Auswärtsfahrt mitten in der Woche zum VfL
Durch die Terminierung des European League-Rückspiels in Metzingen war die Bundesliga- Auswärtspartie der HSG beim VfL Oldenburg vom Sonntag 17.11. auf Mittwoch 13.11. vorgezogen worden. Trotz dieses eher ungünstigen Termins fanden sich acht Fanbase-Mitglieder, die kurz nach Mittag – und kurz vor der Mannschaft – in Blomberg zur Auswärtsfahrt nach Norden aufbrachen. Wir alle waren gespannt, wie sich unsere HSG nach den jüngsten Heimerfolgen in drei Wettbewerben gegen Bensheim, Oldenburg und Metzingen dieses Mal auswärts beim VfL schlagen würde, wo es in den vergangenen Jahren nichts Zählbares zu holen gab. Wir kamen gut durch und machten bei der Raststätte „Dammer Berge“ an der A1 eine Pause; etwas später fuhr dort auch der „HSG-Express“ vor. Wie in den letzten Jahren blieb in Oldenburg auch diesmal vor dem Spiel noch genug Zeit für ein Getränk im schicken Bistro der erst 2019 erbauten Jugendherberge direkt gegenüber der „Kleinen EWE-Arena“ mitten in der Stadt. Dann holten wir unsere Instrumente aus dem geparkten Dux-Bus und marschierten über den roten Teppich zum Halleneingang.
Kurzer Rückblick: Eine Woche zuvor beim Pokal-Viertelfinalspiel in Blomberg hatten Oldenburgs Trommler ihre Trommelschlegel vergessen und wir hatten ihnen für das Match vier unserer Ersatzschlegel ausgeliehen. Im Gegenzug bekam unsere gesamte Gruppe in Oldenburg freien Eintritt zum Spiel – eine großzügige Geste, für die wir uns herzlich bedanken. Die Story wurde sogar vom VfL-Hallensprecher vor Spielbeginn nochmal extra erwähnt. In der „Kleinen EWE- Arena“ dann die große Überraschung: Unsere Freikarten-Plätze lagen nicht wie gewohnt im Block Q direkt hinter den elektronischen Werbebanden am Spielfeldrand, sondern relativ weitab vom Schuss im darüber liegenden Block T. Diese Plätze erinnerten fatal an den ungeliebten Gästeblock J in Leverkusens Ostermann-Arena, zumal die Platzierung der Trommeln hier ähnlich schwierig war. Dreieinhalb Wochen zuvor beim vorherigen VfL-Heimspiel, dem Nordderby gegen den Buxtehuder SV, saßen die Trommler vom Buxte-Fanclub „Has‘ und Igel“ noch im üblichen Block Q in der ersten Reihe. Erst die kommenden Oldenburger Heimspiele werden deshalb zeigen, ob man diesmal einfach die Gunst der Stunde genutzt hat – einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul – oder ob es sich um eine dauerhafte Änderung handelt. In jedem Fall waren wir alles andere als begeistert …
Zum Spiel: Die 1.282 Zuschauer in der für einen Mittwochabend gut besuchten Arena sahen zunächst ein ausgeglichenes Match mit wechselnden Führungen, in dem Melanie im HSG-Tor zum Glück sofort auf Betriebstemperatur war. In der 17. Minute lag der VfL nach Pam Korstens Tor zum 9:7 erstmals mit zwei Toren vorn. Mit zunehmender Spieldauer schlichen sich nun immer mehr technische Fehler und überhastete Torabschlüsse in das Blomberger Spiel. Zusammen mit größer werdenden Lücken in der HSG-Abwehr konnten die Gastgeberinnen deshalb zwischenzeitlich beim 15:10 in der 26. Minute auf fünf Treffer wegziehen. Bis zur Pause gelang es durch Tore von zweimal Ona, Nieke und Laetitia, den Rückstand auf 17:14 zu verkürzen. In der 2. Spielhälfte robbte sich die HSG dank einer nun wieder griffigeren Abwehr langsam näher an die weiterhin vorn liegenden Gastgeberinnen heran, scheiterte aber auch mehrere Male frei an deren Torhüterin Madita Kohorst. Onas Treffer zum 23:23 in der 45. Minute sorgte schließlich für den Ausgleich und eine Auszeit von Oldenburgs Trainer Niels Bötel. Eine Minute später lag die HSG sogar durch Laetitias Tor mal wieder in Führung, wenn auch nicht lange … In Minute 54 war erneut der VfL mit zwei Treffern vorn, in Minute 57 auch noch. Was dann folgte, war nichts für schwache Nerven: Zunächst ein Doppelpack von Judith und Laetitia innerhalb weniger Sekunden, dann eine Oldenburger Zeitstrafe und Judiths Führungstreffer zum 28:29. Noch gut anderthalb Minuten zu spielen – uns hielt schon lange nichts mehr auf den Sitzen: Sollte die HSG hier tatsächlich noch als Sieger vom Feld gehen? 62 Sekunden vor Spielende hatte Alexia die Entscheidung in der Hand, aber der Ball landete am Oldenburger Pfosten! Im Gegenzug machte der VfL den Ausgleich, doch die HSG hatte noch einmal Ballbesitz bei einer Dreiviertelminute Restspielzeit auf der Uhr. Die Sekunden verstrichen und kurz vor Abpfiff nahm sich Nieke schließlich den entscheidenden Wurf, der jedoch geblockt wurde: Damit blieb es bei der 29:29- Punkteteilung.
Einmal mehr beste HSG-Torschützin war Ona mit 10 Treffern, darunter diesmal acht Feldtore – sieben davon plus zwei Siebenmetertore allein in der 1. Halbzeit! Zu Recht wurde sie dafür später in Blomberg zum „Player of the Match“ ernannt. Auffälligste VfL-Spielerin neben der achtfachen „Torschützin vom Dienst“ Toni Reinemann war Rechtsaußen Pam Korsten, die auch den letzten Treffer des Spiels zum 29:29 markiert hatte. Das Duell der Torhüterinnen entschied diesmal Oldenburgs Madita Kohorst für sich. Unter dem Strich war das Unentschieden sicher gerecht: Der VfL hatte die meiste Zeit in Führung gelegen, andererseits hatte die HSG in den letzten Minuten sogar die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu gewinnen. So sahen es auch beide Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Anschließend packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Heimweg nach Lippe – wegen eines Unfalls auf der Autobahn diesmal über diverse Bundesstraßen beiderseits der Weser. Das ging etwa genauso schnell wie die Hinfahrt über die Autobahn: Gegen viertel vor zwölf nachts waren wir nach einem überaus spannenden Handballspiel zurück in Blomberg.
Text und Fotos: Uwe Jakob