen mit dem Vorstand der Fanbase über eine willkommene Spende für die erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins, welches sich immer wieder in tollen Erfolgen widerspiegelt.

Der Meister ist eine Nummer zu groß

Auswärtsfahrt zur HB Ludwigsburg

Nur zwei Tage nach unserer Bad Langensalza-Fahrt waren wir am 29.12. schon wieder mit dem Bulli der „Lippischen“ unterwegs – diesmal nur zu fünft und zum amtierenden Deutschen Meister nach Ludwigsburg. Die Fahrt dorthin dauert bekanntlich etwas länger, deshalb verzichteten wir diesmal auf ein Rahmenprogramm und fuhren erst um 9.30 Uhr morgens los, als der „HSG-Express“ schon auf dem Weg nach Süden war. Unterwegs machten wir eine ausgedehnte Pause an der A7-Raststätte Großenmoor, denn Monika hatte wieder Kaffee und Brötchen für alle dabei – dafür vielen Dank! Schon knapp zwei Stunden vor Spielbeginn erreichten wir die Halle in der Ludwigsburger Innenstadt – auf der Suche nach einem Bulli-geeigneten Parkplatz in der Nähe begegnete uns bereits das HSG-Team auf dem obligatorischen Spaziergang.

Die Bundesligamannschaft der SG BBM Bietigheim war bekanntlich zu Saisonbeginn zur HB Ludwigsburg gewechselt und tritt nun unter diesem Namen an. Champions League-Spiele und einzelne Bundesligapartien hatte man auch in der Vergangenheit schon in der Ludwigsburger MHP-Arena ausgetragen; nun finden alle Heimspiele dort statt. Außer Monika kannte noch niemand von uns die 2009 eingeweihte, fast quadratische Halle mit 3.800 Handball-Sitzplätzen, die bisher hauptsächlich vom örtlichen Basketball-Bundesligisten genutzt wurde. Tageskasse und Halleneingang waren noch geschlossen, trotzdem kamen wir „irgendwie“ problemlos bis ins Arena-Foyer und konnten dort unsere „Kapelle“ bis zur offiziellen Öffnung eine Stunde vor Anwurf abstellen. In der Zwischenzeit stärkten wir uns vor der Halle, besorgten die Eintrittskarten und unterhielten uns mit der Familie von Zoe, die wir schon sechs Wochen zuvor in Metzingen kennengelernt hatten.

In der komplett mit Klappsitzen und Rückenlehnen bestuhlten MHP-Arena bezogen wir unsere Plätze im Gästeblock D1 in einer Ecke des Spielfelds etwa auf halber Tribünenhöhe. Schräg gegenüber hinter dem anderen Tor hatten die acht „Lady Drummer“ der Heimmannschaft ihr Orchester aufgebaut. Zum Trommeln sind solche steilen Tribünen mit Rückenlehnen eher schlecht geeignet – zum Glück war nicht jeder Platz besetzt, so dass wir uns ausbreiten konnten. Davon abgesehen ist die MHP-Arena eine fantastische Spielstätte und stellt einen Quantensprung gegenüber der altehrwürdigen Bietigheimer „Sporthalle am Viadukt“ dar. Zum Spiel gegen Blomberg waren 3.084 Zuschauer gekommen und sorgten für eine tolle Atmosphäre. Darunter waren 370 Minis und F-Jugendliche aus dem Handballbezirk Ens-Murr, die in der Halbzeitpause aufs Spielfeld kamen, sowie Eltern, Trainer und Betreuer.

Sowohl Hallensprecher als auch Livestream-Kommentator hatten den Namen „Blomberg“ offenbar noch nie zuvor gehört – vielleicht kann Ludwigsburgs neuer Geschäftsstellenleiter Kornej Weibert da ja etwas Entwicklungshilfe leisten? Vor dem Einlaufen der Mannschaften gab dann der Hallensprecher noch einen kurzen Überblick über den heutigen Gegner aus „Bloomberg“ und erwähnte dabei besonders die Torhüterin „Melanie Wachter“ – ohne Worte … Mit wem es die HSG zu tun bekam, wurde direkt vor Anpfiff deutlich, als die Ludwigsburger EM-Teilnehmerinnen mit Blumensträußen bedacht wurden – gerade mal drei Spielerinnen gingen dabei leer aus!

Wenn man den Gegner möglichst lange ärgern will, sollte man nach Möglichkeit nicht gleich die ersten zehn Minuten des Spiels verschlafen. Genau das tat die HSG leider, lud die Heimmannschaft mit technischen Fehlern und harmlosen Abschlüssen zu Tempogegenstößen ein und lag folgerichtig nach 12 Minuten bei Steffens erster Auszeit schon mit 1:8 zurück. Auch wenn es ein einziges Mal bei Maxis 9:3 geklappt hat, erwiesen sich Heber insgesamt als völlig ungeeignetes Mittel, um die schwedische Nationaltorhüterin Johanna Bundsen im Ludwigsburger Tor zu überwinden. Die kam in der ersten Spielhälfte bereits auf neun Paraden und damit auf eine Quote von fast 50 % gehaltener Bälle. Obwohl die HSG nach der Auszeit besser ins Spiel fand, kam sie nicht mehr näher als auf fünf Tore an Ludwigsburg heran, lag zur Halbzeit mit 16:10 zurück und konnte sich bei Melanie im Tor und bei unseren beiden Linksaußen bedanken, dass der Rückstand nicht noch deutlicher war: Melanie konnte auch bereits acht Paraden vorweisen, Alexia hatte dreimal aus dem Spiel heraus getroffen und Ona war bis dahin dreimal vom Siebenmeterpunkt erfolgreich gewesen.

In der zweiten Spielhälfte kam Ona dann für Alexia aufs Feld und erzielte gleich den ersten Treffer zum 16:11. Insgesamt gelangen ihr drei Feldtore – bei den Siebenmetern war sie leider nicht mehr ganz so treffsicher wie in der ersten Halbzeit und vergab zweimal bei fünf weiteren Versuchen. Nach gut 40 Minuten wechselte Zoe für Melanie ins Tor und nutzte auch noch mehrmals die Chance, sich auszuzeichnen. All das änderte nichts an der Ludwigsburger Überlegenheit: Beim 22:12 in der 38. Minute, einem tollen Kempa-Tor von Antje Döll nach Pass von Johanna Bundsen quer über das ganze Spielfeld, war der Blomberger Rückstand erstmals zweistellig. Doch die HSG bewies Moral – weiter wegziehen ließ sie den Favoriten nicht. Neun Minuten vor Spielende brachte Steffen dann Carolin bei den HSG-Angriffen ins Spiel. Fast hätte sie in der letzten Minute noch ihr zweites Bundesligator gemacht, aber bei ihrem Rückraumkracher aus neun Metern hatte die Querlatte leider etwas dagegen. So erzielte Ona nach dem ersten auch den letzten Treffer in Halbzeit zwei zum standesgemäßen Endstand von 32:24. Ihre neun Tore machten sie nicht nur zum wiederholten Mal in dieser Saison zur Toptorschützin des Spiels, sondern katapultierten sie auch mit insgesamt 55 Treffern unter die „Top Five“ der gesamten HBF.

Noch etwas mehr Statistik: Zwei weitere HSG-Spielerinnen steht dort aktuell sogar auf dem „Treppchen“: Melanie liegt ligaweit mit durchschnittlich 9,7 Paraden pro Spiel auf Platz drei – und Nieke belegt mit neun Zwei-Minuten-Zeitstrafen in acht gespielten Partien derzeit den zweiten Rang in der Sünder-Statistik! Das zeigt, wie wichtig sie nicht nur als Torschützin, sondern auch für die HSG-Abwehr ist. Hinter Ona gab es bei den HSG-Torschützen eine große Lücke bis zu Alexia, Laetitia und Andrea mit jeweils drei Treffern. Der übrige Blomberger Rückraum blieb komplett torlos, und insgesamt nur sechs Rückraumtreffer in 60 Minuten sind einfach zu wenig – gegen den THC waren es zumindest noch neun gewesen. Dagegen erzielten alle 11 eingesetzten Ludwigsburger Feldspielerinnen mindestens ein Tor. Auch wenn das Heimteam vermutlich in dieser Saison noch bessere Spiele abgeliefert hat, ist es selbst durch die Blomberger Brille betrachtet ein Genuss, diesem internationalen Starensemble beim Handballspielen zuzuschauen. Darüber waren wir uns auf der Rückfahrt alle einig: Der Blick geht nach vorn zu den kommenden zwei Bundesliga-Heimspielen gegen Göppingen und Zwickau und dem ersten „So-gut-wie-Heimspiel“ in der European League-Gruppenphase gegen Dijon.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Torarm in Thüringen

Auswärtsfahrt zum THC nach Bad Langensalza

Der Spielplan zwischen Weihnachten und Neujahr hatte es diesmal in sich, denn die HSG Blomberg-Lippe musste gleich zweimal auswärts ran und das auch noch bei den Spitzenteams Thüringer HC und HB Ludwigsburg (ehemals SG BBM Bietigheim). Da war eine Fortsetzung der Ligaspiel-Serie ohne Niederlagen (vier Siege und ein Unentschieden seit dem knappen 21:22 beim BvB im September) nicht unbedingt zu erwarten … Diese „Feiertags-Spiele“ sind traditionell immer besonders gut besucht – auch wir starteten am 27.12. kurz vor Mittag zu acht im vollen Bulli der „Lippischen“ Richtung Thüringen.

Während in Blomberg bei der Abfahrt gerade die Sonne herausgekommen war, lag gut zwei Stunden später an der Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen alles im dichten Nebel. Hier befindet sich nordöstlich von Bad Sooden-Allendorf an der Werra das Grenzmuseum Schifflersgrund, das schon 1991 eröffnet wurde und einen umfassenden, sehr detaillierten Überblick über das System der Grenzsicherung der DDR gibt. Wir hatten uns über dieses Thema ja bereits vor gut drei Jahren im Berliner Mauermuseum am „Checkpoint Charlie“ informiert, aber während es dort vor allem um die abenteuerlichen und teilweise spektakulären Fluchtwege von DDR-Bürgern geht, stehen im Grenzmuseum eher die Entwicklungen in Deutschland vom Kriegsende bis zum Ausbau der Grenzbefestigungen 1961 und das unspektakuläre Alltagsleben in den Orten der Region hinter dem „Eisernen Vorhang“ im Mittelpunkt. Man erfährt vom Schmuggel mit Handkarren zwischen den Besatzungszonen direkt nach Kriegsende, vom Aufbau der Grenzbefestigungsanlagen und den damit verbundenen Umsiedlungen. Immer wieder kommen dabei Zeitzeugen aus der Region zu Wort.

Neben einer brandneuen Dauerausstellung mit Original-Exponaten, Fotos, Schautafeln und Videos gibt es ein Außengelände, in dem ein Beobachtungsturm und fast ein Kilometer Grenzzaun mit Kontrollstreifen und Kolonnenweg im Originalzustand erhalten sind. Auch Fahrzeuge und Helikopter der Grenztruppen auf beiden Seiten werden ausgestellt. Alles in allem ein wichtiges und – gerade weil es so unspektakulär daherkommt – beeindruckendes Museum, das die Erinnerung an die Jahrzehnte der deutschen Teilung vor dem langsamen Vergessen bewahren soll. Der nasskalte Nebel lud nicht gerade zum Freiluft-Picknick ein – zum Glück durften wir unsere verspätete Mittagspause mit Brötchen, Käse und Jagdwurst ins gut beheizte Eingangs- Foyer des Museums verlegen. Gestärkt machten wir uns anschließend auf die Weiterfahrt nach Bad Langensalza.

Bei unserer Ankunft hatte die Salzahalle noch nicht geöffnet, aber die ersten Thüringer Bratwürste waren schon fertig und fanden schnell Abnehmer – eine leckere Thüringer geht immer! Trotz bestätigter Voranmeldung hieß es zunächst, dass für einen Teil unserer Gruppe nur noch Stehplätze frei wären, aber am Ende fanden wir alle in den obersten Reihen des Gästeblocks einen freien Sitzplatz. Die Salzahalle war mit 1.624 Zuschauern so gut wie ausverkauft, entsprechend laut war die Unterstützung von den Rängen für die Heimmannschaft. Auf Blomberger Seite fiel Nieke leider mit einer Erkältung aus – sie wurde im Spielverlauf schmerzlich vermisst. Ein erstes Highlight – Onas Kempa-Versuch in der 11. Minute beim Stand von 3:3 – brachte leider keinen zählbaren Erfolg. Dafür gab es in der Anfangsphase gleich mehrere schöne Schlagwurf-Tore von Laetitia und Andrea zu sehen. In einem insgesamt torarmen Spiel konnte die HSG bei Onas 6:6 in der 21. Minute zum letzten Mal ausgleichen. Gut zwei Minuten später gelang Ida dann beim 8:7-Anschlusstreffer ein echter Knaller aus dem Rückraum – leider gab es davon im Spielverlauf nur wenige, denn immer wieder blieben unsere Rückraumspielerinnen im Innenblock des THC hängen. Der Halbzeitstand von 12:9 für die Gastgeberinnen spiegelte die engagierte Abwehrarbeit beider Teams und die Vielzahl an Paraden von Dinah Eckerle und Melanie Veith wider.

Obwohl Melanie in den ersten 30 Minuten wie eigentlich immer ein starker Rückhalt gewesen war, kam in der 2. Hälfte Zoe für sie ins Tor. Halbzeit zwei begann mit mehreren schönen Treffern beider Teams von den Außenpositionen, und nach und nach konnte der THC seinen Vorsprung bis auf sechs Tore ausbauen. Die Torhüterinnen auf beiden Seiten zeigten auch weiterhin viele gute Aktionen und konnten sich außerdem beide mit Würfen quer übers ganze Feld ins leere gegnerische Tor in die Torschützenliste eintragen: Dinah Eckerle beim 18:12 in der 42. Minute, Zoe Ludwig 13 Minuten später beim 20:17. Trotz des zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstands hielt die HSG bis zur letzten Minute voll dagegen und konnte mit einem 4:0-Lauf mit Toren von Laetitia, zweimal Ona und Zoe vom 20:14 noch einmal bis auf 20:18 drei Minuten vor Spielende verkürzen. Ging da noch was? In den Schlussminuten war dann auf beiden Seiten „jeder Schuss ein Treffer“ – das letzte Tor der Partie erzielte Judith zehn Sekunden vor Abpfiff zum 23:21- Endstand.

Beste HSG-Torschützin war wieder einmal Ona mit fünf Toren – auch Johanna Reichert von THC kam diesmal „nur“ auf fünf Treffer, beim letzten Aufeinandertreffen in Bad Langensalza im Mai waren es noch 14 gewesen! Niederlage hin oder her – beim THC kann man verlieren und der Einsatz aller HSG-Spielerinnen hat gestimmt. Spielentscheidend war letztlich die fehlende Durchschlagskraft im Angriff, besonders aus dem Rückraum. Hier hat Nieke eindeutig gefehlt, aber eine Erkältung ist ja bald auskuriert und im neuen Jahr greifen wir national und international wieder voll an. Apropos „international“: Der Thüringer HC ist mit zwei Siegen gegen das ja auch in Blomberg nicht unbekannte ungarische Team aus Vác in die European League-Gruppenphase eingezogen und hat nun im Januar und Februar mit den Gegnern aus Braila/Rumänien, Larvik/Norwegen und Elche/Spanien deutlich mehr Reise-Stress vor sich als die Blombergerinnen. Und ein Aufeinandertreffen ist frühestens beim FinalFour in Graz möglich …!

Wir packten unsere Sachen und machten uns durch den thüringischen Nebel auf den Rückweg ins sternenklare Blomberg, wo wir gegen 0:30 Uhr ankamen und uns beim Freikratzen unserer Autos warmhalten konnten. Die Trommeln ließen wir gleich im Bulli, denn schon zwei Tage später waren wir wieder damit unterwegs, diesmal Richtung Ludwigsburg. Vielen Dank an unseren Fahrer Eckard!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Kinder stellt die Stiefel raus…

Auch wenn der Nikolaustag schon ein paar Tage her ist, haben wir die “Aktion Löwenmama” in Person unseres Fanbase-Mitglieds Susanne Saage auch in diesem Jahr wieder mit Schokonikoläuse unterstützt. Oder eher mit Schokoweihnachtsmännern.

Dazu kommt noch die Hälfte der Summe, die sich aus der Versteigerung des Fan-Nachlasses unseres verstorbenen Mitglieds Detlev Kelle ergeben hat (die andere Hälfte kommt der Jugendarbeit der HSG zugute). Auf Wunsch von Susi wird das Geld aber nicht gespendet, sondern fließt direkt in Geschenkewünsche, die dann an Weihnachten die Augen der kleinen Patienten zum Leuchten bringen.

Falls ihr die “Aktion Löwenmama” ebenfalls unterstützen wollt, dann habt ihr am kommenden Sonntag vor dem Spiel der HSG Blomberg-Lippe gegen den Buxtehuder SV die Gelegenheit dazu, denn Susanne Saage wird mit einem Geschenketisch im Foyer der Halle an der Ulmenallee vertreten sein.

Das Meisterstück von Metzingen

Auswärtsspiel im EHF-Pokal gegen die TuSsies

Nur drei Tage nach dem Unentschieden in Oldenburg stand für die HSG am 16. November zum Abschluss von zwei „Englischen Wochen“ das fünfte und letzte November-Spiel innerhalb von 16 Tagen auf dem Programm: das Rückspiel in der dritten EHF European League-Qualifikationsrunde bei den „TuSsies“ in Metzingen. Das Hinspiel hatte Blomberg bekanntlich mit 30:21 gewonnen und sich im innerdeutschen Duell einen sehr komfortablen Vorsprung erarbeitet. Gerade weil wir beim Auswärtsspiel in Belgrad in der zweiten Quali-Runde nicht dabei gewesen waren, wollten wir diesmal unbedingt unser Team beim letzten Schritt in Richtung Gruppenphase unterstützen und fuhren am Samstagmorgen um 9 Uhr zu siebt mit zwei Trommeln, einer Snare und einer Tröte im Bulli der „Lippischen“ los Richtung Süddeutschland.

Wir freuten uns besonders auf das erneute Wiedersehen mit Nele Franz, die bekanntlich seit dieser Saison eine „TuSsie“ ist und die uns auf unsere Nachfrage schon vor der Fahrt eine Metzinger Pizzeria empfohlen hatte. Unser erstes Ziel war aber wieder die „Outlet City“ und hier speziell die beiden Shops von Haribo und Lindt, die wir schon in der letzten Saison „heimgesucht“ hatten und deren Umsatzzahlen wir auch diesmal nicht unwesentlich in die Höhe getrieben haben. Anschließend meldete sich dann doch der Hunger, aber Neles Tipp war leider schon komplett ausgebucht. Deshalb kehrten wir wie in der letzten Saison in einem deutschen Restaurant am Marktplatz zu Suppe, Schnitzel oder Maultaschen ein. Von dort ging es dann zur Öschhalle, die noch gar nicht geöffnet hatte. Also machten wir erst mal ein paar Fotos und begrüßten den „HSG-Express“ bei seiner Ankunft mit unserer Mannschaft. Anders als in der Vorsaison bekamen wir diesmal sehr schöne Haupttribünen-Plätze direkt am Spielfeldrand – allerdings war die Öschhalle damals auch so gut wie ausverkauft gewesen, während an diesem Samstagabend gerade mal 320 Zuschauer den Weg in die Halle gefunden hatten. Darunter waren auch einige weitere HSG-Fans: Unsere Torhüterin Zoe hatte familiären Support aus der Heimat bekommen.

Wie drei Tage zuvor in Oldenburg suchten wir auch in Metzingen vergeblich nach einem gedruckten Hallenheft – die gibt es bei beiden Clubs inzwischen nur noch digital zum Download, schade eigentlich! Genau wie die HSG ist auch der TuS Metzingen ein sehr familiärer Verein: So wurde der Spielball von Levi, dem kleinen Sohn von Metzingens langjähriger Kapitänin und 105-fachen Nationalspielerin Marlene Kalf, mit einem Tretauto zum Anwurfkreis gebracht. Was wir – die wir die Schiedsrichterleistungen in der Bundesliga öfter mal mit wohlmeinenden Ratschlägen konstruktiv begleiten – auch unbedingt erwähnen möchten: Die beiden jungen dänischen Unparteiischen leiteten das Spiel völlig unauffällig und souverän, ebenso wie ihre zwei norwegischen Kollegen das Hinspiel in Blomberg. Wer international pfeifen darf, besitzt doch noch mal eine andere Qualität.

Das Spiel begann zäh und torarm – nach 11 Minuten stand es gerade einmal 3:3. Nach einem HSG-Dreierpack verpuffte die erste Metzinger Auszeit ohne jegliche Wirkung und was dann in der zweiten Hälfte der 1. Halbzeit auf dem Spielfeld passierte, konnten wir kaum glauben: Bei den Blombergerinnen klappte einfach alles, sie erzielten vorn Tore nahezu im Minutentakt und profitierten dabei oft von Ballverlusten der Tussies im Angriff, die gegen die HSG-Abwehr und Melanie im Tor einfach keine Mittel fanden. Wo blieb die erwartete Metzinger Aufholjagd? Nach noch nicht mal 20 Minuten nahm deren Trainer Peter Woth schon seine zweite Auszeit – auch sie änderte nichts an der Blomberger Überlegenheit. Steffen konnte früh mit dem Durchwechseln anfangen und Ida bedankte sich noch vor der Pause gleich mal mit einem Doppelpack. Nach 30 Minuten stand ein nie für möglich gehaltenes 7:20 auf der Anzeigentafel – in der Pressekonferenz nach dem Spiel sprach Steffen dann auch von einer fast perfekten ersten Halbzeit der HSG. Zu diesem Zeitpunkt stand das Weiterkommen im europäischen Wettbewerb längst außer Frage – die Tussies hätten in den verbleibenden 30 Minuten 23 Tore gegenüber der HSG aufholen müssen!

Dass sie zumindest den Versuch dazu unternahmen und in der 2. Halbzeit völlig anders auftraten, spricht für die Einstellung der Metzingerinnen. Gegen eine HSG, die angesichts der mehr als deutlichen Führung nun plötzlich überhaupt keinen Zugriff in der Abwehr mehr fand, gelang ihnen ein 7:0-Lauf vom 9:22 bis zum 16:22. Das Spiel komplett aus der Hand geben wollte Steffen aber doch nicht: Er nahm nach 40 Minuten eine Auszeit und brachte Nieke und Laetitia zurück auf die Platte. Dadurch stabilisierte sich die Abwehr und es wurde nun auch vorn wieder getroffen. Von da an pendelte der HSG-Vorsprung bis zum Spielende zwischen fünf und neun Toren. Den Schlusspunkt unter ein historisches Spiel setzte Diana mit einer für sie typischen Energieleistung: Nur wenige Sekunden nach dem Metzinger 27:34 erzielte sie quasi mit dem Abpfiff noch schnell den Endstand von 27:35. Am Ende hatten alle elf HSG-Feldspielerinnen mindestens einen Treffer erzielt – beste Schützinnen waren Nieke und Ona mit jeweils sechs Toren.

Der Blomberger Jubel auf dem Feld, der Bank und in unserer Tribünenecke kannte keine Grenzen – schade nur, dass dieses Spiel für die daheimgebliebenen HSG-Fans nirgends übertragen oder gestreamt wurde! Wir gratulierten unserem siegreichen Team, machten noch ein gemeinsames Foto und verabschiedeten uns von Nele. Anschließend wurde unser Bulli kurzerhand für ein spontanes „Late Night Shopping“ der HSG-Geschäftsführung zum Ausweiten des Getränkeangebots im Mannschaftsbus (die Rückfahrt von Metzingen nach Blomberg ist bekanntlich lang …) zweckentfremdet. Danach machten wir uns langsam auf den Heimweg und passierten – mit einer Pause unterwegs – schließlich gegen 3:30 Uhr nachts kurz hinter Steinheim wieder die lippische Grenze. Unser aller Dank gilt unseren Fahrern Axel und Katrin!

Damit hat die HSG den erfolgreichen Oktober im November tatsächlich noch mal getoppt, trotz des überaus knackigen Programms in fünf Spielen gegen namhafte Gegner nur einen einzigen Punkt abgegeben und neben dem Pokal-FinalFour in Stuttgart auch erstmals die Gruppenphase in der EHF European League mit sechs weiteren internationalen Spielen erreicht. Ob es sich dabei wirklich um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte handelt, wie einige Zeitungen schrieben, ist angesichts der Viertelfinal-Teilnahme im damaligen europäischen Pokalsieger-Wettbewerb 2014/2015 eher zweifelhaft, aber zumindest ist es der größte Erfolg in den letzten zehn Jahren – und wir waren dabei!

Foto: Gunar Fritzsche

Bei einem solchen Flow wie im Moment kommt die EM-Pause eigentlich zum falschen Zeitpunkt. Wir drücken natürlich allen EM-Fahrerinnen der HSG die Daumen, wünschen viel Einsatzzeit und maximalen sportlichen Erfolg ohne irgendwelche Blessuren oder Verletzungen. Besonders freuen wir uns auf das Vorrundenspiel Deutschland-Island am 3. Dezember um 20.30 Uhr. Mal sehen, wie wir das mit unserem monatlichen Fanbase-Treffen am selben Abend unter einen Hut kriegen …! Natürlich blicken wir auch schon voraus auf die kommenden europäischen Aufgaben der HSG und die eine oder andere weitere (im doppelten Sinn „weitere“ …) Auswärtsfahrt. Das einzige, was einem dabei etwas Sorgen macht, ist der verglichen mit anderen Mannschaften in der European League doch recht kleine Kader, der im Januar und Februar fast am Stück sechs „Englische Wochen“ absolvieren wird, direkt gefolgt vom Stuttgarter FinalFour. Aber die tolle HSG-Truppe wird auch diesen Kraftakt meistern!

Text: Uwe Jakob, Fotos: Uwe Jakob, Gunar Fritzsche

Kein Sieger in Oldenburg


Auswärtsfahrt mitten in der Woche zum VfL

Durch die Terminierung des European League-Rückspiels in Metzingen war die Bundesliga- Auswärtspartie der HSG beim VfL Oldenburg vom Sonntag 17.11. auf Mittwoch 13.11. vorgezogen worden. Trotz dieses eher ungünstigen Termins fanden sich acht Fanbase-Mitglieder, die kurz nach Mittag – und kurz vor der Mannschaft – in Blomberg zur Auswärtsfahrt nach Norden aufbrachen. Wir alle waren gespannt, wie sich unsere HSG nach den jüngsten Heimerfolgen in drei Wettbewerben gegen Bensheim, Oldenburg und Metzingen dieses Mal auswärts beim VfL schlagen würde, wo es in den vergangenen Jahren nichts Zählbares zu holen gab. Wir kamen gut durch und machten bei der Raststätte „Dammer Berge“ an der A1 eine Pause; etwas später fuhr dort auch der „HSG-Express“ vor. Wie in den letzten Jahren blieb in Oldenburg auch diesmal vor dem Spiel noch genug Zeit für ein Getränk im schicken Bistro der erst 2019 erbauten Jugendherberge direkt gegenüber der „Kleinen EWE-Arena“ mitten in der Stadt. Dann holten wir unsere Instrumente aus dem geparkten Dux-Bus und marschierten über den roten Teppich zum Halleneingang.

Kurzer Rückblick: Eine Woche zuvor beim Pokal-Viertelfinalspiel in Blomberg hatten Oldenburgs Trommler ihre Trommelschlegel vergessen und wir hatten ihnen für das Match vier unserer Ersatzschlegel ausgeliehen. Im Gegenzug bekam unsere gesamte Gruppe in Oldenburg freien Eintritt zum Spiel – eine großzügige Geste, für die wir uns herzlich bedanken. Die Story wurde sogar vom VfL-Hallensprecher vor Spielbeginn nochmal extra erwähnt. In der „Kleinen EWE- Arena“ dann die große Überraschung: Unsere Freikarten-Plätze lagen nicht wie gewohnt im Block Q direkt hinter den elektronischen Werbebanden am Spielfeldrand, sondern relativ weitab vom Schuss im darüber liegenden Block T. Diese Plätze erinnerten fatal an den ungeliebten Gästeblock J in Leverkusens Ostermann-Arena, zumal die Platzierung der Trommeln hier ähnlich schwierig war. Dreieinhalb Wochen zuvor beim vorherigen VfL-Heimspiel, dem Nordderby gegen den Buxtehuder SV, saßen die Trommler vom Buxte-Fanclub „Has‘ und Igel“ noch im üblichen Block Q in der ersten Reihe. Erst die kommenden Oldenburger Heimspiele werden deshalb zeigen, ob man diesmal einfach die Gunst der Stunde genutzt hat – einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul – oder ob es sich um eine dauerhafte Änderung handelt. In jedem Fall waren wir alles andere als begeistert …

Zum Spiel: Die 1.282 Zuschauer in der für einen Mittwochabend gut besuchten Arena sahen zunächst ein ausgeglichenes Match mit wechselnden Führungen, in dem Melanie im HSG-Tor zum Glück sofort auf Betriebstemperatur war. In der 17. Minute lag der VfL nach Pam Korstens Tor zum 9:7 erstmals mit zwei Toren vorn. Mit zunehmender Spieldauer schlichen sich nun immer mehr technische Fehler und überhastete Torabschlüsse in das Blomberger Spiel. Zusammen mit größer werdenden Lücken in der HSG-Abwehr konnten die Gastgeberinnen deshalb zwischenzeitlich beim 15:10 in der 26. Minute auf fünf Treffer wegziehen. Bis zur Pause gelang es durch Tore von zweimal Ona, Nieke und Laetitia, den Rückstand auf 17:14 zu verkürzen. In der 2. Spielhälfte robbte sich die HSG dank einer nun wieder griffigeren Abwehr langsam näher an die weiterhin vorn liegenden Gastgeberinnen heran, scheiterte aber auch mehrere Male frei an deren Torhüterin Madita Kohorst. Onas Treffer zum 23:23 in der 45. Minute sorgte schließlich für den Ausgleich und eine Auszeit von Oldenburgs Trainer Niels Bötel. Eine Minute später lag die HSG sogar durch Laetitias Tor mal wieder in Führung, wenn auch nicht lange … In Minute 54 war erneut der VfL mit zwei Treffern vorn, in Minute 57 auch noch. Was dann folgte, war nichts für schwache Nerven: Zunächst ein Doppelpack von Judith und Laetitia innerhalb weniger Sekunden, dann eine Oldenburger Zeitstrafe und Judiths Führungstreffer zum 28:29. Noch gut anderthalb Minuten zu spielen – uns hielt schon lange nichts mehr auf den Sitzen: Sollte die HSG hier tatsächlich noch als Sieger vom Feld gehen? 62 Sekunden vor Spielende hatte Alexia die Entscheidung in der Hand, aber der Ball landete am Oldenburger Pfosten! Im Gegenzug machte der VfL den Ausgleich, doch die HSG hatte noch einmal Ballbesitz bei einer Dreiviertelminute Restspielzeit auf der Uhr. Die Sekunden verstrichen und kurz vor Abpfiff nahm sich Nieke schließlich den entscheidenden Wurf, der jedoch geblockt wurde: Damit blieb es bei der 29:29- Punkteteilung.

Einmal mehr beste HSG-Torschützin war Ona mit 10 Treffern, darunter diesmal acht Feldtore – sieben davon plus zwei Siebenmetertore allein in der 1. Halbzeit! Zu Recht wurde sie dafür später in Blomberg zum „Player of the Match“ ernannt. Auffälligste VfL-Spielerin neben der achtfachen „Torschützin vom Dienst“ Toni Reinemann war Rechtsaußen Pam Korsten, die auch den letzten Treffer des Spiels zum 29:29 markiert hatte. Das Duell der Torhüterinnen entschied diesmal Oldenburgs Madita Kohorst für sich. Unter dem Strich war das Unentschieden sicher gerecht: Der VfL hatte die meiste Zeit in Führung gelegen, andererseits hatte die HSG in den letzten Minuten sogar die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu gewinnen. So sahen es auch beide Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Anschließend packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Heimweg nach Lippe – wegen eines Unfalls auf der Autobahn diesmal über diverse Bundesstraßen beiderseits der Weser. Das ging etwa genauso schnell wie die Hinfahrt über die Autobahn: Gegen viertel vor zwölf nachts waren wir nach einem überaus spannenden Handballspiel zurück in Blomberg.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Zwei Punkte, viele Tore und ein seltsamer Zufall

Auswärtsfahrt nach Neckarsulm

Schon zum zweiten Mal im Jahr 2024 machten wir uns an einem Sonntagmorgen auf den weiten Weg nach Neckarsulm – diesmal mit dem Dux-Bulli, zu fünft und mit zwei Trommeln, einer Snare und einer Tröte im Gepäck. Nach den beiden Niederlagen gegen die Sport-Union in der Vorsaison trat der eine oder andere die Fahrt mit gemischten Gefühlen an. Auch die Auswärtsspiel-Statistik der neuen Saison sah mit nur einem Sieg gegen den Viertligisten aus Norderstedt und drei verlorenen Spielen in Zwickau, Dortmund und Belgrad nicht gerade gut aus. Andererseits war nach dem etwas holprigen Saisonstart im September der Monat Oktober für die HSG bisher ganz nach Wunsch verlaufen, denn sowohl national als auch europäisch war man im Pokalwettbewerb eine Runde weitergekommen und auch das bisher einzige Ligaspiel des Monats gegen Metzingen wurde gewonnen.

Dieses Mal verzichteten wir auf ein Rahmenprogramm, kamen aber mit der Fanbase-üblichen Frühstückspause (danke, Monika!) sehr gut und staufrei auf allen Autobahnen durch und waren sogar kurz vor dem „HSG-Express“ an der Neckarsulmer Ballei. Wie im Januar blieb also noch Zeit für einen kurzen Besuch auf ein Kaltgetränk und eine leckere Brezel im Brauhaus direkt gegenüber der Halle – oder sollte das vielleicht ein böses Omen sein? Hier stießen auch unsere Mitglieder Leen und Rüdiger zu uns, nachdem sie den Mannschaftsbus geparkt hatten. Für abergläubische Fanbase-Mitglieder ließ die Kellnerin extra noch ein Tablett fallen – Scherben bringen ja bekanntlich Glück. Was sollte heute also noch schiefgehen?

Gut, dass Axel uns vorab angemeldet hatte, denn alle Sitzplätze in der Ballei waren diesmal ausverkauft. Unter den 1.014 Zuschauern waren viele Schulkinder der 5. Klassen eines Neckarsulmer Gymnasiums. Auch Leens üblicher Platz als Wischer am Spielfeldrand war diesmal leider bereits von örtlichem Fachpersonal besetzt, deshalb nahm er mit Rüdiger im Hintergrund vor dem Hallenfenster Platz. Von dort hatte er das Geschehen rund um den Wischerplatz jederzeit im Blick, um bei einem Ausfall sofort einspringen zu können – doch seine Dienste wurden an diesem Sonntag nicht benötigt.

Damit kommen wir zum Spiel: Es hat sicher noch niemand statistisch ausgewertet, aber gefühlt in der deutlichen Mehrzahl der Matches erzielt das erste Tor nicht die HSG, sondern der Gegner – ganz egal wer Anwurf hat! Zumindest war das in dieser Saison in den Ligaspielen gegen Leverkusen, Dortmund und Metzingen wie auch in beiden EHF-Partien gegen Belgrad so. Diesmal aber ging die HSG durch Niekes Treffer in Führung und legte sofort nach – nach acht Minuten führte sie mit 1:4. Nach Onas Siebenmetertor zum 4:9 folgte zur Mitte der 1. Halbzeit eine kurze HSG-Schwächephase, in der die Gastgeberinnen bis auf zwei Tore herankamen, aber nach 20 Minuten lag die HSG beim 7:13 wieder deutlich vorn. Sie profitierte dabei mit sechs Tempogegenstoß-Toren und einem Treffer ins leere Tor schon in der 1. Halbzeit von vielen Ballverlusten und Fehlwürfen der Sport-Union. Die letzte Szene vor der Pause war irgendwie typisch für das ganze Spiel: Nach Kim Hinkelmanns SUN-Treffer zum 12:17 blieben nur noch wenige Sekunden, aber die HSG war hellwach und reaktionsschnell. Eine tolle isländische Co-Produktion mit Zuspiel von Diana auf die von hinten heraneilende Andrea brachte zwei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff den Pausenstand von 12:18 mit einer relativ beruhigenden Sechs-Tore-Führung. Zum Vergleich: Im Januar lag die HSG beim 16:11 zur Halbzeit bereits mit fünf Toren zurück.

In Halbzeit zwei machte die HSG dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatte: Mit den ersten beiden Treffern baute Diana, die zielsicher Lücken in der SUN-Abwehr nutzte, die HSG-Führung weiter aus. Nach einer Auszeit beim Stand von 17:26 in der 39. Minute stellte die Heimmannschaft auf 7 gegen 6 um und nahm Nieke in kurze Deckung. Bei der HSG kam nun Ona, die bis dahin bereits sechsmal von der Siebenmetermarke getroffen hatte, für Alexia ins Spiel – und startete gleich richtig durch: Bei ihrer ersten Aktion umkurvte sie von Linksaußen in unglaublicher Geschwindigkeit die gesamte rechte Abwehrseite der SUN und netzte von der Mitte zum 18:27 ein. Kurz danach folgte ihr spektakulärer Dreher von außen zum 19:28. Zehn Minuten vor Spielende hatte die SUN noch einmal die Chance, den Rückstand auf vier Tore zu verkürzen, doch ein Lattentreffer verhinderte das und brachte die HSG endgültig auf die Siegerstraße. Die letzten beiden Neckarsulmer Tore erzielte Blombergs ehemalige Kreisläuferin Stefanie Kaiser, bevor Lisa Rajes mit ihrem Tor zum 31:37-Endstand den Deckel auf den HSG-Sieg draufmachte. So gut wie alle Blomberger Feldspielerinnen standen auf der Torschützenliste und alle hatten ihren Teil zum deutlichen und verdienten Auswärtssieg beigetragen.

Entsprechend zufrieden war Steffen Birkner nach dem Spiel. Auf der Pressekonferenz bekamen sogar die beiden Schiedsrichter für ihre klare Linie, bei der sie vieles weiterlaufen ließen, gleichzeitig aber bei groben Regelverstößen nicht mit Zeitstrafen und Siebenmetern geizten, von ihm ein ausdrückliches Lob – dem wir uns nur anschließen können. Danach wurden die zwei mit Abstand besten Torschützinnen mit jeweils 10 Treffern, Ona und die SUN-Rechtsaußen Vasiliki Gkatziou, noch als „Spielerinnen des Spiels“ ausgezeichnet und erhielten Gutscheine. Ona wurde später auch in Blomberg zum „Player of the match“ ernannt.  

Kaum hatten wir unser Orchester und die zwei Auswärtspunkte im Dux-Bulli verstaut, da kamen auch schon unsere beiden zusätzlichen Fahrgäste: Bis zum Flughafen Frankfurt nahmen wir unsere zwei isländischen Nationalspielerinnen Diana und Andrea mit, die von dort zu ihrem Nationalteam nach Reykjavik flogen. Dort stehen neben einem Lehrgang auch zwei Testspiele gegen Polen auf dem Programm. Nach einer unterhaltsamen Rückfahrt, bei der wir unter anderem einiges über Island erfahren haben, setzten wir Diana und Andrea mit reichlich Zeit zum Check-In  am Flughafen-Terminal 1 ab. Kurz hinter Gießen machten wir noch einmal eine Pause und waren schließlich gegen 23.30 Uhr wieder zurück in Blomberg.

Was für ein seltsamer Zufall: Nach dem erfolgreichen Oktober wartet im November ein quasi identisches Programm wie im Vormonat auf die HSG, nur mit anderen Gegnern: zunächst ein Heim-, später ein Auswärtsspiel in der HBF, dazu ein Heimspiel im DHB-Pokal und zuerst die Heim-, dann die Auswärtspartie in der European League-Qualifikation. Wenn sich jetzt noch die Ergebnisse vom Oktober wiederholen ließen …

Text und Fotos: Uwe Jakob