EHF Finals – Das Saison-Highlight in Graz (Teil 2)

Entweder zu Fuß oder mit dem Taxi ging es am Samstagabend nach Ende des zweiten Halbfinals zurück in unser Hotel. Zum Essen hatten wir uns einen Tisch für neun Personen im Gösser- Brauhaus reserviert, das ebenfalls nicht sehr weit vom Motel One entfernt war. Dort feierte man gerade das 20-jährige Jubiläum, mit Preisen wie vor 20 Jahren für ausgewählte Speisen und Getränke – da lachte das Herz des Lippers!

Nach dem Essen gönnten wir uns noch eine oder zwei Runden Steirischer Maschanzker (Apfelbrand) – lecker! Neben einer größeren Fangruppe aus Dijon war übrigens auch der HSG- Staff an diesem Abend im Lokal, saß allerdings in einem anderen Bereich. Auf dem Rückweg kamen viele von uns einfach nicht an der rappelvollen Bar „UI“ vor unserem Hotel vorbei, so dass wir auch hier noch mal die Lage peilen und nach dem Rechten sehen mussten. Zwei HSG-Fans sollen danach auch noch in der „Mausefalle“ gesichtet worden sein („links Schlager, rechts Techno“) – gesicherte Erkenntnisse hierzu gibt es allerdings nicht.

Am Sonntagmorgen liefen die meisten von uns – mehr oder weniger ausgeschlafen – beim Frühstück auf – nur einer fehlte, allerdings entschuldigt. Zu fünft machten wir uns anschließend bei wiederum schönstem Wetter noch mal auf in die Innenstadt, nahmen diesmal aber einen anderen Weg als am Vortag. Immer wieder kamen wir dabei an tollen alten Häuserfassaden vorbei.

Es stimmt übrigens nicht so ganz, dass nirgends in der Stadt für das Event im Raiffeisen- Sportpark „geworben“ wurde: Ein findiger Grazer Geschäftsinhaber, dem am Vortag wohl die überall durch die Stadt ziehenden THC-Fans aufgefallen waren, hatte daraufhin sein Lokal am Schloßbergplatz kurzerhand in „Handballbar“ umbenannt.

Nachdem wir uns dort gestärkt hatten, fuhren wir mit dem Schloßberglift nach oben und sahen uns noch einige Ecken auf dem Berg an, die uns am Vortag entgangen waren, darunter das imposante Graz Museum Schloßberg.

Anschließend ging es mit dem Lift wieder nach unten, aber zunächst nur bis zur Zwischenstation „The Flight Graz“: Mitten im Schloßberg wurde 2022 ein kleiner Kinosaal mit 18 Plätzen in den Fels gehauen, wo seitdem viermal pro Stunde ein zehnminütiger 4D-Film einen Rundflug quer durch bzw. über Graz aus der Perspektive einer Fliege zeigt. Bewegliche Sessel und Effekte wie Wind, Regen und Seifenblasen sorgen zusammen mit dramatischer Musik für ein tolles Rundum- Erlebnis – wir waren jedenfalls begeistert! Zurück auf dem Schloßbergplatz wurde es langsam Zeit für den Rückweg zum Hotel.

Auch an diesem Tag starteten die zwei Spiele – zuerst das Spiel um Platz drei, dann das Finale – wieder um 15 bzw. 18 Uhr. Die Tribünen waren nicht besser gefüllt als am Samstag. Dieser Blick in den Blomberger Fanblock mit den weiß gekleideten Dijon-Fans im Hintergrund zeigt, dass die Halle gerade auf unserer Seite doch sehr leer war – und die Tribünen hinter beiden Toren waren an beiden Tagen komplett unbesetzt!

Welches der zwei Teams würde nach den Niederlagen vom Vortag den Schalter umlegen und sich für das Spiel um Platz drei noch einmal motivieren können? Zunächst sah alles danach aus, als ob dies die Französinnen wären, denn wie schon gegen Ikast lag die HSG auch gegen sie von Anfang an zurück. Nach Laetitias 7:8-Anschlusstreffer in der 19. Minute zog Dijon dann vorentscheidend mit einem 7:0-Lauf bis auf 7:15 auf und davon; nach etwas Ergebniskosmetik stand es zur Halbzeit 10:16. Während der Pause schien aber irgendwie ein Ruck durch die Mannschaft gegangen zu sein, denn ab der 33. Minute holte die HSG Tor um Tor auf und war in Minute 45 beim 21:22 plötzlich wieder bis auf einen Treffer „dran“. Nach Lisa Freys Doppelschlag zum 23:24 gut drei Minuten später lag der Ausgleich erneut in der Luft – fallen wollte er aber einfach nicht. Stattdessen zog Dijon wieder bis auf drei Tore Vorsprung davon, und näher als bis auf zwei Treffer kam Blomberg danach nicht mehr. In den letzten Spielminuten musste die HSG dann alles riskieren und fing sich noch eine Reihe von Gegentreffern ein; die 27:32-Niederlage fiel deshalb am Ende um ein paar Tore zu hoch aus. Zum Schluss noch ein Insider-Service für alle Dijon-Fahrer: Nina Dury erzielte in diesem Spiel drei Treffer, Lilou Pintat fünf und Mathilde Plotton einen. Na denn: Allez!

Direkt nach Spielende stellten sich die zwei Teams auf beiden Seiten der Mittellinie zur Siegerehrung auf.

Auch für die viertplazierte HSG gab es Medaillen – Laura hat uns hinterher ihre gezeigt und zumindest auf den ersten Blick war eigentlich kein Unterschied zu einer Bronzemedaille für Platz drei zu erkennen …

Auch wenn die Enttäuschung im ersten Moment sicher groß war: Die im Laufe des Wettbewerbs ausgeschiedenen Teams aus Metzingen, Dortmund und Bensheim wären sicher froh gewesen, überhaupt so weit zu kommen, wie es die HSG geschafft hat. Mit etwas Abstand überwiegt ganz eindeutig die Freude über diesen größten Erfolg der Vereinsgeschichte in einer historischen Saison, und das alles trotz der vielen verletzungsbedingten Rückschläge.

Ein handballerischer Leckerbissen (der einzige an diesem Wochenende) wartete aber noch auf uns, nämlich das Finale zwischen dem THC und Ikast. Fast drei Viertel der Spielzeit lagen die Däninnen vorn, aber am Ende gewann der THC nach zwischenzeitlicher Fünf-Tore-Führung mit 34:32 und sicherte sich so den Titel. Mit ausschlaggebend war, dass der dänische Trainer einen unnötigen Torhüterinnen-Wechsel vornahm und dann mit der Rückwechselung viel zu lange wartete. In dieser Zeit drehte der THC, bei dem Dinah Eckerle im Tor in ihrem letzten internationalen Spiel noch einmal ihr ganzes Können zeigte, das Spiel und ging durch Johanna Reicherts 25:24 in der 43. Minute erstmals seit dem 1:0 wieder in Führung. Gleichzeitig schwächte die rote Karte gegen Ikasts Kreisläuferin Maria Lykkegaard vor allem die dänische Abwehr. Neben Dinah Eckerle ragten beim THC wieder einmal Johanna Reichert (diesmal „nur“ 13 Tore) und die quirlige Japanerin Natsuki Aizawa heraus. Beide Teams spielten wie schon am Vortag auf einem deutlich höheren Niveau als Blomberg und Dijon und lieferten sich einen packenden Kampf.

Im Anschluss an die Siegerehrung verabschiedeten wir uns aus dem Raiffeisen-Sportpark, wo das Team und die Fans aus Dijon an der Bar gerade zum Aperitif übergingen. Auch wir bekamen langsam Hunger: Nach zweimal österreichisch-steirischer Küche an Freitag- und Samstagabend ging es in der bewährten Neuner-Besetzung diesmal zu einer kleinen und unscheinbaren, aber top bewerteten „Burgerschmiede“ nur ein paar Schritte von unserem Hotel entfernt.

Auch wenn der Feierabend des Küchenchefs nahte und man uns deshalb etwas zur Eile antrieb, schmeckten uns seine raffinierten Kreationen – Lichtjahre vom Fast Food-Image des Hamburgers entfernt – hervorragend. Da wir am nächsten Morgen schon zeitig zum Bahnhof aufbrechen mussten, wurde es an diesem Abend nicht so spät und wir waren schon gegen 23 Uhr zurück im Hotel.

Am Montagmorgen um sechs Uhr trafen wir uns alle ein letztes Mal in der Lobby zum Frühstück – auch Ute und Helene waren extra für uns früh aufgestanden, obwohl ihre Flieger erst viel später am Vormittag starteten. Der Regen passte irgendwie zur Abschiedsstimmung. Diesmal fuhren wir alle in zwei Taxis zum Bahnhof – laufen wollte bei dem Wetter niemand! Aus unserem ersten Zug nach Salzburg war wegen des trüben Wetters von der schönen Landschaft mit den Wintersportorten Schladming und Bischofshofen nicht viel zu sehen. Außerdem hielten ÖBB und DB auch auf der Rückfahrt wieder einige Herausforderungen für uns bereit: Schon der erste Zug kämpfte zunehmend mit Verspätungen, so dass unsere Umsteigezeit in Salzburg immer kürzer wurde. Am Ende blieben uns nur drei Minuten, um aus dem Zug und von Gleis 6 zu Gleis 3 zu kommen. Das klappte gerade noch – und es ging so weiter: Unsere nächste Verbindung nach München musste wegen eines medizinischen Notfalls an Bord mit Notarzteinsatz die Fahrt längere Zeit in Prien am Chiemsee unterbrechen. Zum Glück konnten wir hier in einen Zug auf dem Nachbargleis umsteigen, der ebenfalls nach München fuhr. Nach einem längeren „Spaziergang“ mit Gepäck im Eiltempo einmal durch den gesamten Münchener Hauptbahnhof erwischten wir unseren ICE nach Hannover noch und hatten damit das Schlimmste überstanden. Auch die vielgescholtene S5 erwies sich auf der Rückfahrt erneut als Vorbild an Zuverlässigkeit und brachte uns pünktlich um 20.09 Uhr zurück zum Bahnhof Schieder.

Damit endete die mit vier Tagen längste Auswärtsfahrt der Fanbase-Geschichte. Lässt man das rein sportliche Ergebnis und den fehlenden Event-Charakter der Veranstaltung mal außen vor, war die Tour mit vielen gemeinsamen Erlebnissen ein absolutes Highlight, an das sich alle Mitfahrer noch sehr lange erinnern werden. Vor dem regnerischen Rückreise-Montag hatten wir drei Tage lang wunderbares Frühlingswetter, und Graz ist eine schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und hohem Freizeitwert, in der man wirklich hervorragend essen und trinken kann. Die „Road to Graz“ ist lang – aber wir würden sie jederzeit wieder nehmen!

Text und Fotos: Uwe Jakob

EHF Finals – Das Saison-Highlight in Graz (Teil 1)

Nachdem sich die HSG gegen das spanische Team aus Bera Bera in einer wahren Zitterpartie mit Siebenmeterwerfen tatsächlich für die EHF Finals am 3. und 4. Mai in Graz qualifiziert hatte, war klar, dass sie dort Unterstützung brauchen würde – erst recht, nachdem als Halbfinalgegner der dänische Titelfavorit Ikast Håndbold zugelost worden war. Die beiden „alten Bekannten“ Thüringer HC und JDA Bourgogne Dijon komplettierten das Teilnehmerfeld und trafen im zweiten Halbfinale aufeinander.

Der Weg nach Graz ist weit, so dass wir vier volle Tage mit drei Hotelübernachtungen unterwegs sein würden und – zumindest die Noch-nicht-Rentner – zwei Urlaubstage (Freitag und Montag) opfern müssten. Vor diesem Hintergrund fanden sich unter den Fanbase-Mitgliedern sieben Mitfahrer. Für die An- und Abreise nahmen wir wieder die Bahn und in Graz buchten wir uns ein bezahlbares Hotel am Rand der Altstadt, in fußläufiger Entfernung sowohl zum Bahnhof als auch zur Spielstätte, dem Raiffeisen-Sportpark. Unsere drei großen Trommeln reisten übrigens mit der Mannschaft im „HSG-Express“ nach Graz und zurück, wurden vom Team bis in die Halle gebracht und „übernachteten“ zwischen den beiden Spieltagen in der Mannschaftskabine – dafür ein ganz großes Dankeschön!

Schon vor der Abreise am Freitagmorgen hatte uns die Bahn mit einer Vollsperrung auf der Strecke Altenbeken-Kassel erfreut, so dass wir unseren Abfahrtsort ändern und auf die ungeliebte S5 von Schieder nach Hannover ausweichen mussten. Statt in Kassel-Wilhelmshöhe stiegen wir also schon dort in den ICE Hamburg-Wien um, den wir bereits von unserer Fahrt nach Mosonmagyaróvár kannten. Je später und wärmer es wurde, umso deutlicher spürte man in unserem vorderen Zugteil, dass die Klimaanlage nicht funktionierte. Bei der Zugteilung in Passau (ja, schon wieder in Passau!) kam es, wie es kommen musste: Statt unseres Zugteils sollte nun der andere, hintere Teil nach Wien weiterfahren. Also alle raus aus dem Zug, einmal mitsamt Gepäck den Bahnsteig entlang und ab in den hinteren Zugteil. Das dauerte seine Zeit, und unsere eigentlich großzügigen 29 Minuten Umsteigezeit in Linz waren fast komplett dahin. Nach einigen „Verhandlungen“ wartete unser Anschlusszug nach Graz schließlich aber einige Minuten, bis alle Fahrgäste aus-, um- und wieder eingestiegen waren. Die folgenden gut drei Stunden Bahnfahrt bei schönstem Wetter entschädigten dann aber mit tollen Ausblicken auf die oberösterreichischen Voralpen für die ganzen Strapazen.

Etwa auf halber Strecke zwischen Linz und Graz steht im Bahnhof Selzthal eine alte, als Denkmal erhaltene ÖBB-Dampflokomotive.

Pünktlich auf die Minute erreichten wir schließlich um 19.03 Uhr unser Ziel Graz – Zeit für ein Selfie auf dem Bahnsteig:

Ein Teil unserer Gruppe wollte sich die Beine vertreten und machte sich zu Fuß auf den Weg zu unserem Hotel in der Innenstadt, dem Motel One Graz am Jakominiplatz. Die anderen nahmen ein Taxi.

Im Hotel erwarteten uns Ute Genge und Helene, die Oma von Lisa Frey aus der Schweiz – sie hatten wir schon im Februar in Dijon kennengelernt. Beide waren nach Graz geflogen und wohnten ebenfalls im Motel One. Nach dem Einchecken und Auspacken trafen wir uns alle in der Lobby und gingen gemeinsam zum Abendessen im Brandhof, einem traditionellen österreichischen Restaurant gleich um die Ecke. Die typisch steirischen Gerichte waren große Klasse, nur unsere Vorfreude auf ein kühles Gösser vom Fass wurde enttäuscht: Die Kühlung war ausgerechnet an diesem Abend defekt und es gab deshalb nur Puntigamer aus der Flasche! Anschließend nahmen wir noch einen Absacker im Biergarten des Opernpavillons direkt neben dem Hotel.

Am Samstagmorgen trafen wir uns um halb neun in der Hotel-Lobby zum gemeinsamen Frühstück. Das erste Halbfinale im Raiffeisen-Sportpark sollte erst um 15 Uhr beginnen – wir hatten also vorher noch viel Zeit, um bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen Graz zu erkunden. Einige von uns besuchten einen Markt in der Nähe – wir machten uns zu sechst auf den Weg durch die Fußgängerzone zum Hauptplatz mit dem Rathaus und von dort durch schmale Gassen zur Mur, die in Nord-Süd-Richtung quer durch Graz fließt. Am Westufer liegt das Kunsthaus Graz, von seinen Erbauern „Friendly Alien“ getauft. Das 2003 – als Graz Kulturhauptstadt Europas war – eingeweihte Gebäude fällt durch seine ungewöhnliche Form auf, die wir später vom Schloßberg (der übrigens trotz Rechtschreibreform weiterhin bewusst mit „ß“ geschrieben wird) noch besser erkennen konnten.

Nur wenige Schritte entfernt befindet sich die ebenfalls zum Kulturhauptstadtjahr 2003 eröffnete Murinsel, ein 50 x 20 m großer schwimmender Hohlkörper mit Fußgängerbrücken zu beiden Ufern mit einem Amphitheater und einem verglasten „Dom“ mit Café.

Schon am Morgen war es sehr warm, deshalb machten wir dort eine Pause für ein erfrischendes Kaltgetränk. Hier kamen uns auch die ersten ganz in rot gekleideten Gruppen von THC-Fans entgegen, auf die wir in den nächsten Tagen in der Stadt immer wieder treffen sollten.

Anschließend ging es weiter zur Talstation der Schloßbergbahn, einer Standseilbahn, die schon seit 1894 Besucher auf den Grazer Schloßberg befördert. Vor einigen Jahren waren wir schon mit der ähnlich alten Nerobergbahn in Wiesbaden gefahren – ihr Grazer Gegenstück hat allerdings eine deutlich steilere Steigung von 60 % zu überwinden und besitzt außerdem zwei hochmoderne Wagen mit Glasdach, die sich in der Mitte der Strecke begegnen.

Oben angekommen machten wir erst mal ein Gruppenbild und genossen die tolle Aussicht über die ganze Stadt.

Auch die ungewöhnliche Form des „Friendly Alien“ fällt vom Schloßberg besonders ins Auge.

Das Wahrzeichen von Graz ist der 28 m hohe Uhrturm am Südende des Schloßbergs – lustigerweise sind hier die Stundenzeiger der Zifferblätter länger als die Minutenzeiger!

Zurück hinunter in die Altstadt nahmen wir den in den Fels gehauenen Schloßberglift – bei den Temperaturen wollte sich niemand die 260 Stufen der Schloßbergstiege antun! Graz ist ein Dorf: Immer wieder sahen wir unterwegs bekannte Gesichter – auf dem Schloßberg zunächst Zoes Eltern, kurze Zeit später am Uhrturm THC-Torhüterin Dinah Eckerle. Zurück in der Altstadt kam uns dann Familie Rüffieux entgegen. Wir machten uns auf den Rückweg zum Hotel, radikalisierten uns und brachen anschließend in Richtung Raiffeisen-Sportpark auf – die einen mit dem Taxi, die anderen zu Fuß.

Unterwegs trafen wir wieder alte Bekannte – zum Beispiel den Vater von Kathrin Pichlmeier, die ja bekanntlich inzwischen beim THC spielt. Vor der Halle und im Foyer war schon einiges los: Von allen vier teilnehmenden Teams hatten sich mehr oder weniger große Fangruppen nach Graz aufgemacht, allen voran die „rote Wand“ von THC-Fans, die bei weitem am zahlreichsten waren. Aber auch viele Blomberger Supporter, Angehörige und Freunde von Spielerinnen waren angereist: Es müssen etwa genauso viele Blomberg- wie Ikast-Anhänger in der Halle gewesen sein, während die französischen Fans aus Dijon die kleinste Gruppe stellten.

Einige Worte zur Veranstaltung: Wer Anfang März das deutsche Pokal-Final Four in Stuttgart erlebt und in Graz eine ähnliche oder sogar noch bessere Atmosphäre erwartet hatte, wurde von den EHF Finals enttäuscht. Obwohl die EHF in den Tagen und Wochen zuvor immer wieder behauptet hatte, dass man gerade die „letzten Tickets“ verkaufen würde und Handballfans schnell sein sollten, um Enttäuschungen zu vermeiden, kamen am Ende an beiden Tagen gerade mal etwas über 1.000 Zuschauer in die 2018 eröffnete Arena mit rund 3.000 Plätzen. Das waren bis auf ganz wenige „Neutrale“ fast ausschließlich Fans der vier teilnehmenden Vereine. Graz ist nicht gerade Österreichs „Handball-Hauptstadt“, und in der Stadt wurde auch keinerlei Werbung für das Event gemacht – selbst auf der Tourist-Information wusste man davon nichts! Es gab kein Hallenheft, keine Aktions- oder Verkaufsstände im Foyer (abgesehen von einer großen Bar) und auch in der Halle selbst kein Rahmenprogramm, außer den fast schon rührenden Versuchen, in der Halbzeitpause des jeweils zweiten Spiels des Tages einige Fans Bälle in Eimer oder Mülltonnen werfen zu lassen. Das Ganze kann man am besten mit dem Begriff „lieblos“ umschreiben. Die EHF Finals fanden bereits im dritten Jahr in Folge in Graz statt: In den ersten zwei Jahren waren die Zuschauerzahlen zwar etwas höher, aber mehr als die rund 1.800 Besucher beim Finale im letzten Jahr kamen noch nie. Die EHF sitzt bekanntlich in Wien, aber wenn man mit der Ausrichtung der Veranstaltung schon im Land bleiben möchte, wäre Wien in Sachen Erreichbarkeit und Zuschauerzuspruch sicher die bessere Wahl. Die HSG-Geschäftsstelle hatte für uns Tickets in der vierten Reihe des Blomberger Fanblocks C besorgt – dort konnte man aber aus Platz- und Lärmschutzgründen nicht trommeln. Zum Glück gab es reichlich freie Plätze in der Halle: Da wir Trommler von der frei gebliebenen ersten Reihe im Block C wegen der Bänke und Offiziellen-Tische nichts vom Spielfeld gesehen hätten, zogen wir in Reihe 1 des benachbarten Eckblocks um, der komplett leer (!) war. Hier hatten wir freie Sicht, waren allerdings etwas weiter von den übrigen Blomberger Fans entfernt.

Der HSG-Halbfinalgegner Ikast Håndbold hatte vor zwei Jahren an gleicher Stelle bereits einmal den Titel geholt; die Mannschaft ist gespickt mit dänischen, norwegischen und schwedischen Nationalspielerinnen sowie der Tschechin Marketa Jerabkova, die 2020/21 für eine Saison beim Thüringer HC gespielt hatte und damals Bundesliga-Torschützenkönigin geworden war. Es war klar, dass unsere HSG gegen dieses Allstar-Team über sich hinauswachsen musste, um auch nur annähernd mithalten zu können. Leider war das an diesem Nachmittag nicht der Fall: Schon beim ersten Blomberger Timeout in der 12. Spielminute war beim Stand von 9:3 für Ikast eine Vorentscheidung gefallen; zur Halbzeit hatte die HSG in 30 Minuten magere sechs Treffer erzielt und lag mit zehn Toren zurück. Die letzte Szene in Hälfte eins war sinnbildlich für den Auftritt der HSG an diesem Nachmittag: Ona – eigentlich eine sichere Siebenmeterschützin – vergab einen Strafwurf.

Auch einige THC-Anhänger kamen zu Beginn der zweiten Halbzeit rüber in den Blomberger Block und unterstützten die HSG-Fans – nicht ganz selbstlos, denn gegen Ikast hatte der THC schon vor zwei Jahren sein Halbfinale verloren & auf eine Wiederholung im 2025er Finale hatte man sicher keine große Lust. Alle Mühe war vergebens: Ikast konnte seine Schlüsselspielerinnen in der 2. Spielhälfte schon für das Finale schonen und trotzdem mühelos den Zehn-Tore-Pausenvorsprung bis zum Endergebnis von 28:18 halten – zwischendurch waren es beim 27:14 sogar mal 13 Treffer Differenz gewesen. Immerhin war der HSG-Angriff in Hälfte zwei etwas treffsicherer – was blieb, waren die vielen leichten technischen Fehler. Beste HSG-Schützinnen waren Nieke und Alexia mit jeweils fünf Toren. Die in gelb gekleideten dänischen Fans auf der Tribüne schräg gegenüber hatten schon früh mit den Siegesfeierlichkeiten begonnen und eine Polonaise am Spielfeldrand gestartet – das Ergebnis war am nächsten Tag ein Zaun rund um das Spielfeld …

Im zweiten Halbfinalspiel hatte der THC schon etwas mehr Mühe mit dem französischen Team aus Dijon, das nach den zwei Hauptrundenmatches gegen die HSG und der Verletzung der Dänin Stine Nørklit Lønborg mit der französischen ex-Welt- und Europameisterin Gnonsiane Niombla umgehend Ersatz gesucht und gefunden hatte. Am Ende setzte sich der deutsche Club aber nicht zuletzt dank 16 (!) Toren von Johanna Reichert mit 35:29 klar durch. Damit stand fest, dass die HSG im Spiel um Platz drei am nächsten Tag um 15 Uhr auf JDA Bourgogne Dijon treffen würde – ein Team, gegen das man in dieser EHF-Saison schon zweimal gespielt und gewonnen hatte. Ein gutes Omen?

Fortsetzung folgt …

Text und Fotos: Uwe Jakob

Fanbusfahrt nach Oldenburg

Zum zweiten Playoff-Viertelfinalspiel auswärts beim VfL Oldenburg setzte die Fanbase am 26. April wieder einen Fanbus ein – zum Einsatz kam erneut das „Dreamteam“ aus TBV Lemgo-Bus plus Busfahrer Rüdiger. Mit 37 HSG-Anhängern an Bord ging es zunächst im Windschatten des „HSG-Express“ bis zur Raststätte „Dammer Berge“ an der A1. Während wir noch das Kuchenbuffet plünderten, hängte uns Leen mit dem Mannschaftsbus ab, aber auch wir kamen noch lange vor Öffnung der Hallentore an Oldenburgs „kleiner EWE-Arena“ an. Die war mit 2.316 Zuschauern zum wiederholten Mal ausverkauft.

Auch diesmal begrüßte uns VfL-Hallensprecher Marvin Wittern persönlich hoch oben im Gästefanblock. Mit seinem Tipp zum Spielausgang sollte er – anders als eine Woche zuvor in Blomberg – aber daneben liegen: Ohne Ida, aber wieder mit Judith konnte sich unser Team ab der 9. Minute zunächst etwas absetzen, doch Oldenburg blieb dran und glich beim 10:10 und 11:11 zweimal aus. Nach der 12:14-Führung zum Seitenwechsel hielt die HSG den Gegner zunächst weiter auf Distanz, doch nach einem 4:0-Lauf lag der VfL in Minute 43 plötzlich mit 19:18 vorn – erst die zweite Oldenburger Führung im ganzen Spiel. Zehn Minuten später brachte Maxis Tor zum 22:26 Blomberg wieder vier Tore in Front. Auch wenn die Heimmannschaft danach noch zweimal bis auf zwei Treffer verkürzen konnte, geriet der vierte HSG-Sieg im bereits fünften Saisonspiel gegen den VfL Oldenburg bis zum 26:29-Endstand nicht mehr wirklich in Gefahr.

Nach Spielende machten wir noch ein Gruppenfoto mit Bus auf dem Parkplatz vor der Arena, dann begann die unterhaltsame Rückfahrt. Durch den Sieg steht die HSG nach dem deutschen Pokal und der EHF European League auch im dritten Wettbewerb dieser Saison im Halbfinale – unglaublich! Wer der Gegner ist und ob es zuerst ein Heim- oder ein Auswärtsspiel gibt, entscheidet sich am Samstag 3. Mai beim Spiel BvB – TuSsies.

Textund Fotos: Uwe Jakob

Punktlandung in Göppingen

Der letzte Besuch der Fanbase in Göppingen war schon ziemlich lange her – etwas über fünf Jahre, um genau zu sein. Dann kam Corona, so dass in der Saison 2020/21 keine Auswärtsfahrten möglich waren, und am Saisonende waren die Frisch Auf-Frauen in die 2. Liga abgestiegen. Doch seit dieser Saison sind sie wieder zurück im Frauenhandball-Oberhaus, und damit konnten wir nach fünf Jahren auch endlich den „für das nächste Auswärtsspiel in Göppingen“ geplanten Besuch im „Märklineum“ in die Tat umsetzen!

Der Weg nach Süden ist weit, deshalb war die Fahrt von Anfang an als Wochenendtrip mit einer Übernachtung angesetzt. Am Samstagmorgen um acht Uhr ging es zu sechst im Bulli der „Lippischen“ los. Nach der traditionellen Frühstückspause mit mitgebrachten Brötchen in einer Raststätte an der A7 führte der letzte Teil der Strecke auf malerischen Landstraßen über die Schwäbische Alb nach Göppingen. Wir steuerten direkt das „Märklineum“ an, wo am Firmenstammsitz die lange und wechselvolle Geschichte des bekannten Göppinger Spielwaren- und Modelleisenbahnherstellers Märklin erzählt wird. Die 1859 gegründete Firma startete mit dem Bau von Puppenküchen; 1891 wurde dann die erste Modelleisenbahn ins Programm aufgenommen. Schon auf dem Parkplatz empfängt eine Original-Dampflokomotive der Baureihe 44 in einer überdimensionalen Märklin-Verkaufsverpackung die Besucher.

In den nächsten zwei Stunden gab es für uns viel zu entdecken: Vor allem natürlich Hunderte von Modellbahn-Lokomotiven und Waggons in verschiedenen Spurweiten – von ganz groß bis ganz klein, denn heute gehören auch die Marken LGB und Trix zur Märklin-Familie.

Daneben erfuhr man auch viel über die Firmengeschichte – wer erinnert sich heute z.B. noch, dass Märklin früher auch funktionierende Modell-Dampfmaschinen aus Blech hergestellt hat? Ist noch gar nicht soooo lange her …

Da wir am Wochenende vor Ort waren, konnten wir leider keinen Blick in die Lokomotiv- Endmontage werfen – das Märklin-Werk schließt direkt an das „Märklineum“ an. Dafür verbrachten wir viel Zeit beim Clou des Museums, der großen Modellbahnanlage im Keller: In einer kleineren Version des Miniatur-Wunderlands in der Hamburger Speicherstadt befinden sich auf 160 m² Fläche im H0-Maßstab 1:87 neben 840 m Modellbahngleisen auch eine Reihe von gut versteckten „Miniatur-Promis“, von der lila Milka-Kuh bis zu Obelix samt Hinkelstein und von Gandalf bis zu Mr. Bean mit seinem legendären, vom Sessel auf dem Dach „ferngesteuerten“ Mini. Um sie alle zu finden, muss man allerdings ganz genau hinsehen!

Die Anlage besitzt auch eine wechselnde Tag- und Nachtbeleuchtung mit passend dazu auf die Rückwand projiziertem Hintergrund und Sound – die perfekte Illusion!

Fazit: Ein Besuch im Göppinger „Märklineum“ lohnt sich auf jeden Fall! Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein leckeres Stück Kuchen im Museums-Bistro und fuhren anschließend weiter zu unserem Hotel in der Göppinger Innenstadt.

Bereits in der Eingangstür hing ein Plakat der Frisch Auf-Frauen, auf dem die Begegnung gegen die HSG als „XXL-Spiel“ angekündigt wurde – besonders auf die versprochene „exklusive Enthüllung“ waren wir alle schon sehr gespannt!

Nach dem Bezug unserer Hotelzimmer ging es deshalb gleich weiter zur EWS-Arena, die mit ihren 5.600 Zuschauerplätzen von den Frisch Auf-Männer- und -Frauenteams gemeinsam genutzt wird. In der riesigen Halle sah man sofort den Unterschied: Wo sich vor gut fünf Jahren gerade mal 500 Zuschauer verlaufen hatten, wollten sich diesmal 3.352 Besucher das letzte Meisterschafts- Hauptrundenspiel ihres Teams nicht entgehen lassen. Dieser enorme Zuschauer-Zuwachs innerhalb weniger Jahre hat seinen Grund in einer komplett veränderten Philosophie der Göppingerinnen: Statt sich wie früher vor allem auf „Legionärinnen“ aus Osteuropa zu verlassen, setzen der Verein und Trainer Nico Kiener seit einiger Zeit fast ausschließlich auf Spielerinnen aus der Region. Das sorgt – zusammen mit der Aufstiegs-Euphorie der Vorsaison und einem attraktivenTempohandball – für eine ganz andere Identifikation des Publikums mit dem Team und damit für eine „volle Hütte“: Die Frisch Auf-Frauen liegen in dieser Saison mit durchschnittlich 2.321 Zuschauern pro Heimspiel an der Spitze der HBF-Besucherstatistik, in der die HSG mit 771 Gästen übrigens nur den zehnten und damit drittletzten Platz belegt. Unser Team war also gewarnt – leicht würde es in diesem Hexenkessel nicht werden, zumal die Gastgeberinnen den achten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt, noch nicht ganz sicher hatten.

Doch der HBF-Spielplan und eine Buspanne des „HSG-Express“ auf dem Weg nach Göppingen, weswegen das Spiel eine Dreiviertelstunde später angepfiffen werden musste, kamen unserem Team ungewollt zur Hilfe: Das letzte THC-Spiel in Zwickau war auf Mittwoch vorverlegt worden, so dass die HSG schon im Vorfeld wusste, dass sie zum Erreichen von Platz drei mit mindestens vier Toren Differenz gewinnen musste – dann wäre man in Punktestand und Tordifferenz mit dem THC gleichauf, hatte aber den direkten Vergleich in Summe von Hin- und Rückspiel gewonnen und hätte somit die Nase vorn. „Dank“ der Panne auf dem Weg nach Göttingen und des verspäteten Anpfiffs stand das Endergebnis der Partie Ludwigsburg-Neckarsulm schon zur Halbzeit in Göppingen fest – demnach konnte Frisch Auf auch mit einer Niederlage gegen die HSG nicht mehr vom achten Tabellenplatz verdrängt werden.

Anders als beim Hinspiel in Blomberg Anfang Januar war diesmal auch Göppingens Kreisläuferin Luisa Schulze mit dabei, während auf Blomberger Seite Nieke angeschlagen war und nicht mitwirken konnte. Dafür stand Diana erstmals seit ihrem Mittelfußbruch in Ungarn im Januar wieder im Kader, wurde aber nicht eingesetzt. Das Göppinger 4:3 in der 6. Spielminute sollte für ganze neun Sekunden der einzige Rückstand der HSG während des gesamten Spiels bleiben, bevor Lisa Rajes im Gegenzug wieder ausglich. Göppingen blieb im weiteren Verlauf der 1. Spielhälfte aber an der HSG dran – dass Blomberg überhaupt beim Stand von 15:17 mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause gehen konnte, lag vor allem an Ida, die den Part von Nieke als Goalgetterin nahtlos übernahm und in Hälfte eins bereits sieben (!) Blomberger Treffer erzielt hatte. In der Halbzeitpause stellte sich dann Göppingens vorab angekündigte „exklusive Enthüllung“ als Präsentation des neuen Vereinslogos der Frisch Auf-Frauen ab der nächsten Saison heraus – wer also die Verpflichtung einer ehemaligen Welthandballerin oder etwas ähnlich Spektakuläres erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht …

In Hälfte zwei gelang es der HSG bei Lauras 15:19 erstmals, den für den 3. Platz nötigen Vier- Tore-Vorsprung herauszuspielen, aber Frisch Auf ließ sich weiterhin nicht abschütteln. Auf beiden Seiten häuften sich Mitte der 2. Halbzeit die Fehlwürfe, doch nach Lisa Freys 18:22 in der 46. Minute lag die HSG immerhin durchgehend vier Tore vorn – bis ausgerechnet Ann Kynast in der letzten Spielminute das Göppinger 25:28 erzielte. Doch zum Glück stellte Andrea umgehend zehn Sekunden später den alten Abstand wieder her. Ihr Tor zum 25:29 bedeutete gleichzeitig den Endstand, denn Göppingens letzter Wurf von Luisa Schulze landete im Blomberger Block. Die HSG konnte sich wieder einmal in erster Linie bei der überragenden Ida bedanken, die insgesamt 10 Tore zum Sieg beisteuerte. Ona verwandelte alle vier Blomberger Siebenmeter souverän, während die Gastgeberinnen Pech mit insgesamt fünf Latten- und Pfostentreffern hatten. Wir gratulierten unserem Team, machten ein gemeinsames Foto und verabschiedeten uns aus der EWS-Arena. Handball gucken macht hungrig – und da wir das wussten, hatten wir uns vorab einen Tisch im Brauhaus nahe des Göppinger Bahnhofs reserviert. Bei leckerem schwäbisch- bayrischen Essen und vor Ort gebrautem Bier feierten wir die HSG-„Punktlandung“ auf dem dritten Platz der Hauptrunden-Abschlusstabelle.

Am nächsten Morgen gab es zur Abwechslung erst mal wieder ordentlich was zu essen – das Frühstück im Hotel ließ wirklich keine Wünsche offen. Wie schon vor gut fünf Jahren machten wir erneut auf der Rückfahrt Station in Rothenburg ob der Tauber – die mittelalterliche Altstadt gehört zu Deutschlands Top-Sehenswürdigkeiten und ist immer einen Besuch wert.

Jeder Besuch in Rothenburg beginnt mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer. Nachdem wir beim letzten Mal die überaus engen und steilen Treppen und Leitern des Rathausturms bestiegen hatten, machten sich zwei von uns jetzt an den (vergleichsweise harmlosen) Aufstieg über 138 Stufen zur Turmstube des zweiten begehbaren Turms der Stadt, des 1390 erbauten Röderturms in der Stadtmauer. Der Panoramablick von da oben über die Altstadt ist sehenswert!

Unser eigentliches Ziel war diesmal das „Mittelalterliche Kriminalmuseum“, in dem unter anderem mit Folter- und Henkerswerkzeugen oder Schandmasken die Entwicklung der Rechtsprechung im Mittelalter aufgezeigt wird. Europas bedeutendstes Rechtskundemuseum ist inzwischen über 100 Jahre alt und wurde 2021 beim Voting der Deutschen Zentrale für Tourismus sogar zum beliebtesten Museum Deutschlands gewählt. Auf mehreren Ebenen (die historischen Folterinstrumente werden passenderweise im Keller ausgestellt) erfährt man viel Neues zu Themen wie „Hexenverfolgung“, „Inquisition“, „Henkersmahlzeit“ oder „Pranger“, kann bizarre „Halsgeigen“ für Ehrenstrafen oder alte juristische Original-Dokumente bestaunen.

Wir fanden dieses „etwas andere Museum“ jedenfalls sehr interessant und können es nur wärmstens weiterempfehlen.

Vom Museum war es nur ein Katzensprung bis zum Marktplatz mit dem historischen Rathaus und dem weißen Rathausturm dahinter.

Auf dem Rückweg zu unserem Bulli machten wir noch eine Pause in einem kleinen Café, bevor wir durch das Galgentor die Altstadt verließen.

Der Rest der Rückfahrt nach Blomberg verlief zügig und staufrei, so dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück in Lippe waren.

Mit dem Abschluss der Bundesliga-Hauptrunde ist es Zeit für ein wenig Saison-Statistik: Bei zehn von elf Bundesliga-Auswärtsspielen war die Fanbase zur Unterstützung vor Ort – nur zum Mittwochsspiel in Bensheim am 12. Februar haben wir es leider nicht geschafft. Allein für diese zehn Fanbase-Auswärtsfahrten kamen hin und zurück insgesamt 6.500 Kilometer zusammen. Rechnet man noch die vier Auswärtsspiele der EHF-European League, bei denen wir vertreten waren, sowie das Pokal-Final Four in Stuttgart dazu, werden die Zahlen wirklich beeindruckend: Bis heute wurden insgesamt 13.120 Straßen- und Bahnkilometer zu 15 HSG-Auswärtsspielen zurückgelegt, verteilt auf zehn Tages- und vier Zweitagesfahrten sowie eine Dreitagestour nach Mosonmagyaróvár. Und die Saison ist ja noch nicht vorbei: Zumindest zwei weitere Fahrten nach Oldenburg und Graz folgen noch und bringen die gesamte Fanbase-Leistung in dieser Saison dann auf mindestens 15.560 Kilometer. Auch wenn nicht jeder bei allen Fahrten dabei war: Auf diese Zahlen können alle Mitfahrer stolz sein! Die erfolgreichste HSG-Saison aller Zeiten bricht also auch bei der Fanbase alle Rekorde …

Text und Fotos: Uwe Jakob

Abschiedsbesuch in Buxtehudes alter „Halle Nord“

Acht Fanbase-Mitglieder machten sich am 16. März mit dem Dux-Bus auf den verhältnismäßig kurzen Weg nach Buxtehude, um die HSG dort am Nachmittag beim Auswärtsspiel des 19. HBF- Spieltags gegen den Buxtehuder SV anzufeuern. Zusätzlich reiste noch eine ganze Reihe weiterer HSG-Fans mit Privat-PKWs an, so dass wir am Ende mit fünf Trommeln, einer Tröte und ordentlich „Manpower“ vor Ort waren. An diesem Sonntagmorgen kamen wir extrem gut durch und konnten den Dux-Bus schon um kurz nach halb zwölf auf dem Parkplatz vor der Halle abstellen.

Als erstes drehten wir in sicherer Entfernung eine Runde um die im Endausbau befindliche neue Halle, die – so der Plan – zu Beginn der nächsten Saison die alte Sporthalle Schulzentrum Nord (kurz „Halle Nord“) ersetzen soll. Unser erster Eindruck: Das geplant 23,5 Mio. € teure (inzwischen werden rund 26 Mio. € Baukosten genannt) Großprojekt ist wirklich riesig – kein Wunder, denn neben einer Dreifachsporthalle mit 1.500 Zuschauerplätzen auf zwei teilweise einschiebbaren Tribünen ist dort noch eine weitere Zweifachsporthalle nur für den Schulbetrieb integriert. Die von weitem an Holz erinnernde Außenfassade besteht tatsächlich aus vertikalen Aluminium-Lamellen.

Knapp anderthalb Jahre nach der Grundsteinlegung im Oktober 2023 steht Buxtehudes größtes Bauprojekt des letzten Jahrzehnts jetzt kurz vor der Fertigstellung – ob die alte Halle Nord danach tatsächlich wie geplant abgerissen und an ihrem Platz ein Sportplatz angelegt wird, ist inzwischen nicht mehr so sicher. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf, uns den Neubau in der nächsten Saison auch von innen genauer anzusehen: Ob hier wohl die goldenen Wasserhähne verbaut worden sind, die wir in der umgebauten Salza-Halle in Bad Langensalza vergeblich gesucht haben?

Bis zum Anwurf um 15 Uhr blieb noch reichlich Zeit für einen kleinen Spaziergang in die Buxtehuder Altstadt. Auch wenn viele von uns schon mehrmals dort gewesen waren, lohnt sich immer ein Besuch – außerdem wollten wir vor dem Spiel gern mal wieder ein traditionelles Fanbase-Eis essen! Am Geesttor, dem Beginn der Fußgängerzone, steht seit 1968 der Hase & Igel-Brunnen. Die Skulptur aus Bronze und Stein markiert zugleich das nördliche Ende der Deutschen Märchenstraße, die in Hanau beginnt und unter anderem auch durch Schieder- Schwalenberg und Lügde führt.

Vor dem historischen Rathaus vom Beginn des vorigen Jahrhunderts bogen wir links ab in die Breite Straße. Dort kommt man zum Fleth, dem schmalen Hafenbecken, auf dem früher kleine Schiffe bis zur ehemaligen Mühle fahren konnten. Auf beiden Seiten stehen alte, liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser.

Der Marschtorzwinger gehört zusammen mit dem Hase & Igel-Brunnen zu den Buxtehuder Wahrzeichen. Der runde Turm am nördlichen Ende des Fleths stellt den letzten erhaltenen Rest der Buxtehuder Wehranlagen dar und wird heute für wechselnde Kunstausstellungen genutzt.

Nach so viel Kultur gönnten wir uns im Eiscafé und Restaurant „Artemis“ in der Breiten Straße je nach Geschmack leckere Eisbecher oder Waffeln, bevor wir uns auf den Rückweg zur Halle Nord machten. Was uns in der Innenstadt noch aufgefallen ist: In den Schaufenstern nicht nur einzelner, sondern wirklich vieler Geschäfte hingen Plakate zum BSV-Spiel gegen die HSG.

Auch bereits am Buxtehuder Ortseingang und noch einmal vor der Halle Nord weisen Schilder auf das jeweils nächste Heimspiel des Buxtehuder SV hin.
Inzwischen hatte die Halle Nord bereits geöffnet – wir holten unser Orchester aus dem Bulli und nach etwas Smalltalk am Pavillon des BSV-Fanclubs „Has und Igel“ vor dem Eingang bezogen wir in der Halle unsere gewohnten Plätze links hinter einem der beiden Tore.

Positiv hervorzuheben ist, dass der BSV so wie die HSG zur immer kleiner werdenden Zahl von Bundesligisten gehört, die noch regelmäßig gedruckte Hallenhefte (zusätzlich gibt es beim BSV zu Saisonbeginn sogar noch ein dickes Saisonheft!) herausgeben. Unsere HSG wurde dort unter der Überschrift „Ein Spitzen-Team der Liga!“ geführt – daran muss man sich als Blomberg-Fan erst mal gewöhnen! Auch wenn wir den Nachtisch bereits hinter uns hatten, gingen die meisten von uns für eine leckere Stadionwurst noch mal vor die Halle, bevor das Spiel losging:

Mit 1.211 Zuschauern war die Halle Nord bei einer Kapazität von 1.300 Plätzen auf ihre alten Tage noch mal nahezu ausverkauft. Der Buxtehuder SV erwischte den besseren Start in die Partie und führte bei der ersten HSG-Auszeit nach knapp 10 Minuten mit 4:1. In einem Spiel mit vielen technischen Fehlern auf beiden Seiten konnte die HSG noch vor der Pause mit einem 4:0-Lauf aus einem 10:8-Rückstand eine 10:12-Pausenführung machen; das 10:11 bedeutete dabei nach 27 Minuten die erste Blomberger Führung des Spiels. Nach Wiederanpfiff glich der BSV schnell zum 12:12 aus; von nun an wechselte die Führung mehrmals hin und her, ohne dass sich eine Mannschaft absetzen konnte. Den schönsten Treffer des Spiels zum 15:15 erzielte Buxtehudes Linksaußen Teresa von Prittwitz mit einem sehenswerten Kempa-Tor nach Anspiel quer über das Spielfeld von Rechtsaußen Lotta Heider. Auch HSG-Rechtsaußen Judith Tietjen war mit am Ende sieben Toren äußerst treffsicher. Zu Beginn der Crunchtime war der Spielausgang weiterhin völlig offen – in Minute 53 stand es 24:24. Mit einem Dreierpack zum 24:27 knapp drei Minuten vor Spielende entschied Nieke das Spiel innerhalb von zwei Minuten quasi im Alleingang; am Ende stand ein knapper 26:28-Auswärtssieg der HSG. Mit 11 Treffern war Nieke wieder einmal erfolgreichste HSG-Torschützin und wurde einen Tag später auch zum „Player of the Match“ gewählt.

Zum wiederholten Mal konnte die HSG also ein enges, ausgeglichenes Spiel in den letzten Minuten zu ihren Gunsten entscheiden – eine Qualität, die ihr in dieser Saison schon so manchen Sieg eingebracht hat! Nach dem Glückwunsch ans Team hörten wir uns noch die Pressekonferenz an, verabschiedeten uns für diese Saison aus Buxtehude und traten zufrieden die Rückfahrt nach Blomberg an – diesmal wegen eines Staus auf der Autobahn bis Soltau über Land. Danke an unseren Fahrer Christian!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Rückblick Final4 2025

Seit dem 2. März darf sich unsere HSG Blomberg-Lippe Vize-Pokalsieger 2025 nennen. Da so viele mit in Stuttgart waren, gibt es an dieser Stelle ausnahmsweise keinen Bericht über die Auswärtsfahrt. Stattdessen lassen wir einfach die Bilder für sich sprechen.

Unser Hotel in Zuffenhausen
Unser Bus
Lotte (HB Ludwigsburg), Hanni (DHB), Emma (Borussia Dortmund), Blombert (HSG Blomberg-Lippe) und Sparky (HSG Bensheim/Auerbach)
Nur einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt: Das Porsche-Museum
Direkt vor dem Porsche-Museum lässt sich an drei Stehlen die Geschichte des legendären 911er verfolgen.
Der Pott!
Feuer frei! (für das kleine Finale)
Finale!
Dank an die Fans (wer findet sich?)
Gratulation dem Vize-Pokalsieger!

Fotos: Uwe Jakob

Freiheit – Gleichheit – Auswärtssieg!

Auf zum EHF European League Spiel nach Dijon

(Zunächst ein Hinweis in eigener Sache: Diese völlig sinnbefreite Überschrift sollte eigentlich „Freiwurf – Abpfiff – Auswärtssieg!“ heißen; die Version oben ist das Ergebnis einer verlorenen Wette das Spielergebnis betreffend.)

Am Wochenende nach unserem Ausflug nach Lubin waren wir zu siebt schon wieder mit dem Dux-Bus in entgegengesetzter Richtung unterwegs: Am 15. Februar führte unser Kurs rund 750 km nach Südwest vorbei an Köln, durch die verschneite Eifel, nach Luxemburg und ab der französischen Grenze immer nach Süden bis nach Dijon, der 170.000 Einwohner-Metropole der französischen Region Burgund. Auf dem Weg von der Autobahn zur Innenstadt checkten wir schnell in unserem Hotel „Campanile Dijon-Est“ im Vorort Saint-Apollinaire ein und parkten den Bulli dann direkt neben der Spielstätte, dem nach einem französischen Handball-Nationalspieler benannten „Palais des Sports Jean-Michel Geoffroy“.

Zum Glück reichte die Zeit vor Einbruch der Dunkelheit und dem Öffnen der Hallentore noch aus, um von dort zu Fuß vorbei am Place de la République einen kurzen Abstecher in die wirklich wunderschöne Altstadt Dijons zu machen: Die schmalen Gassen sind gesäumt von mittelalterlichen Häusern mit einer unglaublichen Vielzahl kleiner Geschäfte, Cafés und Restaurants.

Bevor wir uns auf den Rückweg machen mussten, schafften wir es bis zum Herzogspalast am halbrunden Place de la Libération.

Von dort blickt man auf die gotische Renaissancekirche Saint-Michel und die Bibliotheque Colette in der ehemaligen Kirche Saint-Etienne.

In jedem Fall war Dijon von den drei Städten, die wir auf den Auswärtsfahrten der European League-Gruppenphase gesehen haben, das absolute Highlight. Wie schon in Mosonmagyaróvár und Lubin blieben wir auch in Dijon nicht die einzigen HSG- Anhänger, die zum Spiel angereist waren: Diesmal bekam Lisa Frey am Abend vor ihrem 30. Geburtstag Familienbesuch aus der nahegelegenen Schweiz. Die im Januar 1977 eröffnete Spielstätte „Palais des Sports“ wirkte von außen schon leicht mitgenommen und etwas in die Jahre gekommen.

Dieser Eindruck änderte sich, als sich eine Stunde vor dem Anwurf um 20 Uhr die Tore öffneten: Von innen ist es eine beeindruckende Arena mit zwei steilen, hohen Tribünen für bis zu 5.000 Basketball- oder 3.100 Handballfans.

Leider waren gegen Blomberg nur 1.250 Zuschauer vor Ort, darunter eine Gruppe „gekaufter Studenten“ namens „Black Owls“ („schwarze Eulen“ – die Eule ist das Symboltier Dijons), die seit mehreren Jahren in wechselnder Besetzung im Gegenzug für Freikarten für Stimmung auf den Tribünen sorgt. Wir erhielten wunderbare Plätze in der ersten Reihe und richteten uns dort häuslich ein. Direkt hinter uns saßen Kinder einer Dijoner Jugendmannschaft, von denen uns ein Mädchen während des Spiels fast in den Wahnsinn treiben sollte – dazu gleich mehr.

Das Blomberger Team war trotz schmaler Bank gegenüber dem Auftritt drei Tage zuvor in Bensheim kaum wiederzuerkennen und ließ sich nach einer 1:3-Führung in der 5. Minute auch durch zwischenzeitliche, teilweise deutliche Führungen von JDA Bourgogne Dijon nicht aus der Ruhe bringen: In der 22. Minute lag die Heimmannschaft mit 13:7 vorn, zur Halbzeit stand es 15:12. Nach dem Seitenwechsel glich Nieke in der 35. Minute zum 16:16 aus, kurz danach erzielte Zoe mit ihrem 16:17 ins leere Dijoner Tor die erste Blomberger Führung seit der 5. Minute. In Hälfte zwei versuchten die Gastgeberinnen mit recht wenig Erfolg, Nieke durch Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Mit einer sehr offensiven 3-2-1-Deckung schossen sie allerdings etwas über das Ziel hinaus und ermöglichten dem HSG-Rückraum, seine Stärken im 1:1 in Treffer umzumünzen: Am Spielende hatten Nieke zehn und Ida acht Tore erzielt, die meisten davon in der 2. Halbzeit. Dijons erfolgreichste Torschützin war Linksaußen Nina Dury mit sechs Treffern – lag es vielleicht daran, dass sie von dem Mädchen direkt hinter uns 60 Minuten lang wirklich ununterbrochen mit „Allez Nina!“ angefeuert wurde (selbst dann, wenn sie gerade eine Zweiminutenstrafe absaß)? Wir ziehen jedenfalls den Hut vor so viel Einsatz – und warnen die nach Frankreich mitfahrenden Bensheimer Fans hiermit schon mal vor! Zurück zur Schlussphase des Spiels: Trotz Unterzahl nach der Disqualifikation für Laura kam Blomberg beim Stand von 27:27 knapp dreißig Sekunden vor dem Abpfiff nochmals in Ballbesitz. Was dann folgte, bleibt unvergesslich: Als Niekes Freiwurf unmittelbar vor Spielende halbhoch rechts im Dijoner Kasten einschlug, herrschte einen Moment Totenstille in der Halle, bevor zusammen mit dem Schlusspfiff der Blomberger Jubel losbrach.

Wir gratulierten unserem Team zum vorzeitigen Viertelfinal-Einzug, denn einige Stunden zuvor hatte Lubin überraschend bei den bisher punktlosen Ungarinnen aus Mosonmagyaróvár verloren. Während die Mannschaft über Nacht schon mit dem „HSG-Express“ auf dem Rückweg nach Blomberg war, feierten wir den 27:28-„Buzzer Beater“-Auswärtssieg in der kleinen Brasserie „Bouillon Notre-Dame“ in der Altstadt, wo man auch zu später Stunde noch lecker essen und trinken konnte. Die Rückfahrt am Sonntag gingen wir entspannt ganz ohne Zeitdruck an, mit einer längeren Pause in Luxemburg. Gegen 19 Uhr waren wir wieder zurück in Blomberg. Eine Woche später hat sich das sympathische Team aus Dijon durch einen souveränen Sieg in Lubin mit acht Toren Vorsprung noch den zweiten Platz in der European League-Gruppe C erkämpft und spielt nun gegen die „Flames“ aus Bensheim, während die HSG sich mit Super Amara Bera Bera aus San Sebastian in Nordspanien auseinandersetzen wird: Das „Abenteuer Europa“ geht weiter!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Polen, Piwo, Pizza

Auswärtsfahrt nach Lubin

Drei Wochen nach der denkwürdigen Auswärtsfahrt nach Mosonmagyaróvár stand für die Fanbase die nächste Auslandsreise auf dem Fahrplan – diesmal zur Abwechslung in eine Stadt, deren Name jeder problemlos aussprechen kann: Es ging nach Lubin in Polen, genauer gesagt in Niederschlesien etwa 50 km nordwestlich von Breslau. Von den drei Hauptrunden-Gegnern liegt Lubin am nächsten und ist nicht viel weiter von Blomberg entfernt als Metzingen. Deshalb fuhren wir diesmal mit dem Dux-Bus, planten aber eine Übernachtung in Polen ein. Zu uns acht HSG- Fans kam auf der Hinfahrt noch Oliver Lippert hinzu, der wegen eines beruflichen Termins am Vortag nicht zusammen mit der Mannschaft im „HSG-Express“ anreisen konnte. Anders als in Ungarn hatten wir diesmal auch wieder unsere Trommeln dabei – der Bulli war also bei der Abfahrt am Samstagmorgen um sieben Uhr richtig voll. Mit einer Pause kurz vor Magdeburg und vorbei an Berlin und Cottbus erreichten wir schon kurz nach 14 Uhr unser Landhotel in Karczowiska etwa 10 km vor Lubin, checkten schnell ein und machten ein paar Fotos in der Nachmittagssonne, bevor wir weiter nach Lubin fuhren und Oliver am HSG-Mannschaftshotel absetzten.

Danach blieb uns noch etwas Zeit, um uns in Lubin umzusehen: Die Industriestadt hat heute mehr als 70.000 Einwohner, von denen die meisten in farblich „aufgehübschten“ Plattenbausiedlungen wohnen. Es gibt keine echte Alt- oder Innenstadt, wohl aber eine Reihe gut erhaltener alter Villen und Bürgerhäuser, einen Marktplatz mit Rathaus sowie viele kleinere und größere Kirchen. Ein riesiges vierstöckiges kreisrundes Einkaufszentrum namens „Cuprum Arena“ bildet so etwas wie die Stadtmitte – der Name deutet an, dass Lubin bis heute vor allem vom Kupferbergbau lebt und dadurch reich geworden ist. Nach unserem kurzen Stadtspaziergang wollten wir uns im Einkaufszentrum etwas aufwärmen; dabei fiel uns auf: Sowohl auf EHF-Plakaten an diversen Litfaßsäulen als auch an der riesigen LED-Leinwand über dem Eingang zur „Cuprum Arena“ wurde für das Spiel Lubin-Blomberg geworben. Wir waren gespannt, wie viele Lubiner bei Ticketpreisen von umgerechnet gerade mal 3,75 € der Einladung folgen würden …

Etwa eineinhalb Stunden vor dem Anwurf parkten wir den Bulli auf dem großen Parkplatz vor der „Hala Widowiskowo-Sportowa RCS“. Zum RCS-(Regionales Sportzentrum-)Komplex gehören neben der 2014 eröffneten Halle für 3.714 Zuschauer ein Leichtathletik-Stadion, eine Eislaufbahn, die im Sommer zu Tennisplätzen umfunktioniert wird, ein Schwimmbad und eine Kegel- und Bowlinghalle – die Stadt Lubin bietet also einiges für ihre sportliche Bevölkerung! Da der Ticketdrucker noch nicht funktionierte, wurden wir nach kurzem Anruf am Halleneingang ohne Kontrolle eingelassen und direkt zu unseren Plätzen im Gästeblock G gebracht. Die Halle war noch menschenleer, wirkte dadurch mit ihren Einzelschalensitzen in den Vereinsfarben weiß, grün und orange aber nicht weniger beeindruckend. Nach kurzer Zeit bekam unsere kleine Blomberger Fraktion Verstärkung, die uns Judith bereits am Dienstag beim monatlichen Fanbase-Treffen angekündigt hatte: Ihre Eltern waren ebenfalls extra aus Norddeutschland zum Spiel nach Polen gereist.

Der Verein MKS Zagłębie Lubin wurde 1967 als Männer-Feldhandballverein gegründet; erst später kam auch ein Frauenteam dazu, das mit fünf polnischen Meisterschaften (davon vier in den letzten vier Jahren), 13 Vizemeisterschaften und neun Pokalsiegen den Männern längst den Rang abgelaufen hat. In der vergangenen Saison spielte das Team sogar in der Champions League, kassierte dort allerdings in 14 Gruppenspielen nur Niederlagen. Hauptsponsor ist der polnische Kupferbergbaukonzern KGHM Polska Miedz, dessen Initialen dem Vereinsnamen vorangestellt sind. Daneben gibt es noch ein Erstliga-Fußballteam gleichen Namens, das aber direkt dem KGHM-Konzern gehört. Cheftrainerin Bozena Karkut ist übrigens bereits seit November 2000 (!) in dieser Funktion bei Lubins Handballfrauen tätig – zuvor war sie eine Weltklasse- Rechtsaußenspielerin.

Je näher die Anwurfzeit 18 Uhr kam, desto mehr fragten wir uns, wo denn die angekündigten über 3.000 Zuschauer bleiben – im Lubiner Fanblock D herrschte noch gähnende Leere, auch die übrigen Plätze waren alles andere als gut gefüllt. Die letztlich offiziell gemeldete Zuschauerzahl von 3.091 wurde niemals – nicht mal annähernd – erreicht: Geschätzt waren vielleicht 2.000 bis maximal 2.200 Plätze besetzt. Auch die Geräuschkulisse aus Block D war deutlich leiser als beim ersten Heimspiel von Lubin gegen Mosonmagyaróvár – man konnte unsere vier Trommeln plus Tröte recht gut hören, was uns nach Spielende auch die HSG-Spielerinnen bestätigt haben.

Das Hinspiel in Lemgo zwei Wochen zuvor hatte die HSG bekanntlich trotz eines Mini-Kaders dank des von Zoe in letzter Sekunde gehaltenen Siebenmeters mit 27:26 gewonnen. An diesem Abend in Lubin war die HSG-Bank zwar durch die genesenen Spielerinnen Ona, Amber, Alexia, Andrea und Lisa wieder etwas breiter besetzt, dafür fehlte aber mit Laetitia eine zentrale Figur in Abwehr und Angriff. Zunächst sah es so aus, als ob die HSG das gut wegstecken würde: Nach neun Minuten führte sie mit 3:7, doch nur sieben Minuten später lagen die Gastgeberinnen beim 10:9 plötzlich mit einem Tor vorn und zwangen Steffen zur ersten Auszeit. Immer wieder scheiterte die HSG mit unplatzierten Würfen an Lubins Torhüterin Monika Maliczkiewicz oder hatte Pech mit insgesamt fünf Latten- und Pfostentreffern. Beide HSG-Torhüterinnen waren diesmal leider kein Faktor. So führte Zaglebie Lubin zur Pause nicht unverdient mit 15:13.

Nach Wiederanpfiff änderte sich zunächst wenig an der polnischen Zwei-Tore-Führung. In der 35. Minute dann der Schockmoment: Beim Absprung zu ihrem Tempogegenstoß-Tor zum 17:16 schrie Amber auf und blieb anschließend auf dem Hallenboden liegen. Letztlich bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Bei der Aktion hatte sie sich das Kreuzband gerissen. Anschließend konnten Alexia und Nieke zwar noch zweimal ausgleichen, doch die Heimmannschaft legte immer wieder vor und gewann mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel. Die unglücklichen, fast zeitgleichen Zweiminutenstrafen für Nieke und Alexia in der 44./45. Minute und die folgende fast neunminütige HSG-Torflaute ließen Lubin bis auf fünf Tore wegziehen. Trotz des großartigen Einsatzes bis zur letzten Sekunde war dieser Rückstand neun Minuten vor Schluss einfach nicht mehr ganz aufzuholen – dank der in der Schlussphase stark spielenden Ona, die fast im Zweiminutentakt alle fünf letzten Blomberger Treffer bis zum 29:27-Endstand markierte, konnte die HSG aber noch auf zwei Treffer verkürzen. Bitter dabei, dass Blomberg mit nur einem einzigen weiteren Tor sogar den direkten Vergleich mit Lubin wegen der mehr erzielten Auswärtstreffer für sich entschieden hätte – man hätte also gar nicht unbedingt gewinnen müssen! Denn auch wenn die Gruppentabelle nach vier Spieltagen derzeit noch die HSG wegen der etwas besseren Tordifferenz vorn sieht: Nach Abschluss der Gruppenphase zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich und dort hat Blomberg gegenüber Lubin nun das Nachsehen.

Zugegeben: Der HSG-Rückraum war mit nur vier eingesetzten Spielerinnen alles andere als üppig besetzt. Doch während Nieke mit acht Treffern zweitbeste HSG-Torschützin hinter Ona (neun Treffer) war, trafen Andrea, Lisa und Ida nur jeweils einmal – zu wenig, um eine erfahrene Mannschaft wie Lubin in Bedrängnis zu bringen. Nach dem Spiel wurde Nieke gleich zweimal von zwei verschiedenen Sponsoren ausgezeichnet – als beste (Feld-)Torschützin (Siebenmetertreffer fielen dabei wohl aus der Wertung, denn sonst hätte ja Ona die Auszeichnung bekommen?) und als MVP der Gastmannschaft. Melanie und Laura kamen noch hoch zu uns auf die Tribüne und bedankten sich bei jedem für den Support. Anschließend packten wir unsere Sachen ein, verabschiedeten uns von Judiths Eltern und brachten unser Equipment aus der Halle zum Bulli. Da alle anderen Restaurants in Lubin samstags schon um 20 oder spätestens 21 Uhr schlossen, hatten wir beim Italiener schräg gegenüber der Halle einen Tisch reserviert. Lustig: Auch die HSG hatte dort Pizza bestellt – kurz nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, kamen Jens, Maxi und Zoe zum Abholen vorbei! Auch wenn wir statt Bigos oder Pierogi eher un-polnische Pasta- und Pizzagerichte auf unseren Tellern hatten: Geschmeckt hat es allen prima und zumindest bei den Getränken blieben wir mit Lech Pils (poln. Piwo=Bier) und einem polnischen Wodka zur Verdauung „im Lande“. Nach der kurzen Rückfahrt zum Hotel verabschiedeten sich die meisten von uns schnell auf ihre Zimmer – der Nachtportier soll allerdings noch bis weit nach Mitternacht mit der Getränkeversorgung für zwei durstige Deutsche beschäftigt gewesen sein …

Nach einem herzhaften Frühstück am nächsten Morgen beschlossen wir spontan, unser Programm an diesem kalten, aber sonnigen Sonntag um einen kleinen Abstecher in den Spreewald zu erweitern. Zunächst fuhren wir aber noch einmal kurz nach Lubin und sahen uns die Sporthalle bei Tageslicht genauer an. Dabei stellten wir fest, dass die Kacheln der Hallenverkleidung je nach Betrachtungswinkel die Farbe wechseln. Nach ein paar schnellen Fotos „unserer“ Pizzeria vom Vorabend verabschiedeten wir uns von Lubin, passierten bald die deutsch- polnische Grenze und waren kurz nach Mittag in Lübbenau im Spreewald angekommen. Trotz der eisigen Temperaturen wurden dort Kahntouren (inklusive Wolldecken und Glühwein!) angeboten – dafür war sogar eigens das dünne Eis auf den Kanälen gebrochen worden! Wir blieben lieber auf dem Trockenen, sahen uns Schlosspark und Schloss von außen an und stärkten uns für die letzte Etappe bis Blomberg. Der eine oder andere konnte auch den angebotenen Spreewaldgurken nicht widerstehen. Bei dem schönen Wetter war der hübsche Ort selbst im Februar gut besucht – was muss hier erst an einem Sommerwochenende los sein? Die weitere Rückfahrt bis Blomberg verlief zügig und staufrei. Trotz des nicht ganz optimalen sportlichen Ergebnisses haben wir auch auf dieser Auswärtsfahrt nach Polen wieder viel erlebt und Spaß gehabt. Am Mittwoch nach dem Spiel erschien in der „Lippischen Landes-Zeitung“ ein längerer Bericht über unsere Tour – natürlich nicht ganz so ausführlich wie dieser hier … Und zum Schluss: Alle Mitfahrer nach Lubin wünschen Amber gute Besserung!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Auswärtssieg in Mosonmagyaróvár

Fahrt zum ersten EHF Auswärtsspielder Gruppenphase nach Ungarn

„Es hätte schlimmer kommen können“ war am 21. November 2024 die einhellige Meinung in Blomberg nach der Auslosung der European League-Gruppenphase. Für uns von der Fanbase bedeuteten die Gegner in Mosonmagyaróvár/Ungarn, Lubin/Polen und Dijon/Frankreich drei „machbare“ und gleichzeitig hochinteressante Auswärtsfahrten. Nachdem die einzelnen Hin- und Rückspiele terminiert worden waren, begannen wir mit der Detailplanung: Wer fährt wohin mit und wie kommen wir dort hin? Schnell stand fest: Zum ersten Auswärtsspiel am Sonntag 19. Januar 2025 um 16 Uhr beim ungarischen Vertreter Motherson Mosonmagyaróvári KCSE nehmen wir die Bahn, denn vor gut drei Jahren waren wir dort auf dem Weg nach Vác schon einmal mit dem Zug durchgefahren. Die Bahntickets und zwei Übernachtungen in einem Hotel nahe der Spielstätte, der örtlichen UFM-Aréna, waren für uns fünf Mitfahrer schnell gebucht. Mit den Tickets zum Spiel dauerte es dagegen länger und im Januar erfuhren wir auch, warum: Eine erste E-Mail-Anfrage beim ungarischen Verein Mitte Dezember und eine Erinnerung zwischen den Feiertagen blieben unbeantwortet. Daraufhin haben wir Anfang Januar den von der EHF als Kontakt für die Gastmannschaft genannten Ansprechpartner direkt angemailt. Inzwischen waren die Ungarn aber nicht untätig geblieben, hatten bei der Blomberger Polizei (!) angerufen und sich erkundigt, welche Gefahr denn wohl von uns fünf ausgehen würde und ob besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich wären. Dies alles traf das Blomberger Polizeirevier verständlicherweise etwas unvorbereitet, aber Dein Freund und Helfer war so nett und fragte auf der HSG-Geschäftsstelle nach – so erfuhren wir schließlich auch davon. Wir hoffen wirklich, dass die für die Sicherheit Verantwortlichen in Mosonmagyaróvár nach der Antwort aus dem fernen Blomberg wieder etwas ruhiger schlafen konnten … Jedenfalls bekamen wir dann recht schnell die Info, dass es einen separaten Gästefanblock nur für uns in der UFM-Aréna gibt, dass unsere Tickets an der Tageskasse hinterlegt sind und man sich sogar auf unseren Besuch freuen würde.

Da wir unsere sperrigen Trommeln nicht mitnehmen konnten, hatten wir uns stattdessen drei kleine handbetriebene Tröten beschafft, die einen wirklich fürchterlichen Sound hatten – nur ruhig zuschauen ist doof und schließlich mussten wir ja unserem offensichtlich zweifelhaften Ruf in Ungarn irgendwie gerecht werden! Monika besorgte uns vorab ungarische Forint in bar und einen Tag vor dem Spiel machten wir uns am Samstagmorgen mit zwei Autos auf den Weg nach Altenbeken. Mit der Bahn ging es von dort über Kassel-Wilhelmshöhe und Wien-Meidling weiter nach Mosonmagyaróvár (nach unzähligen Versuchen können inzwischen alle fünf Mitfahrer den Ortsnamen halbwegs korrekt und mehr oder weniger flüssig aussprechen), einem Ort mit rund 30.000 Einwohnern nur wenige Kilometer hinter der österreich-ungarischen Grenze. Dort kamen wir pünktlich auf die Minute um 18.35 Uhr an. Es war schon dunkel, deshalb konnten wir die schöne alte Dampflokomotive direkt neben dem Bahnhof erst bei der Abreise zwei Tage später bewundern.

Die knapp vier Kilometer zwischen dem Bahnhof im Ortsteil Moson (Wieselburg) und dem Nimród Hotel im Ortsteil Magyaróvár (Ungarisch Altenburg) legten wir wahlweise mit dem Taxi bzw. zu Fuß zurück.

Einchecken verbrachten wir den Rest des Abends im Hotel-Restaurant bei wunderbarem ungarischen Essen und dem einen oder anderen Kaltgetränk aus dem nahen Österreich.
Am nächsten Morgen wurde erst mal ausgiebig gefrühstückt. Bevor wir uns an die Erkundung von Mosonmagyaróvár machten, stockten wir in einer Wechselstube noch schnell unseren Forint- Vorrat etwas auf, denn der Umrechnungskurs im Hotel ließ vermuten, dass der Hotelier einer uralten Dynastie von Raubrittern angehörte. Der Tesco-Supermarkt gegenüber hatte zum Glück auch sonntags geöffnet – hier besorgten wir uns Klebeband zum Befestigen des Fanbase- Banners und der lippischen Flagge, denn die Rolle war zuhause liegengeblieben. Zunächst führte uns der Weg vorbei an einer typischen Plattenbau-Siedlung und schicken neuen Mehrfamilienhäusern zur UFM-Aréna, die etwa einen Kilometer von unserem Hotel entfernt liegt.

Um diese Zeit war hier noch nichts los, also machten wir ein paar Fotos und zogen weiter zur nahegelegenen Altstadt. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die historische Burg aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Direkt daneben steht das wunderschöne, 1912 gebaute Jugendstilgebäude der Széchenyi István- Universität.

Die kurze Fußgängerzone bot mit vielen leerstehenden und teilweise verfallenden Gebäuden einen eher tristen Anblick. Eins aber gibt es in Mosonmagyaróvár im Überfluss, nämlich – Zahnärzte! Offenbar kommt halb Österreich hierher und lässt sich preiswerte Kronen und Implantate verpassen. Manche Zahnkliniken haben sogar ein eigenes angegliedertes Hotel für längere, mehrtägige Behandlungen.

Zurück im Hotel packten wir unsere Ausrüstung ein, radikalisierten uns mit Trikots und Schals und machten uns erneut auf zur UFM-Aréna. An diesem trüben Tag war es empfindlich kalt und vor Ort mussten wir feststellen, dass der Ticketschalter und die Hallentüren erst eine Stunde vor Anwurf geöffnet werden. Kurz nach uns kam die HSG im schicken Mannschaftsbus der Ungarn aus ihrem Hotel in Györ an.

Unser Torwarttrainer Ronny Krüger hatte Mitleid mit frierenden HSG-Fans und besorgte uns aus der Halle Espressi zum Aufwärmen – danke, Ronny! Inzwischen trafen auch zunächst die Spielerinnen, dann die ersten Fans der Heimmannschaft ein. Um kurz vor 15 Uhr öffnete der Ticketschalter und zu unserer großen Überraschung waren dort sieben Freikarten für den Gästeblock hinterlegt – da lacht das Herz des Lippers, dieser Verein wurde uns immer sympathischer! Aber warum sieben Tickets, wir hatten doch nur fünf Leute angemeldet? Ganz einfach: Zwei Wiener Freundinnen von Ona waren ebenfalls zum Spiel angereist, wurden in der Halle mit Onas und Idas Trikots vom Dijon-Spiel ausgestattet (die weißen EHF-Trikots der HSG waren inzwischen von Errea geliefert worden) und verstärkten unsere kleine HSG-Fraktion.

Pünktlich um 15 Uhr öffneten sich dann die Türen zur gut geheizten Halle – endlich! Die am 18. Februar 2017 eröffnete UFM-Aréna (Baupreis über 2 Mrd. Forint, was damals umgerechnet knapp 6,5 Mio. € entsprach) fasst bei Sportveranstaltungen gut 1.000 Zuschauer und hat eine Besonderheit, die man in der deutschen Frauenhandball-Bundesliga vergeblich sucht: Neben der üblichen Tribüne mit 726 größtenteils blauen Einzelschalen-Klappsitzen an einer Hallen- Längsseite gibt es hinter einem Tor eine reine Stehplatz-Tribüne für etwa 300 Zuschauer mit roten und blauen „Wellenbrechern“.

Hier residieren die „Altenburg Ultras“, der örtliche Fanclub, dessen Performance wir schon auf Videos von ungarischen Ligaspielen bewundern konnten und der uns nun live und in Farbe eine einstündige Probe seines Könnens geben würde. Hut ab: Was dort mit Fahnen, Fanfaren, Trommeln und fast ununterbrochenen Fangesängen zelebriert wurde, hätte dem Kölner Rosenmontagszug alle Ehre gemacht – schon beeindruckend das Ganze!

Zum Glück war der Gästefanblock V mit seinen 80 Plätzen maximal weit von dort entfernt. Das Fanbase-Banner und die lippische Flagge durften wir problemlos am Zaun zum Spielfeld aufhängen. Zur „Bewachung“ von sieben einsamen Gästefans waren eigens zwei Security- Mitarbeiter abgestellt worden – einer oben am Eingang zum Block, einer unten direkt vor uns, der uns bis nach dem Abpfiff buchstäblich keine Sekunde aus den Augen ließ und sich ganz offensichtlich über den leichten Job an diesem Tag freute – wenn Györ dort spielt, ist im Gästeblock bestimmt mehr los!

Die Halle war an diesem Tag mit etwa 750 Zuschauern nicht komplett gefüllt. Die Sperre von Spielerinnen, Trainern und Heimfans galt nicht für internationale Spiele, doch Cheftrainer Janos Gyurka saß nicht etwa auf der Bank, sondern als Zuschauer auf der Tribüne – eine halbe Stunde vor Anwurf hatte der Verein mitgeteilt, dass man sich im gegenseitigen Einvernehmen von ihm getrennt hatte. Bei Motherson Mosonmagyaróvári KCSE brennt offenbar im Moment der Baum, was der HSG ja nur recht sein konnte. Dann liefen die Mannschaften ein und das Spiel ging los: Wir brauchten ein, zwei Angriffe, bis wir unsere Tröten „synchronisiert“ hatten, aber dann erwiesen sie sich als echte „Partycrasher“, was die bösen Blicke von der Tribüne nebenan bewiesen. Trotzdem dauerte es bis etwa zur 50. Minute, bevor ein Heimfan in unseren Block kam und uns sehr nett bat, wir sollten doch aufhören, weil wir „ihren Takt stören würden“. Genau das war unsere Absicht, also haben wir ihn nett angelächelt – und weitergemacht. Eine Beschwerde bei „unserem“ Security-Mitarbeiter brachte dem Fan auch nur ein müdes Schulterzucken ein, also zog er wieder ab – der Stinkefinger in unsere Richtung war sicher der Brisanz der Partie geschuldet.

Ohne detailliert auf den Spielverlauf eingehen zu wollen: Es war eine Begegnung zweier absolut gleichwertiger Mannschaften – die allermeiste Zeit stand es entweder Unentschieden, oder eins der beiden Teams führte mit nur einem Treffer. Nur zweimal gelang es einer Mannschaft, einen Drei-Tore-Vorsprung herauszuholen – beim HSG-Blitzstart zum 1:4 und nach Idas wichtigem Treffer zum 27:30 in der Crunchtime. Die von Metz an Mosonmagyaróvár ausgeliehene junge französische Torhüterin Mélanie Halter machte mehr als einmal „Hundertprozentige“ der HSG zunichte. Auch sie hatte aber wenig Mittel gegen die wie entfesselt aufspielende Nieke, die am Ende 12 Tore erzielte, darunter beim 22:22 auch einer ihrer langsam zum Markenzeichen werdenden Dreher. Laetitia stand dem mit ihren sieben Treffern nicht viel nach. Als Diana kurz vor der Pause verletzt vom Feld musste, ahnten wir Böses – und wunderten uns umso mehr, dass sie sich in der Halbzeit schon wieder warmlief, beim Wiederanpfiff tatsächlich auf der Platte stand und zwei ihrer drei Tore in Hälfte zwei erzielte – all das mit einem gebrochenen Mittelfuß, wie sich zwei Tage später herausstellte! In den letzten zehn Spielminuten lag die HSG durchgehend vorn und etwa ab Minute 55 spielten die Ungarn zunehmend nervöser und hektischer, während unser Team mit der Führung im Rücken cool blieb. Melanie in den letzten Minuten zurück ins HSG-Tor zu stellen, erwies sich als genialer Schachzug, denn 40 Sekunden vor Schluss verhinderte sie beim Stand von 32:33 mit einer Parade bei einem Durchbruch auf rechts den Ausgleich. Warum Mosonmagyaróvár danach nicht auf offensive Manndeckung umstellte, sondern sich in defensiver 6:0 am eigenen Kreis formierte, bleibt rätselhaft: So konnte sich unser Team nach Steffens Auszeit in aller Ruhe positionieren und Maxi machte nach Anspiel von Laetitia drei Sekunden vor Schluss mit dem 32:34-Endstand eiskalt den Deckel auf den nicht unbedingt fest einkalkulierten Blomberger Auswärtssieg.

Die Begeisterung bei allen HSG-Beteiligten war riesig – unser Team bedankte sich für den Support, es gab ein gemeinsames Foto und dann ging es für uns auch schon langsam auf den Rückweg. Auch diesen zweiten Abend verbrachten wir wieder im Restaurant unseres Hotels – unseren Tisch hübschten wir dabei durch einen passenden Tischläufer auf.

Durch das gesparte Eintrittsgeld hatten wir für die Siegesfeier reichlich Forint zur Verfügung, gönnten uns nach den leckeren Hauptgerichten noch Palatschinken oder Eis als Nachtisch und gingen dann zur Verkostung des schon am Vorabend angepriesenen Marillenschnapses über (Stichwort „Bei der Fanbase wird ja nur gesoffen!“). Zum weiteren Verlauf des Abends nur so viel: Wir haben keine Forint wieder mit zurückgebracht …

Nach dem Frühstück machten wir uns am Montagmorgen wieder zu Fuß oder mit dem Taxi auf den Weg zum Bahnhof und fuhren von dort auf derselben Strecke wie bei der Hinfahrt zurück nach Altenbeken. Zunächst lief auch alles wie am Schnürchen, doch (O-Ton eines Mitreisenden) „kaum erreicht man Deutschland, schon beginnt das Chaos“: In Passau ließen sich zwei ICE-Teile nicht zusammenkuppeln – ab dort hatten wir bis Kassel durchgängig etwa eine Stunde Verspätung. Das machte überhaupt nichts, denn unser Anschluss Kassel-Altenbeken fiel sowieso komplett aus! Zum Glück fuhr danach noch ein weiterer Zug, so dass wir mit knapp 90 Minuten Verzögerung schließlich kurz vor halb elf Uhr abends in Altenbeken ankamen.

Auch mit einigen Tagen Abstand ist die Freude über den zweiten HSG-Sieg gegen einen wirklich starken internationalen Gegner immer noch groß und wir fiebern schon alle den zwei kommenden Fahrten nach Lubin und Dijon im Februar entgegen – dann aber wieder mit Trommeln statt Tröten! Würden wir wieder für ein Handballspiel nach Ungarn fahren? Sofort! Wir haben dort viel gesehen, ein spannendes Spiel in einer tollen Atmosphäre erlebt, richtig gut gegessen und von der ersten bis zur letzten Minute der Reise viel Spaß gehabt. Diese erste europäische Fanbase- Auswärtsfahrt seit mehr als drei Jahren wird allen Mitfahrern „definitiv“ (Insider!) noch lange in bester Erinnerung bleiben!

Text: Uwe Jakob, Fotos: Uwe Jakob, HSG Blomberg-Lippe (Titelbild)

Fanbase hilft!

Im Rahmen Ihrer diesjährigen Sammelaktion für krebskranke Kinder machte die Aktion Löwenmama auch in diesem Jahr wieder in der Halle an der Ulmenallee Station. Aus dem Nachlass unseres verstorbenen Mitgliedes Detlev Kelle waren Gelder für diese Aktion generiert worden, und so konnte zu den schon überreichten Schokonikoläusen noch viele Spielsachen für Kinder erstanden werden, die Weihnachten im Krankenhaus verbringen müssen. Ehrensache, dass die HSG Fanbase e.V. diese tolle Aktion auch wieder unterstützt. Zusammen mit Löwenmama Susanne Saage wurden über 20 Geschenke ausgesucht und der Aktion zur Verfügung gestellt.

Bildzeile: Fast der gesamte Vorstand war dabei, als der Löwenmama (2. v.r.) die Geschenke überreicht wurden: Katrin Merz, Monika Velser, Klaus Stapela und Axel Brand