Fanbase-Wochenende in Reykjavik (Teil 1)

Die European League-Saison 2025/26 begann für die HSG-Fanbase gleich mit einem Rekord: 5.500 km hatten wir bisher noch nie zurückgelegt, nur um uns ein Spiel anzusehen – dagegen verblassten auch unsere Touren nach Vác oder Mosonmagyaróvár! Zu viert (Ute, Monika, Thomas und Uwe) fuhren wir am frühen Freitagmorgen mit dem Auto nach Frankfurt, wo mittags unsere Icelandair-Maschine Richtung Norden startete. Nach der Landung auf dem Flughafen Keflavík ging’s per Shuttlebus knapp 50 km bis zum Busbahnhof in der Innenstadt von Reykjavík und anschließend von dort zu Fuß steil bergauf zu unserem Hotel direkt gegenüber der Hallgrimskirkja, dem Wahrzeichen der Stadt. Schnell stellten wir fest: Hier in Island war das Weihnachtsfieber bereits voll ausgebrochen.

Wir unternahmen noch einen kurzen Spaziergang zur 1990 aus Edelstahl am Meer errichteten Skulptur „Sun Voyager“, bevor wir unseren Anreisetag mit einem leckeren Abendessen in einem unscheinbaren, aber zu Recht hervorragend bewerteten kleinen Restaurant in der Nachbarschaft namens „Þrír Frakkar“ abschlossen.

Für den Samstag hatten wir uns ein Programm zurechtgelegt, um die wenigen Stunden Tageslicht – die Sonne ging um diese Jahreszeit erst gegen zehn Uhr morgens auf und nach weniger als sechseinhalb Stunden schon wieder unter – bestmöglich zu nutzen. Wir starteten einmal über die Straße, wo direkt gegenüber unseres Hotels „Leifur Eiríksson“ ein Standbild des Namensgebers errichtet worden war, der um das Jahr 1000 vermutlich als erster Europäer von Grönland kommend Amerika betreten hatte.

Die Hallgrimskirkja, deren Bau ganze 41 Jahre gedauert hatte, beeindruckte uns mit ihrem minimalistischen Einrichtungsstil und der majestätischen Orgel, einer der größten Europas.

Absolutes Highlight war aber der tolle Rundumblick über die ganze Stadt vom 73 m hohen Turm. Nicht nur unsere weiteren „Programmpunkte“ des Tages, sondern in entgegengesetzter Richtung auch „Perlan“ und die „N1 höllin“, unsere Ziele vom Sonntag, waren von dort aus gut zu sehen.

Jede Viertelstunde wird es dort oben richtig laut, wenn je nach Uhrzeit eine oder mehrere der 32 großen und kleinen Glocken im Glockenstuhl schlagen.

Von der Hallgrimskirkja gingen wir durch eine der Haupteinkaufsstraßen mit vielen kleinen Geschäften zu unserem nächsten Ziel, dem Rathaus. Unterwegs begegnet man auf Schritt und Tritt interessanten Kunstwerken – hier „der unbekannte Bürokrat“:

Das moderne Rathaus wurde 1992 am Stadtteich fertiggestellt. Im Innern war leider das über 75 m² große 3D-Relief Islands gerade wegen einer Veranstaltung abgebaut worden.

Nur eine Ecke weiter kommt man zum unscheinbaren Parlamentsgebäude von 1881 und der kleinen Domkirche direkt daneben.

Anschließend sahen wir uns in der Besiedlungsausstellung die 2001 bei Bauarbeiten zufällig gefundenen Überreste eines Bauernhofs aus dem 10. Jahrhundert an, die man an Ort und Stelle belassen und einfach überbaut hat.

Unterirdisch geht es drei Häuser weiter zum zweiten Teil der Ausstellung, in der man viel über das Leben in Reykjavík vor gut 100 Jahren erfährt. Auch einen Kaufmannsladen aus dem letzten Jahrhundert findet man dort. Interessant dabei, dass schon damals so gut wie alle Waren aus Europa bzw. Amerika importiert werden mussten.

Auch hier in der Innenstadt waren die Weihnachtsvorbereitungen bereits abgeschlossen worden.

Wir gingen weiter zum Hafen, wo unter anderem die letzten zwei Walfangboote Islands beschäftigungslos und mit abgebauten Harpunen am Kai lagen und auf die nächste Fangsaison warteten.

Zu Mittag aßen wir im „Kaffivagninn“, dem nach eigenen Angaben mit 90 Jahren ältesten Restaurant Islands, während es draußen gerade ordentlich regnete. Auch hier gab es wieder leckeren Fisch in allen Variationen. Pünktlich zu unserem Aufbruch ließ auch der Regen wieder nach – perfektes Timing! Als nächstes besuchten wir einen Indoor-Flohmarkt, der nur samstags und sonntags geöffnet hat und wo teilweise sehr skurrile Dinge angeboten wurden – gibt es in Island wirklich einen Markt für Armbinden mit der Aufschrift „Helfer der Volkspolizei“? Neben solchen und anderen typischen Flohmarktwaren findet man dort aber auch kulinarische Spezialitäten wie Walfleisch, Pferdewurst oder fermentierten Hai. Nur einen Steinwurf (oder zwei) entfernt liegt das 2011 eröffnete Opern- und Konzerthaus „Harpa“ mit seiner interessanten Glasfassade, dessen Foyer für alle zugänglich und dazu noch architektonisch sehr interessant ist.

Im Keller des Gebäudes ließen wir uns im 4D-Kino „Volcano Express“ mit phantastischen Aufnahmen des Vulkanausbruchs nahe Reykjavík vom Frühjahr 2021 knapp zehn Minuten lang ordentlich durchschütteln.

Inzwischen war es draußen dunkel geworden – aber auch jetzt gab das hell erleuchtete Konzerthaus wieder ein tolles Fotomotiv ab:

Zum Abendessen hatten wir Plätze in der „Íslenski Barinn“ reserviert, die bei Einheimischen und Besuchern offenbar besonders beliebt ist – und eine unglaublich lange Getränkekarte besitzt! Die Reservierung machte sich bezahlt, denn so konnten wir einfach an der langen Warteschlange im Eingang vorbeigehen. Auch hier musste man als Nicht-Isländer erst mal umschalten: „Last Christmas“ und Bedienungen mit Weihnachtsmützen sind Mitte November hierzulande doch noch etwas ungewohnt. Neben Fisch, Lamm und einheimischem Bier kam auch das inoffizielle Nationalgetränk „Brennivín“, ein auch als „schwarzer Tod“ bekannter Aquavit, auf den Tisch – da konnten uns auch die heftigen isländischen Preise nicht abschrecken! Wie überall auf unserer Fahrt war auch hier das Essen wieder richtig lecker und die Portionen waren ordentlich – was will man mehr … Im Hotel ließen wir anschließend bei einem Absacker den Tag ausklingen.

Fortsetzung folgt …

Text und Fotos: Uwe Jakob