Von Wildkatzen und Saalemiezen

Auswärtsfahrt nach Halle-Neustadt

Auch zum ersten HSG-Auswärtsspiel der Rückrunde am 10. Februar machten wir uns wieder zu siebt im Bulli der „Lippischen“ auf den Weg zu den „Wildcats“ von Union Halle-Neustadt. Wir starteten schon um 10 Uhr morgens, denn wir hatten unterwegs noch einiges an Programm geplant: Schon vor gut einem Jahr beim letzten HSG-Spiel in Halle hatten wir einen Zwischenstopp im thüringischen Nordhausen eingelegt, aber die denkmalgeschützte „Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei“ konnten wir damals wegen der jährlichen Adventsausstellung nicht besichtigen – das wollten wir nun nachholen. Vorher stärkten wir uns mit einer leckeren Thüringer Rostbratwurst, und auch für einen kurzen Altstadt-Spaziergang zum Wahrzeichen der Stadt, der Roland-Statue am Alten Rathaus, reichte die Zeit noch.

Um 14 Uhr begann unsere Gruppenführung „Vom Korn zum Korn“ mit einem Guide, wie man ihn sich für jede Besichtigung wünscht – auf jede Frage eine kompetente Antwort und mit jeder Menge Anekdoten u.a. aus der DDR-Zeit im Gepäck! Schon vor mehr als 200 Jahren gab es über 100 Kornbrennereien in der Stadt Nordhausen, und im 1907 im Jugendstil erbauten Erlebnismuseum wird bis heute handwerklich Korn gebrannt. Wir bestaunten die verschiedenen Verarbeitungsschritte vom Mahlen des Roggens, der Maischezubereitung und Gärung, den Destillationsprozessen zum Roh- bzw. Feinbrand, der mindestens dreijährigen Lagerung und Reifung bis zur Zugabe von Wasser. Die in der Traditionsbrennerei hergestellten Kornbrände und Liköre werden von Hand abgefüllt und etikettiert und unterscheiden sich im Geschmack wesentlich von der industriell gefertigten Massenware der Muttergesellschaft Nordbrand aus dem Supermarkt-Spirituosenregal. Davon konnten wir uns bei der abschließenden Verkostung selbst überzeugen: Einen so milden und leckeren Doppelkorn wie den „Feinen Alten Nordhäuser Doppelkorn“ hatte noch niemand von uns probiert, doch auch die vielen Likör- und Gin-Variationen wussten zu gefallen. Kein Wunder, dass sich anschließend fast jeder von uns noch mit der einen oder anderen Flasche im museumseigenen Werksverkauf eindeckte … Hatte ich schon erwähnt, dass (Zitat) „bei der Fanbase ja sowieso nur gesoffen wird“?

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto mit Henne „Henriette“ brachen wir weiter in Richtung Halle/Saale auf und waren schon knapp zwei Stunden vor dem Anwurf um 19 Uhr an der SWH.arena in Halle-Neustadt angekommen. Hier wurden wir gleich von unseren Freunden vom Fanclub „Saalemiezen“ in Empfang genommen, die gerade mit den Spieltags-Vorbereitungen fertig geworden waren. Auch Monika war in ihrem Urlaub extra zum Spiel angereist und verstärkte die Blomberger Anhänger unter den 750 Zuschauern, die am Eingang zum Gästeblock eigens mit Zetteln „Schön, dass ihr hier seid!“ begrüßt wurden. Ein Grund mehr, warum wir so gern in der vielleicht schönsten Halle der HBF zu Gast sind …! Besonders nach der traumatischen letzten Auswärtsfahrt nach Neckarsulm gingen wir alle davon aus, dass das Spiel bei den „Wildcats“ kein Selbstläufer werden würde, und rechneten mit einem knappen Ergebnis.

Doch unsere HSG wollte offenbar gar nicht erst Zweifel über den Ausgang des Spiels aufkommen lassen und führte bereits nach einer Viertelstunde mit fünf Toren. Mit zwei Treffern kurz vor dem Pausenpfiff baute sie den Spielstand bis zur beruhigenden 10:19-Halbzeitführung weiter aus. Und in Halbzeit zwei ging es nahtlos so weiter – Melanie und Zoe hielten insgesamt vier Siebenmeter, und auch Halles Versuche mit der siebten Feldspielerin waren nicht besonders erfolgreich. Wir erlebten quasi eine Wiederholung des Neckarsulm-Spiels – nur mit umgedrehten Vorzeichen, denn während der HSG nahezu alles gelang, erwischten die Gastgeberinnen einen schwarzen Tag, an dessen Ende ein auch in dieser Höhe verdienter Blomberger 35:20-Auswärtssieg stand. Nach Spielende wurden die jeweils besten Torschützinnen ihrer Teams, Julia Niewiadomska von den Wildcats und Ona Vegué von der HSG, als „Spielerinnen des Spiels“ mit Geschenkkörben ausgezeichnet. Ein verdientes Sonderlob vom Trainer erhielt auf der anschließenden Pressekonferenz Ann Kynast, die mit vier Treffern mächtig aufgedreht hatte. Überhaupt zeichneten sich alle Blomberger Torschützinnen durch eine hohe Effektivität aus – eine Wurfquote von 70 % und 35 erzielte Tore sprechen für sich!

Am Tabellenende geht es in dieser Saison bei drei Absteigern sehr eng zu, aber wir drücken den „Wildcats“ ab sofort für einen frühzeitigen Klassenerhalt die Daumen – nicht ganz selbstlos, denn wir würden in der nächsten Saison sehr gern wiederkommen! Mit dem Verlauf dieser gelungenen Auswärtsfahrt waren wir jedenfalls mehr als zufrieden, zumal die Rückfahrt sehr schnell ging und wir schon um kurz vor Mitternacht wieder in Blomberg waren.

Text und Fotos: Uwe Jakob