Als wir uns kurzfristig nur zu fünft am Freitagnachmittag zum ersten HSG-Auftritt beim Supercup im Münchener „SAP Garden“ auf den Weg zum Bahnhof Altenbeken machten, waren unsere zwei Trommeln im „HSG-Express“ schon fast am Ziel angekommen. Unser ICE nach Nürnberg erreichte Kassel-Wilhelmshöhe bereits mit großer Verspätung – am Ende kamen wir über anderthalb Stunden später als geplant in München an. Auf der Rückfahrt sollte es noch schlimmer kommen … Vom Hauptbahnhof nahmen wir die U-Bahn , die letzten Meter bis zu unserem Hotel legten wir dann zu Fuß zurück. Beim Einchecken trafen wir dort gleich mal Familie Lippert, wenig später dann auch noch den Hallensprecher des VfL Oldenburg – München ist ein Dorf!
Am nächsten Morgen standen nach ausgiebigem Hotelfrühstück die „BMW-Welt“, das benachbarte BMW-Museum und der Olympiapark auf unserem Programm. Die „BMW-Welt“ dient vor allem als Showroom für die aktuellen Modelle der Unternehmensgruppe, zeigt aber auch einige Design-Studien der Fahrzeuge von morgen.
Von dort überquert man auf einer Fußgängerbrücke eine Hauptverkehrsstraße und kommt zum BMW-Museum.

„BMW-Welt“ und BMW-Museum sind in zwei architektonisch hochinteressanten, dabei völlig verschiedenen Gebäuden untergebracht. Direkt hinter dem Museum steht die bekannte 101 m hohe BMW-Hauptverwaltung („BMW-Vierzylinder“).
Das Museum bietet einen umfassenden historischen Überblick über die verschiedenen BMW- Autos und -Motorräder von damals bis heute, aber auch über die früher ebenfalls gebauten Flugzeug- und Bootsmotoren. Der Motorsport kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Anschließend zogen wir weiter in den Olympiapark. Dessen Herzstück ist das zu den Olympischen Sommerspielen 1972 erbaute Olympiastadion, bis 2005 die Heimspielstätte des FC Bayern München. Vom etwas südlich gelegenen Olympiaberg – mit gerade mal 60 m Höhe eher ein Hügel – kann man nicht nur ins Stadion, sondern über den gesamten Olympiapark und die ganze Stadt schauen. Auch den „SAP Garden“ kann man von dort gut sehen.
Genau dorthin machten wir uns nach einer kurzen Mittagspause auf. Vor Ort sahen wir weitere bekannte Gesichter, unter anderem Ungarn-„Legionärin“ Tizi, „Handball-Rentnerin“ Lisa und ihren Fabian sowie Stefanie Klaunig, inzwischen Marketing-Leiterin beim THW Kiel. Die erst im September 2024 fertiggestellte Eishockey- und Basketballarena war beim ersten Handball-Event mit 10.298 Zuschauern ausverkauft.

Für die zwei Trommeln mussten wir vorab mit Fotos und Beschreibung „Trommel-Pässe“ beantragen – die holten wir uns nun am Presse-Eingang des „SAP Garden“ ab. und zur persönlichen Abholung am Spieltag durch den jeweiligen Bediener hinterlegt worden. Die angedrohte hochnotpeinliche Untersuchung („eventuell muss die Trommel geöffnet werden“) blieb den Instrumenten aber erspart, denn sie kamen ganz unbürokratisch – und ganz ohne Trommel- Pässe! – direkt vom „HSG-Express“ aus den Katakomben der Halle in den Arena-Innenraum.

Unsere zwei Trommlerplätze waren Rollstuhl-Plätze in der letzten Reihe des Unterrangs, während der eigentliche HSG-Fanblock direkt über uns im Oberrang lag – aber auch die Reihen vor uns waren fest in Blomberger Hand. Die HSG startete fulminant und führte nach 20 Minuten mit unglaublichen 13:4 – ab da brachte der THC im Angriff konsequent die siebte Feldspielerin und holte bis zur Pause auf 14:10 auf. In der 39. Minute war der Blomberger Neun-Tore-Vorsprung dann komplett weg, und sechs Minuten später ging der THC beim 20:21 erstmals in Führung. Danach konnte die HSG zwar noch zweimal ausgleichen, aber in der Crunchtime zog der THC bis auf drei Tore davon und gewann das Spiel schließlich mit 30:31.
Nach Spielende wusste man nicht so recht, worüber man sich mehr wundern sollte: Über den fulminanten HSG-Start oder darüber, dass man dieses Spiel anschließend tatsächlich noch aus der Hand gegeben und verloren hatte. Die anschließende Siegerehrung verlief seltsam: Die HSG- Spielerinnen standen die ganze Zeit im Dunkeln am Spielfeldrand, während der THC den Pokal überreicht bekam und feierte – nur um ganz zum Schluss der siegreichen Mannschaft gratulieren zu dürfen. Das folgende HBL-Supercupspiel der Männer entschieden die Füchse Berlin im Siebenmeterwerfen für sich. Am Sonntagmorgen war nach dem Check-Out noch etwas Zeit für „München-Innenstadt im Schnelldurchgang“: Stachus, ein kurzer Blick in die Frauenkirche, einmal über den Marienplatz bis zum Hofbräuhaus und wieder zurück zum Hauptbahnhof.
Unser ICE für die Rückfahrt fuhr von München bis Kassel-Wilhelmshöhe durch – aber die DB zog wieder alle Register, um uns von weiteren Bahnfahrten abzubringen, und riegelte an diesem Tag unser Ziel Altenbeken bahntechnisch komplett von der Außenwelt ab. Die Bahn wollte uns daraufhin von Kassel über Göttingen und Höxter mit Schienenersatzverkehr ab Höxter-Ottbergen bis nach Altenbeken schicken – aber noch bevor diese „Odyssee“ losging, war sie durch die Verspätung des ICEs nach Göttingen auch schon wieder hinfällig geworden. Am Ende blieb uns nur ein Großraumtaxi und die Hoffnung auf die Erstattung der DB.
Bei aller Enttäuschung über die verpasste Riesenchance, mit nur einem Sieg den ersten „richtigen“ Titel der Vereinsgeschichte einzufahren, bleibt festzustellen: Der Einsatz des Teams hat gestimmt und nach den deutlichen Pokal- und Meisterschafts-Niederlagen gegen die HB Ludwigsburg letzte Saison werden die Karten jetzt neu gemischt. Nelken-Cup und Supercup haben gezeigt, dass die HSG mit den aktuellen Top-Vereinen auf Augenhöhe mithalten kann.
Text und Fotos: Uwe Jakob