Kein Sieger in Oldenburg


Auswärtsfahrt mitten in der Woche zum VfL

Durch die Terminierung des European League-Rückspiels in Metzingen war die Bundesliga- Auswärtspartie der HSG beim VfL Oldenburg vom Sonntag 17.11. auf Mittwoch 13.11. vorgezogen worden. Trotz dieses eher ungünstigen Termins fanden sich acht Fanbase-Mitglieder, die kurz nach Mittag – und kurz vor der Mannschaft – in Blomberg zur Auswärtsfahrt nach Norden aufbrachen. Wir alle waren gespannt, wie sich unsere HSG nach den jüngsten Heimerfolgen in drei Wettbewerben gegen Bensheim, Oldenburg und Metzingen dieses Mal auswärts beim VfL schlagen würde, wo es in den vergangenen Jahren nichts Zählbares zu holen gab. Wir kamen gut durch und machten bei der Raststätte „Dammer Berge“ an der A1 eine Pause; etwas später fuhr dort auch der „HSG-Express“ vor. Wie in den letzten Jahren blieb in Oldenburg auch diesmal vor dem Spiel noch genug Zeit für ein Getränk im schicken Bistro der erst 2019 erbauten Jugendherberge direkt gegenüber der „Kleinen EWE-Arena“ mitten in der Stadt. Dann holten wir unsere Instrumente aus dem geparkten Dux-Bus und marschierten über den roten Teppich zum Halleneingang.

Kurzer Rückblick: Eine Woche zuvor beim Pokal-Viertelfinalspiel in Blomberg hatten Oldenburgs Trommler ihre Trommelschlegel vergessen und wir hatten ihnen für das Match vier unserer Ersatzschlegel ausgeliehen. Im Gegenzug bekam unsere gesamte Gruppe in Oldenburg freien Eintritt zum Spiel – eine großzügige Geste, für die wir uns herzlich bedanken. Die Story wurde sogar vom VfL-Hallensprecher vor Spielbeginn nochmal extra erwähnt. In der „Kleinen EWE- Arena“ dann die große Überraschung: Unsere Freikarten-Plätze lagen nicht wie gewohnt im Block Q direkt hinter den elektronischen Werbebanden am Spielfeldrand, sondern relativ weitab vom Schuss im darüber liegenden Block T. Diese Plätze erinnerten fatal an den ungeliebten Gästeblock J in Leverkusens Ostermann-Arena, zumal die Platzierung der Trommeln hier ähnlich schwierig war. Dreieinhalb Wochen zuvor beim vorherigen VfL-Heimspiel, dem Nordderby gegen den Buxtehuder SV, saßen die Trommler vom Buxte-Fanclub „Has‘ und Igel“ noch im üblichen Block Q in der ersten Reihe. Erst die kommenden Oldenburger Heimspiele werden deshalb zeigen, ob man diesmal einfach die Gunst der Stunde genutzt hat – einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul – oder ob es sich um eine dauerhafte Änderung handelt. In jedem Fall waren wir alles andere als begeistert …

Zum Spiel: Die 1.282 Zuschauer in der für einen Mittwochabend gut besuchten Arena sahen zunächst ein ausgeglichenes Match mit wechselnden Führungen, in dem Melanie im HSG-Tor zum Glück sofort auf Betriebstemperatur war. In der 17. Minute lag der VfL nach Pam Korstens Tor zum 9:7 erstmals mit zwei Toren vorn. Mit zunehmender Spieldauer schlichen sich nun immer mehr technische Fehler und überhastete Torabschlüsse in das Blomberger Spiel. Zusammen mit größer werdenden Lücken in der HSG-Abwehr konnten die Gastgeberinnen deshalb zwischenzeitlich beim 15:10 in der 26. Minute auf fünf Treffer wegziehen. Bis zur Pause gelang es durch Tore von zweimal Ona, Nieke und Laetitia, den Rückstand auf 17:14 zu verkürzen. In der 2. Spielhälfte robbte sich die HSG dank einer nun wieder griffigeren Abwehr langsam näher an die weiterhin vorn liegenden Gastgeberinnen heran, scheiterte aber auch mehrere Male frei an deren Torhüterin Madita Kohorst. Onas Treffer zum 23:23 in der 45. Minute sorgte schließlich für den Ausgleich und eine Auszeit von Oldenburgs Trainer Niels Bötel. Eine Minute später lag die HSG sogar durch Laetitias Tor mal wieder in Führung, wenn auch nicht lange … In Minute 54 war erneut der VfL mit zwei Treffern vorn, in Minute 57 auch noch. Was dann folgte, war nichts für schwache Nerven: Zunächst ein Doppelpack von Judith und Laetitia innerhalb weniger Sekunden, dann eine Oldenburger Zeitstrafe und Judiths Führungstreffer zum 28:29. Noch gut anderthalb Minuten zu spielen – uns hielt schon lange nichts mehr auf den Sitzen: Sollte die HSG hier tatsächlich noch als Sieger vom Feld gehen? 62 Sekunden vor Spielende hatte Alexia die Entscheidung in der Hand, aber der Ball landete am Oldenburger Pfosten! Im Gegenzug machte der VfL den Ausgleich, doch die HSG hatte noch einmal Ballbesitz bei einer Dreiviertelminute Restspielzeit auf der Uhr. Die Sekunden verstrichen und kurz vor Abpfiff nahm sich Nieke schließlich den entscheidenden Wurf, der jedoch geblockt wurde: Damit blieb es bei der 29:29- Punkteteilung.

Einmal mehr beste HSG-Torschützin war Ona mit 10 Treffern, darunter diesmal acht Feldtore – sieben davon plus zwei Siebenmetertore allein in der 1. Halbzeit! Zu Recht wurde sie dafür später in Blomberg zum „Player of the Match“ ernannt. Auffälligste VfL-Spielerin neben der achtfachen „Torschützin vom Dienst“ Toni Reinemann war Rechtsaußen Pam Korsten, die auch den letzten Treffer des Spiels zum 29:29 markiert hatte. Das Duell der Torhüterinnen entschied diesmal Oldenburgs Madita Kohorst für sich. Unter dem Strich war das Unentschieden sicher gerecht: Der VfL hatte die meiste Zeit in Führung gelegen, andererseits hatte die HSG in den letzten Minuten sogar die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu gewinnen. So sahen es auch beide Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Anschließend packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Heimweg nach Lippe – wegen eines Unfalls auf der Autobahn diesmal über diverse Bundesstraßen beiderseits der Weser. Das ging etwa genauso schnell wie die Hinfahrt über die Autobahn: Gegen viertel vor zwölf nachts waren wir nach einem überaus spannenden Handballspiel zurück in Blomberg.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Zwei Punkte, viele Tore und ein seltsamer Zufall

Auswärtsfahrt nach Neckarsulm

Schon zum zweiten Mal im Jahr 2024 machten wir uns an einem Sonntagmorgen auf den weiten Weg nach Neckarsulm – diesmal mit dem Dux-Bulli, zu fünft und mit zwei Trommeln, einer Snare und einer Tröte im Gepäck. Nach den beiden Niederlagen gegen die Sport-Union in der Vorsaison trat der eine oder andere die Fahrt mit gemischten Gefühlen an. Auch die Auswärtsspiel-Statistik der neuen Saison sah mit nur einem Sieg gegen den Viertligisten aus Norderstedt und drei verlorenen Spielen in Zwickau, Dortmund und Belgrad nicht gerade gut aus. Andererseits war nach dem etwas holprigen Saisonstart im September der Monat Oktober für die HSG bisher ganz nach Wunsch verlaufen, denn sowohl national als auch europäisch war man im Pokalwettbewerb eine Runde weitergekommen und auch das bisher einzige Ligaspiel des Monats gegen Metzingen wurde gewonnen.

Dieses Mal verzichteten wir auf ein Rahmenprogramm, kamen aber mit der Fanbase-üblichen Frühstückspause (danke, Monika!) sehr gut und staufrei auf allen Autobahnen durch und waren sogar kurz vor dem „HSG-Express“ an der Neckarsulmer Ballei. Wie im Januar blieb also noch Zeit für einen kurzen Besuch auf ein Kaltgetränk und eine leckere Brezel im Brauhaus direkt gegenüber der Halle – oder sollte das vielleicht ein böses Omen sein? Hier stießen auch unsere Mitglieder Leen und Rüdiger zu uns, nachdem sie den Mannschaftsbus geparkt hatten. Für abergläubische Fanbase-Mitglieder ließ die Kellnerin extra noch ein Tablett fallen – Scherben bringen ja bekanntlich Glück. Was sollte heute also noch schiefgehen?

Gut, dass Axel uns vorab angemeldet hatte, denn alle Sitzplätze in der Ballei waren diesmal ausverkauft. Unter den 1.014 Zuschauern waren viele Schulkinder der 5. Klassen eines Neckarsulmer Gymnasiums. Auch Leens üblicher Platz als Wischer am Spielfeldrand war diesmal leider bereits von örtlichem Fachpersonal besetzt, deshalb nahm er mit Rüdiger im Hintergrund vor dem Hallenfenster Platz. Von dort hatte er das Geschehen rund um den Wischerplatz jederzeit im Blick, um bei einem Ausfall sofort einspringen zu können – doch seine Dienste wurden an diesem Sonntag nicht benötigt.

Damit kommen wir zum Spiel: Es hat sicher noch niemand statistisch ausgewertet, aber gefühlt in der deutlichen Mehrzahl der Matches erzielt das erste Tor nicht die HSG, sondern der Gegner – ganz egal wer Anwurf hat! Zumindest war das in dieser Saison in den Ligaspielen gegen Leverkusen, Dortmund und Metzingen wie auch in beiden EHF-Partien gegen Belgrad so. Diesmal aber ging die HSG durch Niekes Treffer in Führung und legte sofort nach – nach acht Minuten führte sie mit 1:4. Nach Onas Siebenmetertor zum 4:9 folgte zur Mitte der 1. Halbzeit eine kurze HSG-Schwächephase, in der die Gastgeberinnen bis auf zwei Tore herankamen, aber nach 20 Minuten lag die HSG beim 7:13 wieder deutlich vorn. Sie profitierte dabei mit sechs Tempogegenstoß-Toren und einem Treffer ins leere Tor schon in der 1. Halbzeit von vielen Ballverlusten und Fehlwürfen der Sport-Union. Die letzte Szene vor der Pause war irgendwie typisch für das ganze Spiel: Nach Kim Hinkelmanns SUN-Treffer zum 12:17 blieben nur noch wenige Sekunden, aber die HSG war hellwach und reaktionsschnell. Eine tolle isländische Co-Produktion mit Zuspiel von Diana auf die von hinten heraneilende Andrea brachte zwei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff den Pausenstand von 12:18 mit einer relativ beruhigenden Sechs-Tore-Führung. Zum Vergleich: Im Januar lag die HSG beim 16:11 zur Halbzeit bereits mit fünf Toren zurück.

In Halbzeit zwei machte die HSG dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatte: Mit den ersten beiden Treffern baute Diana, die zielsicher Lücken in der SUN-Abwehr nutzte, die HSG-Führung weiter aus. Nach einer Auszeit beim Stand von 17:26 in der 39. Minute stellte die Heimmannschaft auf 7 gegen 6 um und nahm Nieke in kurze Deckung. Bei der HSG kam nun Ona, die bis dahin bereits sechsmal von der Siebenmetermarke getroffen hatte, für Alexia ins Spiel – und startete gleich richtig durch: Bei ihrer ersten Aktion umkurvte sie von Linksaußen in unglaublicher Geschwindigkeit die gesamte rechte Abwehrseite der SUN und netzte von der Mitte zum 18:27 ein. Kurz danach folgte ihr spektakulärer Dreher von außen zum 19:28. Zehn Minuten vor Spielende hatte die SUN noch einmal die Chance, den Rückstand auf vier Tore zu verkürzen, doch ein Lattentreffer verhinderte das und brachte die HSG endgültig auf die Siegerstraße. Die letzten beiden Neckarsulmer Tore erzielte Blombergs ehemalige Kreisläuferin Stefanie Kaiser, bevor Lisa Rajes mit ihrem Tor zum 31:37-Endstand den Deckel auf den HSG-Sieg draufmachte. So gut wie alle Blomberger Feldspielerinnen standen auf der Torschützenliste und alle hatten ihren Teil zum deutlichen und verdienten Auswärtssieg beigetragen.

Entsprechend zufrieden war Steffen Birkner nach dem Spiel. Auf der Pressekonferenz bekamen sogar die beiden Schiedsrichter für ihre klare Linie, bei der sie vieles weiterlaufen ließen, gleichzeitig aber bei groben Regelverstößen nicht mit Zeitstrafen und Siebenmetern geizten, von ihm ein ausdrückliches Lob – dem wir uns nur anschließen können. Danach wurden die zwei mit Abstand besten Torschützinnen mit jeweils 10 Treffern, Ona und die SUN-Rechtsaußen Vasiliki Gkatziou, noch als „Spielerinnen des Spiels“ ausgezeichnet und erhielten Gutscheine. Ona wurde später auch in Blomberg zum „Player of the match“ ernannt.  

Kaum hatten wir unser Orchester und die zwei Auswärtspunkte im Dux-Bulli verstaut, da kamen auch schon unsere beiden zusätzlichen Fahrgäste: Bis zum Flughafen Frankfurt nahmen wir unsere zwei isländischen Nationalspielerinnen Diana und Andrea mit, die von dort zu ihrem Nationalteam nach Reykjavik flogen. Dort stehen neben einem Lehrgang auch zwei Testspiele gegen Polen auf dem Programm. Nach einer unterhaltsamen Rückfahrt, bei der wir unter anderem einiges über Island erfahren haben, setzten wir Diana und Andrea mit reichlich Zeit zum Check-In  am Flughafen-Terminal 1 ab. Kurz hinter Gießen machten wir noch einmal eine Pause und waren schließlich gegen 23.30 Uhr wieder zurück in Blomberg.

Was für ein seltsamer Zufall: Nach dem erfolgreichen Oktober wartet im November ein quasi identisches Programm wie im Vormonat auf die HSG, nur mit anderen Gegnern: zunächst ein Heim-, später ein Auswärtsspiel in der HBF, dazu ein Heimspiel im DHB-Pokal und zuerst die Heim-, dann die Auswärtspartie in der European League-Qualifikation. Wenn sich jetzt noch die Ergebnisse vom Oktober wiederholen ließen …

Text und Fotos: Uwe Jakob

Schöne Halle, schlechtes Ergebnis …

In Zwickau in die Saison 2024/25

Die inzwischen vierte Fanbase-Auswärtsfahrt ins westsächsische Zwickau am 8. September versprach gleich aus mehreren Gründen besonders interessant zu werden: Zunächst war es der erste Bundesliga-Spieltag der neuen Saison 2024/2025 mit vielen neuen Gesichtern in beiden Teams; dann hatte die Heimmannschaft zur neuen Saison mächtig „aufgerüstet“ und wenige Tage vor dem Spiel noch eine weitere ungarische Spielerin aus der Insolvenzmasse des französischen Clubs aus Nantes nachverpflichtet; und nicht zuletzt war es für den BSV Sachsen Zwickau das erste Spiel in der neuen Heimspielstätte, der Zwickauer Stadthalle – darauf waren wir alle besonders gespannt. Zu fünft – unser sechster Mitfahrer musste leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen – machten wir uns am Sonntagmorgen um acht Uhr mit dem Bulli der „Lippischen“ auf den Weg nach Osten.

Nach gut der Hälfte der Strecke mit vielen Serpentinen auf den letzten Kilometern erreichten wir unser Etappenziel, das weithin sichtbare Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser – hier waren wir auf dem Weg nach Halle-Neustadt schon mehrmals auf der A38 vorbeigefahren. Das nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 in den Jahren 1890 bis 1896 errichtete Monumental- Bauwerk gehört zu den Nationaldenkmälern Deutschlands. Wie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica oder das Leipziger Völkerschlacht-Denkmal wurde es nach Plänen des Berliner Architekten Bruno Schmitz gebaut. Nach dem obligatorischen Fanbase-Frühstück auf dem Parkplatz machten wir uns zunächst an die Besteigung des Burgbergs, denn das Denkmal steht direkt neben den Ruinen der mittelalterlichen Reichsburg Kyffhausen. Auf 420 m über NN angekommen, ließen sich zwei von uns auch von den 247 Stufen des Denkmals nicht abschrecken, stiegen auf den 57 m hohen Turm und hielten Richtung Nordwest nach dem Brocken im Harz Ausschau. Leider konnte man ihn an diesem sonnigen, aber etwas diesigen Tag nicht sehen, aber die Aussicht entschädigte trotzdem für das mühsame Treppensteigen.

Schnell bestaunten wir noch den mit 176 m tiefsten Burgbrunnen der Welt, dann wurde es auch schon Zeit zur Weiterfahrt nach Zwickau – schließlich wollten wir frühzeitig vor Ort sein und uns vor dem Anwurf noch in Ruhe die „neue“ Halle ansehen. Mit einer Kapazität von maximal 3.200 Zuschauern bei Handballspielen bedeutet die im Jahr 2000 eingeweihte, kreisrunde Zwickauer Stadthalle einen Quantensprung verglichen mit der altehrwürdigen Sporthalle Neuplanitz, in der der BSV bisher seine Heimspiele ausgetragen hatte. Außen wie innen erinnert vieles an Oldenburgs kleine EWE-Arena. Die Stadthalle soll allerdings nur eine Zwischenlösung sein, bis der BSV langfristig in einen geplanten Sporthallenneubau nach Neuplanitz zurückkehrt. Wir stellten unsere Trommeln im Gästeblock F ab, begrüßten HSG-Busfahrer Leen sowie einige weitere individuell angereiste Blomberg-Fans und testeten anschließend das in Zwickau traditionell gute kulinarische Angebot.

Neben dem eigenen Zwickauer Fanclub unterstützten auch mehrere Trommler und Fans der „Rödertal-Bienen“ den BSV auf der Haupttribüne. Ein Teil der 1.400 Besucher waren aber ganz offensichtlich keine Handballanhänger, sondern wurden eher durch den Event-Charakter der Veranstaltung angelockt. Die Stimmung in der Halle war jedenfalls ganz anders als bei den Spielen der Vorjahre in Neuplanitz, eher wie bei einem anderen Frauenhandball-Bundesligisten in einem an Sachsen angrenzenden Bundesland … Doch nun zum Spiel: Beide Mannschaften hatten in der Vorbereitung einige bemerkenswerte Ergebnisse erzielt, da schien ein spannendes Match vorprogrammiert. Die HSG lag in Hälfte eins zwar fast durchgängig leicht vorn und führte auch zur Halbzeit beim 13:15 mit zwei Toren, aber irgendwie beschlich einen da schon das Gefühl, dass die Blombergerinnen nicht ihren besten Tag erwischt hatten: Sie kamen kaum in ihr Tempospiel und blieben im Positionsangriff oft in der Zwickauer Abwehr hängen. Sachsen Zwickau dagegen spielte im Rückraum einfach geduldiger und passgenauer, zog die HSG-Abwehr geschickt auseinander und fand schließlich fast immer eine Lücke. Auch taktische Finessen wie das Spiel mit zwei Kreisläuferinnen probierte Zwickaus Trainer Norman Rentsch erfolgreich aus. Wer die HSG durch die Rote Karte für Zwickaus ungarischen Last-Minute-Neuzugang Blanka Kajdon in der 39. Minute beim Stand von 17:17 nach einem rüden Foul an Nieke Kühne schon auf die Siegerstraße einbiegen sah, hatte sich leider zu früh gefreut: Den folgenden Siebenmeter vergab Amber Verbraeken und ab Minute 49 konnte sich Sachsen Zwickau dann immer mehr absetzen, während der HSG nun nur noch sehr wenig gelang – in der Schlussviertelstunde erzielte die Heimmannschaft neun Tore, Blomberg nur deren drei. Spielentscheidend für den am Ende mit 27:21 deutlichen Zwickauer Sieg waren dann auch die vielen Fehlwürfe der HSG speziell zum Spielende hin und die daraus und aus vielen Latten- und Pfostentreffern resultierende schwache Wurfquote von unter 50 %. Man muss neidlos anerkennen, dass die Gastgeberinnen an diesem Tag die bessere Mannschaft aufs Feld geschickt und das Spiel verdient gewonnen hatten. Von der HSG konnte eigentlich nur Nieke Kühne – nicht nur durch ihre fünf Treffer – überzeugen und wurde einige Tage später dann auch zu Blombergs „Player of the Match“ gewählt. Teamübergreifend ging dieser Titel allerdings an Zwickaus japanische Nationalspielerin Kaho Nakayama, die von der HSG-Abwehr über 60 Minuten kaum in den Griff zu kriegen war und neben acht eigenen Toren noch diverse Anspiele beisteuerte.

Schon die Ergebnisse des ersten Spieltags haben angedeutet, dass die Liga leistungsmäßig enger zusammengerückt ist und es in dieser Saison keine vermeintlich „leichten Gegner“ gibt. Nach diesem klassischen Fehlstart zum Auftakt setzen wir auf eine deutliche Leistungssteigerung der HSG in den nächsten Spielen – das Potenzial ist sicher da, die Leistung muss nur auf die Straße gebracht werden! Passend dazu führte uns der Rückweg über den neuen Abschnitt der A44 östlich von Kassel in Rekordzeit zurück nach Blomberg.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Es geht um die Wurst

Auswärtsfahrt zum Thüringer HC

Zur inoffiziellen „Fanbase-Saisonabschlussfahrt 2023/24“ am 11. Mai konnten wir endlich mal wieder mit einem voll besetzten Dux-Bus auf Reisen gehen – und das, obwohl der HSG-Auftritt beim Thüringer HC auch im Free-TV bei Eurosport übertragen wurde! Allen acht Mitfahrern war klar: Heute geht es um die Wurst – für uns bereits beim Vorprogramm, für die HSG dann am Abend beim Spiel in Bad Langensalza. Nur durch einen Auswärtssieg würde man die Hoffnung auf den „europäischen“ Platz vier am Leben erhalten können.

Wir brauchten von Blomberg nur zwei Stunden und zwanzig Minuten bis zu unserem ersten Ziel, dem „1. Deutschen Bratwurstmuseum“ am Rande von Mühlhausen in Thüringen. Träger des am 16. August 2023 (wieder)eröffneten Museums ist der Verein „Freunde der Thüringer Bratwurst e.V.“. Zunächst näherten wir uns stilecht mit einer leckeren Thüringer Bratwurst an die Thematik an, dann ging es in der umfangreichen Ausstellung im Museum ans Eingemachte: Hier erfährt man alles über Thüringens Exportschlager, der in diesem Jahr 620 Jahre alt wird – von der Herstellung einst und jetzt bis zu den Unterschieden zwischen den verschiedenen Sorten wie der schwäbischen „Roten Wurst“ oder der Westfälischen Bratwurst, denen wir immer wieder auf unseren Auswärtsfahrten begegnen. All das wird mit einem kräftigen Augenzwinkern präsentiert: „Wenn das Schwein an der Leiter hängt, wird erstmal einer eingeschenkt“. Bemerkenswert: Nur für das eigentliche Museum muss ein moderates Eintrittsgeld bezahlt werden, zum „Bratwurst- Erlebnisland“ mit Fressmeile, Kinderspielplatz und Mini-Tierpark kommt man dagegen kostenlos. Wir hatten richtig viel Spaß und können den Besuch nur empfehlen!

Anschließend fuhren wir weiter zum Stadtkern der mittelalterlichen Reichsstadt Mühlhausen. Bei unserem letzten Besuch im Dezember 2022 war die auf 370 Metern begehbare innere Stadtmauer mit dem 34,2 m hohen Rabenturm saisonbedingt geschlossen, aber nun konnten wir von der Turmspitze aus den Blick auf die weitgehend erhaltene historische Innenstadt mit der markanten Marienkirche genießen und anschließend von der Stadtmauer in Gärten, Hinterhöfe und enge Altstadtgassen schauen. Nach einem erfrischenden Kaltgetränk in der Fußgängerzone erkundeten wir noch ein wenig die Altstadt und machten uns dann auf den Weg zum nächsten Ziel, einem urgemütlichen Eis- und Frühstückscafé in einer alten Jugendstil-Villa etwas außerhalb der Stadtmauern. Hier waren wir schon vor anderthalb Jahren eingekehrt und es hatte uns so gut gefallen, dass wir dort unbedingt wieder vorbeischauen mussten. „Leider“ bekamen wir diesmal einen Tisch draußen und konnten deshalb nichts von der außergewöhnlichen Einrichtung sehen. Dafür schien die Sonne, und das Eis war wieder vom Feinsten …

So langsam wurde es Zeit für die letzten paar Kilometer bis nach Bad Langensalza, wo wir gut anderthalb Stunden vor dem Anwurf eintrafen. Auch vor der Salzahalle war der Grill bereits angeworfen worden, und nach dem Bezug unserer Plätze auf der neuen Tribüne und dem Aufbau unserer vier Trommeln plus Snare lockte uns die Aussicht auf eine zweite Thüringer Bratwurst schnell wieder ins Freie. Sieger der Fanbase-internen Bratwurstiade wurde allerdings das Produkt aus dem Mühlhäuser Museum. Zurück in der Halle wuchs auf der alten Tribüne gegenüber nach und nach die sprichwörtliche „Rote Wand“ – gefühlt mindestens jeder zweite der 1.220 Zuschauer kam im THC-Trikot oder zumindest mit roter Oberbekleidung zum Spiel, das war schon beeindruckend!

Die HSG erzielte den ersten Treffer der Partie, aber den besseren Start erwischte mit 3:1 nach fünf Minuten der THC. Doch die HSG blieb dran, glich schnell aus und konnte sich nach 12 Minuten beim 5:7 erstmals mit zwei Toren absetzen. Dank einer äußerst konzentrierten Leistung in Angriff und Abwehr war die Blomberger Führung nach und nach bis auf sechs Tore angewachsen, als Ona in der 27. Minute zum 12:18 einnetzte. Leider konnte dieser Vorsprung nicht komplett bis in die Pause gerettet werden – der THC verkürzte mit drei Treffern noch bis auf 15:18. Bis zur 38. Minute konnte die HSG diese Drei-Tore-Führung halten, aber dann machte sich der enorme Kräfteverschleiß von Minute zu Minute mehr bemerkbar: Die Abschlüsse wurden unpräzise und auch in der Abwehr fehlte die Abstimmung. Die Heimmannschaft glich in der 46. Minute aus und ging drei Minuten später zum ersten Mal seit dem 4:3 wieder mit 25:24 in Führung. Auch wenn nach Niekes 27:25 ins leere THC-Tor sieben Minuten vor Spielende eigentlich noch alles offen war, musste die HSG in der verbleibenden Spielzeit bis zum Endstand von 33:27 immer mehr abreißen lassen. Johanna Reichert vom THC war besonders in Hälfte zwei nicht zu halten und erzielte insgesamt 14 (!) Tore. Zum Vergleich: Die beste HSG-Torschützin Ona kam auf sieben Treffer.

Reisen bildet – und so schauen wir unterwegs immer, was uns bei den Heimmannschaften besonders gut gefällt und ob man das nicht auch in Blomberg übernehmen könnte. In dieser Hinsicht war unser Besuch in der Salzahalle besonders ergiebig – nicht umsonst hieß es hier früher „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“! So lassen sich langweilige Partien, in denen der Gegner vorn liegt, durch das lustige Werfen von Hallenheften aufs Spielfeld ungemein auflockern. Auch das motivierende „Hin-set-zen!“ bei einer Zeitstrafe für die gegnerische Mannschaft haben wir sofort ausprobiert und in unseren Grundwortschatz übernommen. Nur der ständige wertschätzende Dialog mit der Gästebank lässt sich an der Ulmenallee leider schlecht umsetzen, denn die Fanbase residiert auf der gegenüber liegenden Tribünenseite. Hier muss also noch eine Lösung gefunden werden.

Spaß beiseite: Unser Team hat gekämpft bis zum sprichwörtlichen Umfallen, alles gegeben und den immer noch großen THC über drei Viertel der Spielzeit an den Rand einer Niederlage gebracht. Wer weiß, was mit einem etwas breiter besetzten Kader ohne Verletzte möglich gewesen wäre … So hat der Thüringer HC das Spiel letztlich verdient, aber zu deutlich gewonnen. Tabellenplatz vier ist für die HSG damit in unerreichbare Ferne gerückt – nun gilt es, mit einem Heimsieg gegen die Sport-Union Neckarsulm den fünften Platz endgültig zu sichern und im Anschluss den ausscheidenden Spielerinnen einen würdigen Abschied zu bereiten. Um diese Themen drehten sich dann auch die Gespräche auf der Heimreise von der letzten Fanbase- Auswärtsfahrt der Handballsaison 2023/24.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Nichts zu holen bei den „Tussies“

Auswärtsfahrt nach Metzingen
Mit gut 500 km pro Fahrstrecke ist die Entfernung zwischen Blomberg und der Metzinger Öschhalle die weiteste Auswärtsfahrt der gesamten Saison. Während wir im letzten Jahr nach dem Spiel gegen die „Tussies“ – damals in der nahegelegenen Tübinger Paul-Horn-Arena – noch nachts wieder zurückgefahren waren, hatten wir die Tour diesmal von vornherein als Wochenendtrip mit Übernachtung geplant. In identischer Besetzung wie bei der letzten, erfolgreichen Auswärtsfahrt nach Bensheim (wir hielten das für ein gutes Omen …) starteten wir am Samstag 27.04. um 9 Uhr morgens zu fünft hinter der Blomberger Schießhalle und machten uns mit dem Dux-Bus auf den Weg nach Süden. Unterbrochen von einer kurzen Pause mit leckeren belegten Brötchen (danke Monika!) endete die erste Etappe der Fahrt um kurz nach 14 Uhr vor unserem Hotel in Sindelfingen. Unsere Zimmer waren schon fertig, so dass wir einchecken und uns kurz danach auf die Weiterreise nach Metzingen machen konnten. Hier steuerten wir zunächst die Outlet City an – ein ganzes Stadtviertel, das ausschließlich aus Outlet-Stores überwiegend bekannter Designer-Marken in Bekleidungsbereich besteht. Uns lockten allerdings eher die Läden von Haribo, Lindt & Co. – und wir waren nicht allein: Gerade die vielen ausländischen Besucher der Outlet City schien es geradezu magisch dorthin zu ziehen und sie kauften, was das Zeug hielt, während ein Teil der hochpreisigen Modegeschäfte menschenleer war. Shopping macht hungrig, doch zum Glück reichte unsere Zeit bis zum Anpfiff um 19.30 Uhr noch für Schnitzel, Käsespätzle und Maultaschen auf dem Metzinger Marktplatz. Gut gesättigt verstauten wir danach unsere Einkäufe im Fahrzeug und fuhren zur Öschhalle am anderen Ende der Stadt.

Wie angekündigt bekamen wir vor Ort Verstärkung von „Fanbase-Süd“ Markus Conrady mit Begleitung. Nach längerer Parkplatzsuche und einigem Hin und Her an der Kasse kamen wir schließlich in die mit 917 Zuschauern gut gefüllte Öschhalle. Unsere zugewiesenen Plätze lagen wie in Bietigheim, Neckarsulm oder Buxtehude hinter dem Tor – so langsam gewöhnen wir uns an diesen suboptimalen Blickwinkel! Dafür waren sie auch eine Ecke günstiger als Sitzplätze auf der Haupttribüne, für die in Metzingen fürstliche 22 bis 24 € zu zahlen sind … Das Spiel begann mit einigen Fahrkarten auf beiden Seiten, bevor die Gastgeberinnen nach gut vier Minuten den ersten Treffer der Partie erzielten. Bis zum 4:4 konnte die HSG jeweils umgehend ausgleichen, aber Mitte der ersten Hälfte setzten sich die Tussies nach zwei Pfostentreffern von Laetitia und drei verwandelten eigenen Siebenmetern bis auf 10:6 ab. Unser Team kam zwar in Minute 23 mit einem Gegenstoßtor von Alexia noch einmal bis auf zwei Tore Abstand heran, aber danach häuften sich die Blomberger Fehlversuche und Metzingen führte zur Halbzeit wieder mit vier Treffern.

Noch schien das alles korrigierbar zu sein, doch kurz vor Mitte der 2. Spielhälfte vergrößerte sich der Torabstand dann im Minutentakt und es wurde deutlich, dass diesmal nichts Zählbares aus der Öschhalle mitgenommen würde. Zu allem Unglück trat Ida nach einem Blomberger Angriff einer Gegenspielerin auf den Fuß, knickte dabei um und verletzte sich. In der 50. Minute war die Tordifferenz beim 28:18 erstmals zweistellig – und die Tussies legten bis zum Endergebnis von 33:21 sogar noch eine Schippe drauf. Sie revanchierten sich damit eindrucksvoll für die 29:32- Niederlage im Hinspiel in Blomberg. Alles in allem eine sehr enttäuschende Leistung der HSG mit einer auch in dieser Höhe verdienten Niederlage, denn ein Aufbäumen blieb weitgehend aus. Nur Leni Ruwe, die mit einigen Fehlversuchen in die 1. Halbzeit gestartet war, ließ sich nicht unterkriegen, ackerte in der Abwehr und machte vorn in der 2. Spielhälfte vier schöne Tore. Damit war sie schon beste Blomberger Torschützin des Abends und wurde einige Tage später auch zum „Player of the Match“ gewählt. Die meisten Tore bei den Tussies erzielten Maren Weigel und Viktoria Woth mit jeweils sieben Treffern, auch deren Torhüterin Marie Weiss zeigte mit 17 Paraden und fast 50 % gehaltenen Bällen eine wesentlich bessere Leistung als beide HSG- Keeperinnen. Der ganze Spielverlauf erinnerte fatal an den völlig vergurkten Auftritt bei der Sport- Union Neckarsulm im Januar – auch damals hatte die HSG mit 12 Toren Differenz verloren. Nach Spielende bedankten sich Mannschaft und Trainer bei uns für den Support, auch Ida kam dazu extra von der Bank rübergehumpelt (was wir ihr hoch anrechnen). Wir packten unsere Sachen, hörten uns noch die Pressekonferenz an und machten uns dann auf den Rückweg zum Hotel in Sindelfingen. Dort wurde bei einem Bier das Spiel gedanklich abgehakt, was nicht allen gleich gut gelang.

Am nächsten Morgen brachen wir nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück von Sindelfingen Richtung Speyer auf: Im letzten Jahr hatten wir die Auswärtsfahrt nach Neckarsulm am nächsten Tag mit dem Besuch des Technik-Museums Sinsheim kombiniert. Dort hatte es uns so gut gefallen, dass wir uns bei nächster Gelegenheit auch das „Schwester-Museum“ in Speyer ansehen wollten. Während der Schwerpunkt in Sinsheim eindeutig bei Autos liegt, ist man in Speyer breiter aufgestellt und zeigt mehr Fahrzeuge, die schwimmen, fliegen oder auf Schienen rollen können: Auf dem Freigelände stehen nebeneinander ein 1975 gebauter Seenot- Rettungskreuzer, ein U-Boot der Bundesmarine aus dem Jahr 1966 sowie das wesentlich ältere ehemalige Hausboot der „Kelly Family“. Auch eine Vielzahl von Flugzeugen und Hubschraubern kann von außen und teilweise von innen besichtigt werden, darunter der Boeing 747-Jumbo Jet „Schleswig-Holstein“ der Lufthansa – das Gegenstück zum Überschallflieger „Concorde“ in Sinsheim. Ein weiterer Star ist eine sowjetische „Buran“-Raumfähre, die einem amerikanischen „Space Shuttle“ zum Verwechseln ähnelt. Das in Speyer in einer eigenen Raumfahrt-Halle ausgestellte „Buran“-Exemplar hat allerdings niemals einen Orbitalflug absolviert. Ob die vom Designer Colani entworfene LKW-Zugmaschine oder die 100 Jahre alte Schweizer Elektro- Güterzuglokomotive vom Typ „Krokodil“: Auf dem weitläufigen Museumsgelände warten an jeder Ecke neue interessante Entdeckungen. Wie letztes Jahr in Sinsheim reichte auch in Speyer unsere Zeit nicht aus, um überhaupt alle Ausstellungsstücke zu sehen. Nach einer Stärkung im Museums-Restaurant machten wir uns am Sonntagnachmittag auf den Rückweg nach Blomberg. Mal abgesehen vom Ergebnis des Handballspiels war es ein rundum gelungener Wochenendausflug nach Süddeutschland, zumal auch das Wetter an beiden Tagen prima mitspielte: Die einzige Fanbase-Mehrtagesfahrt in dieser Saison wird trotz der heftigen HSG- Klatsche allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Text: Uwe Jakob, Fotos Uwe Jakob, Katrin Merz

Autos, Eis und Auswärtspunkte

Auswärtsfahrt nach Bensheim
Als wir fünf HSG-Fans am 30. März um 9 Uhr morgens am Parkplatz hinter der Schießhalle in den Dux-Bus stiegen, um das Blomberger Team am Abend beim Spiel gegen die „Flames“ der HSG Bensheim/Auerbach zu unterstützen, waren die Meinungen zum Spielausgang durchaus geteilt – aber wir alle erwarteten ein umkämpftes Spiel und knappes Ergebnis. Unterbrochen von einer kurzen Frühstückspause auf einem Rastplatz an der A5 (danke, Monika!) kamen wir bis auf einen kurzen unfallbedingten Stau zügig voran.

Für das Rahmenprogramm fuhren wir diesmal nicht nur bis Bensheim, sondern noch gut 20 km weiter auf der A5 nach Süden: In Ladenburg am Neckar, auf halber Strecke zwischen Heidelberg und Mannheim gelegen, hatten wir das Automuseum Dr. Carl Benz entdeckt. Carl Benz, der 1885 mit seinem Patent Motorwagen Nr. 1 das erste praxistaugliche Automobil der Welt gebaut hatte, war mit dem 1883 gegründeten Unternehmen Benz & Cie. zunächst in Mannheim als Automobilhersteller tätig. Nachdem er sich mit der Geschäftsleitung seiner Firma überworfen hatte, gründete er 1906 gemeinsam mit seinen zwei Söhnen Eugen und Richard in Ladenburg die Firma C. Benz Söhne, die dort bis 1924 ebenfalls Autos baute. In den historischen Fabrikhallen inLadenburg befindet sich heute ein Automuseum mit über 100 Fahrzeugen, vom ersten Automobil der Welt bis zum berühmten „Adenauer“-Mercedes der 50er Jahre und vom legendären „Silberpfeil“-Rennwagen bis zur riesigen Staatskarosse Mercedes 600. Auch zwei der weltweit nur drei erhaltenen Automobile aus der Ladenburger Fabrik stehen heute wieder exakt dort, wo sie einst hergestellt wurden. Besonders faszinierend: Zu jedem Fahrzeug findet man einen ausführlichen „Lebenslauf“ mit Beschreibung, von wo, wann und in welchem Zustand es ins Museum gekommen ist. Daneben erzählen viele Erinnerungsstücke vom Leben der Familie Benz, und auch zur Geschichte der Fahr- und Motorräder, die 1817 ebenfalls im nahegelegenen Mannheim begonnen hatte, erfährt man eine Menge Neues. Seit dem 4. Juni 2020 steht auf dem Museumsgelände auch ein 8 m hoher Mercedes-Stern, der vorher von einem Mannheimer Hochhaus leuchtete und vor der Schrottpresse gerettet wurde. Uns hat das im Vergleich zum riesigen Stuttgarter Gegenstück eher kleine Museum an historischer Stätte, das von einem Verein betrieben wird, auf jeden Fall richtig gut gefallen.

Anschließend blieb noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die verwinkelten Gassen des kleinen mittelalterlichen Ladenburger Stadtkerns mit wunderschönen alten Fachwerkhäusern – und für ein leckeres Eis natürlich! Danach machten wir uns auf den kurzen Weg zurück nach Bensheim und kamen etwa eineinviertel Stunden vor dem Anwurf an der Weststadthalle an.

Die Heimspielstätte der „Flames“ gehört mit ihren 1.990 Sitzplätzen derzeit zu den fünf größten Hallen in der HBF, zieht in dieser Saison durchschnittlich fast 1.100 Handballfans pro Spiel an und ist nicht nur wegen der gemütlichen Gaststätte unter der Haupttribüne auch bei den Blomberger Anhängern sehr beliebt. Trotzdem erfüllt die 1989 eröffnete Halle ab der Saison 2025/26 nicht mehr die HBF-Vorgaben, denn eine zweite Längstribüne fehlt! Da auch andere etablierte Frauenhandball-Bundesligisten wie der BvB oder die Tussies aus Metzingen vor demselben Problem stehen – von möglichen Aufsteigern aus der 2. Liga ganz zu schweigen – darf man gespannt sein, wie hier zukünftig vorgegangen werden wird … Wir bauten jedenfalls zunächst im Gäste-Fanblock unser kleines Orchester auf und stärkten uns anschließend mit Heißwürstchen in der Hallen-Gaststätte. Nachdem der Hallensprecher Melanie Veith als ex-Bensheimerin wieder besonders begrüßt hatte, bekamen die ehemaligen Blomberger Spielerinnen Ndidi Agwunedu und Mia Ziercke beim Einlaufen der „Flames“ von uns ebenfalls einen ordentlichen Trommelwirbel. Aktuell stehen übrigens bei 9 der 13 übrigen Erstligisten ehemalige HSG-Spielerinnen im Kader – es gibt also fast immer Gelegenheit zum Trommeln!

Das Spiel begann so ganz nach unserem Geschmack: Die HSG erzielte Tor um Tor, während die Gastgeberinnen den Ball einfach nicht über die Torlinie brachten. Schon nach sieben Minuten nahm „Flames“-Trainerin Heike Ahlgrimm beim Stand von 0:5 für ihr Team die erste Auszeit. Doch auch Mitte der ersten Halbzeit hatte der Fünf-Tore-Vorsprung der HSG weiterhin Bestand, erst danach robbte sich die Heimmannschaft langsam bis auf zwei Treffer heran. Näher kam sie vorerst nicht; die Seiten wurden beim Stand von 14:17 gewechselt. Zu Beginn der zweiten Hälfte betrug die Blomberger Führung mehrmals nur noch ein Tor, zum Glück schafften die „Flames“ aber nie den Ausgleich. Zu unserer Erleichterung fing sich die HSG schnell wieder und baute ab Minute 36 den Vorsprung nach und nach bis auf maximal sieben Treffer 7 Minuten vor Abpfiff aus. Erst am Ende wurde es dann noch einmal etwas spannender, als Bensheim mit einer offenen Deckung bis auf drei Tore beim 31:34-Endstand verkürzen konnte. Letztlich war es aber souveräner Start-Ziel-Sieg der HSG in einem Spiel, in dem Blomberg von der ersten bis zur letzten Minute immer in Führung gelegen hatte.

Bestimmte Dinge scheinen sich bei HSG-Auswärtsspielen gegen die „Flames“ Jahr für Jahr zu wiederholen: Auch diesmal kassierte eine Bensheimer Spielerin die Rote Karte – nach Lisa Friedberger in den beiden vorherigen Partien erwischte es diesmal Kreisläuferin Isabell Hurst – und einige Tage nach dem Spiel wählten die HSG-Anhänger genau wie in der letzten Saison Leni Ruwe zum „Player of the Match“. Die bekam im personell arg dezimierten Blomberger Rückraum viel Spielzeit, war ein ständiger Unruheherd und bedankte sich mit sechs Treffern, ebenso vielen wie Laetitia Quist und Nieke Kühne. Überhaupt war die HSG von allen Positionen torgefährlich und treffsicher, denn alle eingesetzten Blomberger Spielerinnen hatten eine Abschlussquote von 55 % oder höher. Diesen Wert erreichten dagegen nur drei Bensheimerinnen – Schuld daran war Melanie Veith im HSG-Tor, die mit 20 Paraden und fast 42 % gehaltenen Bällen die Heimmannschaft, allen voran deren Rechtsaußen, geradezu zur Verzweiflung brachte.

Nach Spielende bedankten sich Mannschaft und Trainer bei uns für den Support. Wir hörten uns noch die kurzen Interviews mit Melanie Veith und Kim Naidzinavicius und die Pressekonferenz an, dann packten wir unsere Sachen und machten uns zufrieden auf den Heimweg. Die Handballsaison 2023/24 biegt langsam auf die Zielgerade ein, aber noch stehen ein paar weitere spannende Auswärtsspiele auf dem Spielplan. Der Ausflug nach Ladenburg und Bensheim hat uns wieder viel Spaß gemacht, und nach einer zügigen Rückfahrt kamen wir mit zwei Punkten im Gepäck schon um halb zwölf wieder in Blomberg an.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Von Wildkatzen und Saalemiezen

Auswärtsfahrt nach Halle-Neustadt

Auch zum ersten HSG-Auswärtsspiel der Rückrunde am 10. Februar machten wir uns wieder zu siebt im Bulli der „Lippischen“ auf den Weg zu den „Wildcats“ von Union Halle-Neustadt. Wir starteten schon um 10 Uhr morgens, denn wir hatten unterwegs noch einiges an Programm geplant: Schon vor gut einem Jahr beim letzten HSG-Spiel in Halle hatten wir einen Zwischenstopp im thüringischen Nordhausen eingelegt, aber die denkmalgeschützte „Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei“ konnten wir damals wegen der jährlichen Adventsausstellung nicht besichtigen – das wollten wir nun nachholen. Vorher stärkten wir uns mit einer leckeren Thüringer Rostbratwurst, und auch für einen kurzen Altstadt-Spaziergang zum Wahrzeichen der Stadt, der Roland-Statue am Alten Rathaus, reichte die Zeit noch.

Um 14 Uhr begann unsere Gruppenführung „Vom Korn zum Korn“ mit einem Guide, wie man ihn sich für jede Besichtigung wünscht – auf jede Frage eine kompetente Antwort und mit jeder Menge Anekdoten u.a. aus der DDR-Zeit im Gepäck! Schon vor mehr als 200 Jahren gab es über 100 Kornbrennereien in der Stadt Nordhausen, und im 1907 im Jugendstil erbauten Erlebnismuseum wird bis heute handwerklich Korn gebrannt. Wir bestaunten die verschiedenen Verarbeitungsschritte vom Mahlen des Roggens, der Maischezubereitung und Gärung, den Destillationsprozessen zum Roh- bzw. Feinbrand, der mindestens dreijährigen Lagerung und Reifung bis zur Zugabe von Wasser. Die in der Traditionsbrennerei hergestellten Kornbrände und Liköre werden von Hand abgefüllt und etikettiert und unterscheiden sich im Geschmack wesentlich von der industriell gefertigten Massenware der Muttergesellschaft Nordbrand aus dem Supermarkt-Spirituosenregal. Davon konnten wir uns bei der abschließenden Verkostung selbst überzeugen: Einen so milden und leckeren Doppelkorn wie den „Feinen Alten Nordhäuser Doppelkorn“ hatte noch niemand von uns probiert, doch auch die vielen Likör- und Gin-Variationen wussten zu gefallen. Kein Wunder, dass sich anschließend fast jeder von uns noch mit der einen oder anderen Flasche im museumseigenen Werksverkauf eindeckte … Hatte ich schon erwähnt, dass (Zitat) „bei der Fanbase ja sowieso nur gesoffen wird“?

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto mit Henne „Henriette“ brachen wir weiter in Richtung Halle/Saale auf und waren schon knapp zwei Stunden vor dem Anwurf um 19 Uhr an der SWH.arena in Halle-Neustadt angekommen. Hier wurden wir gleich von unseren Freunden vom Fanclub „Saalemiezen“ in Empfang genommen, die gerade mit den Spieltags-Vorbereitungen fertig geworden waren. Auch Monika war in ihrem Urlaub extra zum Spiel angereist und verstärkte die Blomberger Anhänger unter den 750 Zuschauern, die am Eingang zum Gästeblock eigens mit Zetteln „Schön, dass ihr hier seid!“ begrüßt wurden. Ein Grund mehr, warum wir so gern in der vielleicht schönsten Halle der HBF zu Gast sind …! Besonders nach der traumatischen letzten Auswärtsfahrt nach Neckarsulm gingen wir alle davon aus, dass das Spiel bei den „Wildcats“ kein Selbstläufer werden würde, und rechneten mit einem knappen Ergebnis.

Doch unsere HSG wollte offenbar gar nicht erst Zweifel über den Ausgang des Spiels aufkommen lassen und führte bereits nach einer Viertelstunde mit fünf Toren. Mit zwei Treffern kurz vor dem Pausenpfiff baute sie den Spielstand bis zur beruhigenden 10:19-Halbzeitführung weiter aus. Und in Halbzeit zwei ging es nahtlos so weiter – Melanie und Zoe hielten insgesamt vier Siebenmeter, und auch Halles Versuche mit der siebten Feldspielerin waren nicht besonders erfolgreich. Wir erlebten quasi eine Wiederholung des Neckarsulm-Spiels – nur mit umgedrehten Vorzeichen, denn während der HSG nahezu alles gelang, erwischten die Gastgeberinnen einen schwarzen Tag, an dessen Ende ein auch in dieser Höhe verdienter Blomberger 35:20-Auswärtssieg stand. Nach Spielende wurden die jeweils besten Torschützinnen ihrer Teams, Julia Niewiadomska von den Wildcats und Ona Vegué von der HSG, als „Spielerinnen des Spiels“ mit Geschenkkörben ausgezeichnet. Ein verdientes Sonderlob vom Trainer erhielt auf der anschließenden Pressekonferenz Ann Kynast, die mit vier Treffern mächtig aufgedreht hatte. Überhaupt zeichneten sich alle Blomberger Torschützinnen durch eine hohe Effektivität aus – eine Wurfquote von 70 % und 35 erzielte Tore sprechen für sich!

Am Tabellenende geht es in dieser Saison bei drei Absteigern sehr eng zu, aber wir drücken den „Wildcats“ ab sofort für einen frühzeitigen Klassenerhalt die Daumen – nicht ganz selbstlos, denn wir würden in der nächsten Saison sehr gern wiederkommen! Mit dem Verlauf dieser gelungenen Auswärtsfahrt waren wir jedenfalls mehr als zufrieden, zumal die Rückfahrt sehr schnell ging und wir schon um kurz vor Mitternacht wieder in Blomberg waren.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Untergang im Unterland

Auswärtsfahrt nach Neckarsulm
Zur ersten Auswärtsfahrt des Jahres 2024 machten wir sieben HSG-Fans uns am 21. Januar morgens um 8.30 Uhr im Bulli der „Lippischen“ auf den Weg zur Sport-Union nach Neckarsulm. Auf halber Strecke unterbrachen wir die Anreise in Fulda und sahen uns dort im Deutschen Feuerwehr-Museum um, das 1963 gegründet wurde und 1988 einen Neubau am heutigen Standort bezog: Auf 1.600 m² Ausstellungsfläche in zwei Hallen bekommt man einen umfassenden Überblick über die Geschichte des deutschen Brandschutzes vom Mittelalter bis heute. „Star“ in Halle 1, wo die technische Entwicklung bis etwa 1918 gezeigt wird, ist die weltweit älteste erhaltene fahrbare Handdruckspritze von 1624. In Halle 2 liegt der Schwerpunkt auf der Motorisierung der deutschen Feuerwehren in Ost und West bis in die Siebziger Jahre, doch auch ein ganz aktuelles Löschfahrzeug findet man dort – der Hintergrund für unser Gruppenfoto. Extra für Klaus wurde sogar ein Traktor in die Ausstellung integriert – leider ein Deutz, kein John Deere! Die Exponate werden auch regelmäßig ausgetauscht, denn im Depot nebenan stehen weitere 25 Großfahrzeuge. Jährlich kommen etwa 25.000 Besucher, die Eintrittspreise sind moderat und wir können das Museum wirklich empfehlen.

Statt anschließend Monikas leckeren selbstgemachten Kartoffelsalat, Buletten und Heißwürstchenbei starkem Wind und Minusgraden im Schnee am geparkten Bulli zu genießen, durften wir für unsere Mittagspause die Sitzecke im Eingangsfoyer des Museums nutzen. Danach ging es weiter ins Unterland nach Neckarsulm. Wir kamen so früh an der Ballei an, dass noch Zeit für einen kurzen Besuch im Brauhaus gegenüber blieb, wo wir letzte Saison nach dem Spiel etwas gegessen und anschließend übernachtet hatten. Auch diesmal wären wir wohl besser dort geblieben: Das Bier war lecker (Stichwort „Bei der Fanbase wird ja nur gesoffen“), der Raum gut geheizt, die Bedienung freundlich und die Speisekarte verheißungsvoll. Aber wir mussten ja unbedingt zum Handball …!

Also holten wir Trommeln, Fahne und Signalhorn aus dem Bulli und bezogen unsere Plätze in einer Ecke der Ballei. HSG-Busfahrer Leen, der im Vorjahr in der zweiten Halbzeit als Wischerboy eingesprungen war (wir berichteten damals exklusiv), hatte an diesem Zweitjob offenbar so viel Gefallen gefunden, dass ihn die Neckarsulmer Verantwortlichen vor dem Spiel nur mit viel Mühe zum Freimachen des Wischerstuhls überreden konnten. Unter den 856 Zuschauern waren nicht nur die Eltern beider HSG-Torhüterinnen, sondern mit Ndidi Agwunedu und Mia Ziercke auch zwei European League-Siegerinnen vom Vortag und mit Aurora Kryeziu noch eine weitere ehemalige Blomberger Jugendspielerin. Wir wissen nicht, wie ihnen allen die 16:28-Klatsche der HSG gefallen hat – wir waren jedenfalls ziemlich bedient, weswegen wir darüber lieber kein weiteres Wort verlieren wollen. Um kurz vor 23 Uhr waren wir wieder zurück in Blomberg.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Zwickau statt Wilbasen

Auswärtsfahrt zum BSV Sachsen Zwickau

Nur sechs Tage nach dem Pokalspiel in Leipzig brach eine kleine Fanbase-Abordnung erneut mit dem Bulli der „Lippischen“ morgens zum ersten HSG-Bundesligaspiel der neuen Saison Richtung Osten auf. Unser Ziel hieß Zwickau, wo wir in den vergangenen beiden Jahren noch jeweils zu zehnt gewesen waren. Dieses Mal fanden sich – vielleicht wegen der Kombination aus Sonnenschein, Wilbasen und der weiten Fahrt? – am Ende nur vier Mitfahrer.

Unterwegs sorgte Monika wieder in bewährter Weise dafür, dass niemand im Fahrzeug unser Etappenziel in Thüringen erreichte, ohne vorher ordentlich gefrühstückt zu haben. Passend zum warmen Spätsommerwetter hatten wir uns für das Rahmenprogramm nämlich nach dem UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg in der letzten Saison wieder etwas Besonderes ausgesucht: Der 2005 eröffnete Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich gehört zu den 13 Hauptsponsoren des Thüringer HCs und ist seit mehreren Jahren auf den Trikots der THC-Spielerinnen präsent – das hatte uns neugierig gemacht (und beweist somit den Wert des Trikot-Sponsorings!). Unter dem Motto „Dem Urwald aufs Dach steigen“ bewegt man sich auf zwei insgesamt 540 m langen Schleifen in einer Höhe von 10 bis 24 m mitten durch das UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“. Viele Info-Stationen auf dem Pfad selbst sowie im benachbarten Nationalpark-Zentrum geben Einblicke in die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, die im Park heimisch ist – auch wenn wir weder Wildkatzen noch Fledermäuse gesehen haben! Dafür hatten wir von der offenen Plattform des zentralen, 44 m hohen Turms einen tollen Ausblick über den größten unberührten Laubwald Deutschlands und das Thüringer Becken bis nach Bad Langensalza – doch zum THC wollten wir ja diesmal nicht! Nach diesem abwechslungsreichen und informativen Naturerlebnis, das wir uneingeschränkt weiterempfehlen können, machten wir uns auf den weiteren Weg nach Zwickau.

Wir kamen so rechtzeitig an der Sporthalle Neuplanitz an, dass wir unseren Bulli noch auf dem kleinen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zur Halle abstellen konnten. Nachdem wir uns in unserer Tribünenecke häuslich eingerichtet hatten, erkundeten wir erst einmal das kulinarische Angebot in der Halle: Das kann sich wirklich sehen lassen – Nudelgerichte oder Panini bekommt man nicht überall! Überhaupt fühlt man sich hier als Gäste-Fan bei aller sportlichen Rivalität immer sehr willkommen. Im Gegensatz zu den vorherigen beiden HSG-Gastspielen in Zwickau war die Halle diesmal mit 366 Zuschauern bei weitem nicht ausverkauft. Dabei hat sich der BSV Sachsen Zwickau vor der Saison mit einer Reihe zum Teil namhafter internationaler Neuzugänge verstärkt mit dem erklärten Ziel, nach zwei knappen Klassenerhalten in der Relegation diesmal nicht wieder bis zuletzt zittern zu müssen und sich langfristig im Liga-Mittelfeld zu etablieren. Beim Hache-Cup waren uns besonders die beiden Ungarinnen Laura Szabó am Kreis und Rita Lakatos auf Rückraum-Mitte aufgefallen. Auch die ex-Blombergerin Emma Montag, die im Mai noch mit der HSG deutscher A-Jugend-Meister geworden war, erhielt in Zwickau einen Bundesligavertrag und ist aktuell auch als einzige Rechtsaußen im Team auf ihrer Position „gesetzt“. In der Saisonvorbereitung lief bei den Sächsinnen noch nicht alles rund, auch beim Hache-Cup belegten sie den dritten und letzten Platz, aber in der Mannschaft steckt sicherlich einiges an Potenzial. So waren wir alle gespannt, wie sich unsere HSG beim zweiten Aufeinandertreffen in kurzer Zeit schlagen würde – beim Hache-Cup war sie ja mit 30:23 als Sieger vom Feld gegangen.

In der ersten Halbzeit verlief das Spiel mehr oder weniger auf Augenhöhe, mit leichten Vorteilen für unsere HSG, die meist vorlegte, sich auch mal bis zu drei Toren absetzen konnte und mit einem Tor Vorsprung beim 12:13 in die Kabine ging. Besonders Geburtstagskind Nieke Kühne war in der Anfangsviertelstunde „on fire“ und erzielte fünf der ersten sieben HSG-Treffer – sie wurde später wie nach dem Pokalspiel in Leipzig auch im zweiten Saisonspiel erneut zum „Player of the match“ gewählt. In Hälfte zwei machte dann ein beeindruckender 12:1-Lauf der HSG zwischen der 35. und 50. Minute aus einer knappen 16:15-Führung ein 28:16 zugunsten der Blombergerinnen und entschied die Partie, die schließlich mit einem 32:20-Sieg der HSG endete. Einen großen Anteil daran hatte der Abwehrverbund, der die gefährliche BSV-Kreisläuferin Laura Szabó gut in den Griff bekam – sie erzielte nur einen Treffer. Nach Spielende und dem Glückwunsch ans Team gratulierten wir Nieke noch kurz zu ihrem 19. Geburtstag. Vor der Halle gab uns HSG-Busfahrer Leen wie im Vorjahr schnell noch ein Kaltgetränk auf den Sieg aus, dann machten wir uns auf den Heimweg. Um kurz vor 1 Uhr nachts waren wir schließlich wieder zurück in Blomberg.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Taxi nach Leipzig

Pokalspiel gegen HC Leipzig

„Taxi nach Leipzig“ – so hieß vor 53 Jahren der allererste ARD-„Tatort“. Wir nahmen zum HSG- Auswärtsspiel beim Zweitligisten HC Leipzig in der ersten DHB-Pokalrunde am 3. September dann aber doch lieber den Bulli der „Lippischen“, denn wir waren zu sechst und reisten mit sperrigem Gepäck: drei großen Trommeln, einer Snare, dem Auslandseinsatz-erprobten Mehrklang-Signalhorn der Deutschen Bahn und erstmals einem Eigenbau von Luka, der ein LKW-Horn mit einer handbetriebenen Luftpumpe kombiniert hatte.

Obwohl die Stadt Leipzig sicher auch ein reizvolles Ziel für unser „Vorprogramm“ gewesen wäre, bogen wir schon kurz vorher von der A38 ab: Am Rande des HSG-Auswärtsspiels gegen die „Wildcats“ aus Halle-Neustadt waren wir Mitte Februar 2022 vom Fanclub „Saalemiezen“ zu einer Stadtführung in der größten Stadt Sachsen-Anhalts eingeladen worden. Diese Gelegenheit wollten wir nun wahrnehmen und wurden in Halles Innenstadt schon von unserem „Stadtführer“ Christoph Schimmel erwartet, der sich Verstärkung von den „Saalemiezen“-Mitgliedern Saskia Preuß und Michael Gramatte mitgebracht hatte. Wir merkten schnell, dass wir es mit einem Profi zu tun hatten, der an den Wochenenden tatsächlich regelmäßig Besucher durch die Hansestadt Halle führt: Immer wieder mussten wir kleine Rätsel lösen, Fragen beantworten oder bestimmte Dinge im Stadtbild suchen – keine Chance, sich einfach nur zutexten zu lassen! Unterwegs zwischen Marktplatz mit Marktkirche und Rotem Turm, Eselsbrunnen am Alten Markt und Beatles-Museum erfuhren wir ganz nebenbei auch von der Rolle, die unsere HSG bei der Gründung der „Saalemiezen“ gespielt hatte: Auf der Busfahrt zum ersten HSG-„Winterball“ in Lemgo gegen die „Wildcats“ am 29. Dezember 2018 war nämlich unter den Halle-Anhängern die Idee entstanden, einen eigenen Fanclub zu gründen – drei Monate später wurde der Plan dann in die Tat umgesetzt. Wir alle bedanken uns vielmals für diese wirklich tolle, kurzweilige und informative Stadtführung, die uns unheimlich viel Spaß gemacht hat, und freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen mit den „Saalemiezen“!

Zum Abschluss gönnten wir uns gemeinsam eine kurze Pause im böhmischen Wirtshaus „Wenzel“, bevor es langsam Zeit zur Weiterfahrt nach Leipzig wurde. Wir verabschiedeten uns von Saskia und nahmen Christoph und Michael im Bulli mit („Taxi nach Leipzig“ halt …), denn sie wollten sich das Pokalspiel ebenfalls nicht entgehen lassen.

Von Halle bis Leipzig ist es nur ein Katzensprung, wenn auch ein etwas größerer – im Nu stand unser Fahrzeug direkt hinter der Sporthalle Brüderstraße in Leipzigs Innenstadt. In der 1980 gebauten und 2014 bis 2016 komplett modernisierten Sporthalle sahen wir sofort ein bekanntes Gesicht: Alina Gaubatz, die zuletzt Ende Mai mit der HSG deutscher A-Jugend-Meister geworden war, war zur neuen Saison von Blomberg nach Leipzig gewechselt und bestritt ausgerechnet gegen ihren alten Verein ihr erstes Pflichtspiel. Mit ihren 18 Jahren passt sie perfekt ins Leipziger Team, und beim Blick auf die Mannschaftsaufstellungen war klar: Gegen diesen Gegner sieht die HSG ganz alt aus! Das Durchschnittsalter der HCL-Spielerinnen lag bei gerade mal 21,5 Jahren – und das, obwohl Routinier und Rückkehrerin Nele Kurzke im Tor mit ihren 33 Jahren den Schnitt ganz schön nach oben schraubte! Am anderen Ende der Altersskala: die erst 15-jährige Leipziger Neuverpflichtung Marlene Tucholke – ein Supertalent, das uns schon beim A-Jugend-„Final Four“ in Blomberg Ende Mai aufgefallen war und das nach dem Pokalspiel als beste HCL-Spielerin ausgezeichnet wurde.

Die Ausgangslage war klar: Die HSG als gestandener Erstligist war als Favorit zum HCL gereist, doch der Pokal hat ja bekanntlich – nicht nur im Fußball – seine eigenen Gesetze. In diesem Spiel zeigte sich allerdings recht schnell, dass es sich hierbei nur um eine Phrase handelt und das Blomberger Team keineswegs die Absicht hatte, irgendwelche Zweifel am Sieg aufkommen zu lassen. Schon in der 10. Spielminute bei der ersten HCL-Auszeit führte die HSG mit 7:3, zur Halbzeit stand es 19:13 und in der Anfangsphase von Hälfte zeigte sich dann der Klassenunterschied immer deutlicher: Nach 36 Minuten sorgte unser Neuzugang Ona Vegué mit einem Tempogegenstoß zum 23:13 für die erste Zehn-Tore-Führung der HSG. In den letzten zehn Minuten der Partie wurde es dann ganz bitter für den HCL – aus einem 19:30-Rückstand wurde ein Endstand von 21:39. Niemand von uns hatte mit einem so deutlichen Ergebnis gerechnet. Auch alle drei HSG-Neuzugänge kamen zu ihrem Pflichtspiel-Debüt. Neben Marlene Tucholke wurde nach dem Spiel auch Nieke Kühne als beste HSG-Spielerin geehrt – sie war mit sechs Treffern die beste HSG-Feldtorschützin. Die HSG-Anhänger wählten sie später ebenfalls zum „Player of the match“.

Nach dem Abklatschen mit der Mannschaft packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von unseren neuen Freunden aus Halle und machten uns auf den Heimweg von Leipzig nach Blomberg, wo wir um kurz nach zehn Uhr abends ankamen. Drei Tage später bescherte uns „Losfee“ und Bundestrainer Markus Gaugisch für das Achtelfinale ein Heimspiel gegen die „Tussies“ aus Metzingen. Eine Wiederholung des Ergebnisses aus Runde eins ist also nicht zu erwarten …Nach dem Abklatschen mit der Mannschaft packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von unseren neuen Freunden aus Halle und machten uns auf den Heimweg von Leipzig nach Blomberg, wo wir um kurz nach zehn Uhr abends ankamen. Drei Tage später bescherte uns „Losfee“ und Bundestrainer Markus Gaugisch für das Achtelfinale ein Heimspiel gegen die „Tussies“ aus Metzingen. Eine Wiederholung des Ergebnisses aus Runde eins ist also nicht zu erwarten …

Text: Uwe Jakob, Fotos: Uwe Jakob, Christoph Schimmel, Michael Gramatte