Programmänderung: Der Krimi entfällt

Auswärtsfahrt nach Leverkusen

Für alle Krimi-Fans unter den HSG-Anhängern sind die Spiele gegen die „Werkselfen“ vom TSV Bayer 04 Leverkusen seit einigen Jahren Pflichttermine, denn dort ist Spannung bis zur letzten Sekunde so gut wie garantiert – man denke nur an Stefanie Kaisers „Buzzer Beater“-Siegtor zum 30:29 im Hinspiel Ende Dezember! So machten wir elf Freunde des gepflegten Handball-Thrillers uns am 30. April um neun Uhr morgens mit sechs Trommeln, zwei Snares und einer Tröte in einem HSG-Bulli und einem Privat-PKW auf den Weg von Lippe ins Rheinland – manche vielleicht auch mit der vagen Hoffnung, dass es unsere HSG mit dem Schwung der letzten Siege im Rücken diesmal doch nicht ganz so spannend machen würde. Da wir vorab bei der Suche nach irgendwelchen touristischen Highlights der Chemiestadt nicht fündig geworden waren, machten wir stattdessen vor dem Spiel ähnlich wie beim A-Jugend-FinalFour im Juni letzten Jahres einen kurzen Abstecher ins nahegelegene Köln, wo das Schokoladenmuseum lockte.

Nach längerer vergeblicher Parkplatzsuche auf der Innenstadtseite stellten wir unsere Fahrzeuge schließlich am rechtsrheinischen Ufer in Köln-Deutz ab und gingen über die Severinsbrücke hinüber zum Rheinauhafen – bis Mitte des letzten Jahrhunderts einer der wichtigsten Häfen der Stadt Köln. Heute dominieren die drei mächtigen Kranhäuser und andere moderne Wohn- und Geschäftsgebäude das ehemalige Hafengelände, das inzwischen zu Kölns Flaniermeile und Nobelviertel geworden ist. An der Nordspitze liegen das Deutsche Sport- und Olympia-Museum sowie das 1993 im ehemaligen Hauptzollamt eröffnete Schokoladenmuseum, mit rund 600.000 Besuchern jährlich Kölns meistbesuchtes Museum. Der Kölner Schokoladenfabrikant Hans Imhoff („Stollwerck“) hatte es für 53 Mio. DM aus eigener Tasche finanziert, um dort seine Sammlung zu 5.000 Jahren Kulturgeschichte der Schokolade der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wie beliebt das Schokoladenmuseum ist, konnten wir schnell an der langen Schlange vor der Kasse erkennen, und auch im Innern war es ziemlich voll. Dort findet man neben vielen historischen und zeitgenössischen Exponaten rund um Kakao und Schokolade auch eine interessante gläserne Mini-Fabrik, in der täglich rund 400 kg Schokoladentäfelchen hergestellt werden, sowie den berühmten Schokoladenbrunnen, der uns allerdings nicht so recht überzeugt hat. Trotzdem ist der Besuch des Museums wirklich zu empfehlen! Anschließend gönnten wir uns noch eine kurze Auszeit in einem Biergarten am Rheinufer und genossen den Sonnenschein, bevor wir zu unseren Autos zurückkehrten und nach Leverkusen weiterfuhren.

In der Ostermann-Arena war unser Team bereits beim Aufwärmen; wir bezogen unsere Plätze hoch oben unter dem Hallendach (und weit weg vom Spielfeld …), tauschten Euros in die halleneigene Parallelwährung „Elfentaler“ und prüften das kulinarische Angebot: Inoffizieller Testsieger wurde der selbstgebackene Quarkkuchen. Im Gästefanblock bekamen wir Verstärkung durch Fanbase-Mitglied Eckard mit einer weiteren Trommel sowie zwei Blomberg-Anhänger aus Viersen – HSG-Fans gibt es überall! Wir alle hatten besonders vor Shooting-Star Viola Leuchter einen ziemlichen Respekt, doch auch der übrige Elfen-Rückraum mit Mareike Thomaier und Mariana Ferreira Lopes war nicht zu unterschätzen. Der Vergleich der Ergebnis-Tipps zeigte, dass fast jeder mit einem knappen Ergebnis rechnete – und dann ging es los:

Wie erwartet machte die besonders offensive Deckung der Werkselfen in der 1. Halbzeit zunächst einige Probleme, doch nach und nach stellten sich unsere Spielerinnen besser darauf ein. In der 15. Minute ging die HSG erstmals mit 5:6 in Führung; anschließend hielt die eingewechselte Zoe Ludwig einen Siebenmeter-Heber. Kurz vor Ende der 1. Halbzeit konnte sich die HSG bis zum 10:14-Pausenstand etwas mehr absetzen; direkt danach sorgten zwei weitere wichtige Treffer von Marie Michalczik zum 10:16 schon fast für so etwas wie eine Vorentscheidung, denn danach kam Bayer nie mehr näher als auf fünf Tore heran. Während die 1. Halbzeit eher von den Defensivreihen und Fehlern beim Torabschluss geprägt war, wurde Spielhälfte zwei ein munteres Scheibenschießen bis zum 28:34-Endstand. Dabei gelangen der HSG diesmal besonders viele Rückraum-Treffer, während auf der Gegenseite Viola Leuchter keinen guten Tag erwischte und mit „nur“ vier Toren hinter den Erwartungen blieb. Der treffsichere HSG-Rückraum machte dann auch den Unterschied aus.

Der erwartete Krimi war diesmal also ausgeblieben – worüber allerdings niemand von uns besonders traurig war. Schon vier Minuten vor Spielende standen wir auf und begannen mit den Feierlichkeiten zum Auswärtssieg, während die Leverkusener unter den nur 418 Zuschauern enttäuschte Gesichter machten. Hinterher erfuhren wir, dass der Livestream aus Leverkusen während der kompletten 2. Halbzeit ausgefallen war – mit der Fanbase auf Auswärtsfahrt zu gehen lohnt sich also, denn wir haben bisher noch immer das gesamte Spiel gesehen …!

Nach dem Spiel gab uns HSG-Busfahrer und Fanbase-Mitglied Leen zunächst ein Kaltgetränk auf den Sieg aus. Anschließend stärkten sich die meisten von uns noch bei Deutschlands beliebtester Fastfood-Kette direkt gegenüber der Ostermann-Arena, bevor wir uns mit zwei Punkten im Gepäck und einem guten Gefühl für den Rest der Saison und die beiden verbleibenden Auswärtsfahrten auf den Heimweg machten.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Von funktionierender und nicht funktionierender Technik

Wochenendausflug nach Neckarsulm

Schon vor genau drei Jahren hatten wir zum HSG-Auswärtsspiel in Neckarsulm einen kompletten Wochenendausflug mit Übernachtung und Rahmenprogramm geplant. Damals machte uns die gerade aufkommende Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung, doch nun setzten fünf von uns den Plan von damals am 15./16. April in die Tat um. Dank unseres Mitglieds Niels Homann stellte uns das Autohaus Hache einen schicken weißen VW-Bus für die Fahrt zur Verfügung – vielen Dank dafür! Wir starteten am Samstag um 8 Uhr morgens und machten zunächst Halt im „Science Center Experimenta“: In dem futuristischen Gebäude in Heilbronns Innenstadt kann man an vielen Mitmach-Stationen Naturwissenschaften und Technik hautnah erleben. Die Angebote richten sich gleichermaßen an Kinder und Erwachsene – es ist für jeden etwas dabei. Uns gefiel vor allem die derzeitige Sonderausstellung „Der Mensch und das Sonnenlicht“.

Von Heilbronn ging es am Nachmittag weiter ins benachbarte Neckarsulm, wo wir im „BrauArt Hotel“ mit eigenem Brauhaus direkt gegenüber der „Ballei“ eincheckten. Vor der Halle stießen wieder „Fanbase Süd“ Markus Conrady mit Freundin Farina zu uns, so dass wir nun schon zu siebt waren und unsere Plätze in einer Ecke der „Ballei“ bezogen. Das Spiel gegen die Sportunion vor 738 Zuschauern begann wegen technischer Probleme mit einer Viertelstunde Verspätung, lief aber von Anfang an in die richtige Richtung: Schnell führte die HSG mit 1:5 und gab den Vorsprung bis Spielende nicht mehr her. Wir hatten viel Spaß an dem temporeichen Spiel mit vielen erfolgreichen HSG-Gegenstößen, sehenswerten Rückraumtoren, Marie Michalcziks tollem Kempa-Treffer zum 18:23 und dem ersten Bundesligator von Tessa Budelmann – keine drei Minuten nach ihrem Bundesliga-Debüt!

In der zweiten Halbzeit wurde es im Neckarsulmer Fanblock zunehmend ruhiger, so dass wir in der Schlussphase auch im Livestream nicht nur zu sehen, sondern auch gut zu hören waren. Was auch mal gesagt werden muss: Die souveräne Spielleitung der beiden Schiedsrichterinnen Maike Merz & Tanja Kuttler fanden wir geradezu wohltuend – leider kommt die HSG viel zu selten in den Genuss dieser Top-Referees vom Bodensee! Kurioses am Rande: Da die Neckarsulmer Wischer-Girls wegen des verzögerten Anpfiffs die gesetzlich erlaubte Höchstwischzeit erreicht hatten, sprang „HSG-Express“-Busfahrer Leen in der Schlussphase als Wischer-Boy ein – der Beginn einer neuen verheißungsvollen Karriere? In jedem Fall war der 31:37-Auswärtssieg mehr als verdient und wurde von der Mannschaft und uns entsprechend gefeiert; anschließend ließen wir den ereignis- und erfolgreichen Samstag mit leckerem schwäbischen Essen und dem einen oder anderen Kaltgetränk im Brauhaus ausklingen.

Nach ausgiebigem Sonntags-Frühstück fuhren wir am nächsten Morgen 30 km nach Westen zum Technik-Museum Sinsheim: Zum Glück war es dort vormittags noch nicht so voll, so dass wir die zwei absoluten Stars auf dem Hallendach – einen begehbaren „Concorde“-Überschalljet und sein russisches Gegenstück Tupolev TU-144 – noch ganz ohne Wartezeit besichtigen konnten. Besonders der Blick in die Cockpits mit all ihren verwirrenden kleinen Hebeln und Schaltern war faszinierend. Neben weiteren Flugzeugen und Hubschraubern findet man in Sinsheim eine unglaubliche Vielzahl an Autos aus allen Ländern und Epochen, aber auch Lokomotiven, Formel 1-Boliden, Kampfpanzer, Dampfwalzen, Traktoren bis hin zur größten Tanzorgel der Welt. Wie erwartet war die Zeit viel zu kurz, um überhaupt alle Exponate zu sehen. Am Nachmittag machten wir uns schließlich wieder auf den Rückweg nach Lippe und waren uns einig: Das war wieder mal eine mehr als gelungene Auswärtsfahrt, die Lust auf mehr gemacht hat!

Text: Uwe Jakob, Fotos: Uwe Jakob, Katrin Merz

Noch einmal in Edertal …

Auswärtsfahrt zu den Bad Wildungen Vipers

Zum Auswärtsspiel unserer HSG bei den Bad Wildungen Vipers am 25. März machten wir uns zu acht mit dem Bulli auf den Weg – wegen des nicht gerade einladenden Wetters ohne weiteres Rahmenprogramm. Im Gepäck hatten wir vier Trommeln, eine Snare und diverse andere Lärminstrumente. Kaum vor der „Ausweich-Sporthalle“ Edertal – die etatmäßige Vipers-Heimspielhalle in Bad Wildungen ist immer noch nicht ganz fertig renoviert – angekommen, warteten dort schon zwei weitere Fanbase-Mitglieder auf uns. Wir waren sogar noch vor unserer Mannschaft vor Ort, bezogen nach Öffnung der Halle Plätze am rechten Tribünenrand und richteten uns wohnlich ein.

Unter die insgesamt 420 Zuschauer mischten sich außer uns noch viele weitere Blomberg- Anhänger, schließlich ist die Entfernung zum Auswärtsspiel nirgendwo kürzer als zu den Vipers! Außerdem bekam die HSG ganz unerwartet eigene Einlaufkinder: Die Blomberger E-Mädels waren – ganz heimlich und ohne Wissen des Bundesligateams – mit Trainerin und Betreuern nach Edertal gereist, freuten sich über die verdutzten Gesichter der Mannschaft und feuerten sie beim Spiel lautstark an.

In einem torreichen Match, das deutlich mehr von den Angriffs- als von den Abwehrreihen geprägt wurde, begannen die Vipers mit einer sehr offensiven 3:3-Abwehr, stellten aber schon nach kurzer Zeit auf eine etwas konventionellere Deckung um. Nach fünf Minuten ging die HSG erstmals in Führung und konnte sich bis auf vier Tore absetzen, büßte diesen Vorsprung aber noch vor der Pause wieder ein. Die entscheidende Spielphase kam direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit, als man die Zwei-Tore-Pausenführung schnell auf fünf Zähler erhöhen und dann über die restliche Spielzeit noch weiter ausbauen konnte. Am Ende stand ein ungefährdeter und deutlicher 29:37-Auswärtssieg der HSG: Eine in allen Belangen überzeugende Leistung, wie wir fanden. Da ist es irgendwo schade, dass nach den guten letzten Vorstellungen unseres Teams jetzt schon wieder eine dreiwöchige Spielpause ansteht, bedingt durch das Pokal-Final-Four und zwei WM-Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft gegen Griechenland.

Am Rande: Der Bad Wildunger Hallensprecher beherrscht jetzt die korrekte Aussprache des Wortes „Blomberg“ (Blomm-bärch) und konnte sein neu erworbenes Wissen bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gleich anwenden. Wieviele Blomberger Fans seine Einladung zum ersten Vipers-Heimspiel in der für 6,9 Mio. Euro renovierten und sanierten Bad Wildunger Ense-Halle am 6. Mai annehmen werden, bleibt allerdings abzuwarten: Die HSG Blomberg-Lippe hat da zeitgleich ein Heimspiel gegen Union Halle-Neustadt …

Auf der Rückfahrt diskutierten wir noch über mögliche Kandidatinnen für den „Player of the Match“ – und freuten uns, dass wir nach all den weiten Auswärtsfahrten der letzten Monate mal wieder deutlich vor Mitternacht zurück in Blomberg waren!

Premierenfahrt nach Waiblingen

Auswärts bei den Tigers

In der Waiblinger Rundsporthalle war bisher noch niemand von uns gewesen – und ausgerechnet zum HSG-Auswärtsspiel am 11. März bei den „Tigers“ vom VfL Waiblingen hatten wir keinen Bulli zur Verfügung! Zum Glück war Eckard bereit, mit dem PKW zu fahren, so dass wir uns zu fünft mit drei Trommeln an Bord gegen elf Uhr morgens auf den Weg machen konnten. Diesmal verzichteten wir ausnahmsweise auf ein Rahmenprogramm (Sorry Klaus – soll nicht wieder vorkommen …!) und fuhren direkt zum Spiel. Unterwegs machten wir wieder in der Nähe von Fulda Zwischenstation an einer Raststätte: Statt Frühstück hatte Monika diesmal leckeren Kartoffelsalat mit Buletten und Würstchen vorbereitet – vielen Dank dafür! Auf der Landstraße kurzvor Waiblingen hatten wir schließlich den „HSG-Express“ eingeholt, der fast zwei Stunden vor uns in Blomberg gestartet war.

Schon auf dem Parkplatz hinter der Halle kam uns mit Emma Hertha die erste „Blombergerin“ entgegen, die vor dieser Saison zu den Tigers gewechselt war. Kurz danach trafen wir vor dem Eingang noch Vivien David: Blombergs ehemalige Jugend-Torhüterin hatte schon vor einigen Jahren ebenfalls in Waiblingen angeheuert und spielt nach einer langwierigen Verletzung aktuell mit Zweitspielrecht für den TV Nellingen in der 3. Liga. Leen und seine Kollegin hatten freundlicherweise im Mannschaftsbus noch eine vierte Trommel für uns mitgebracht, die nicht mehr ins Auto passte und die wir nun vor der Halle in Empfang nahmen. In Waiblingen war an diesem Samstag „Großkampftag“ – vor den Bundesliga-Frauen spielte die 2. Männermannschaft und nach den „Tiger-Girls“ waren um 20 Uhr noch die Waiblinger Männer an der Reihe. Obwohl wir reichlich früh dran waren, kamen wir trotzdem unkompliziert schon in die Halle und konnten uns dort noch die letzten 20 Minuten vom Bezirksliga-Derby der Männer 2 gegen Winnenden ansehen.

Die Rundsporthalle Waiblingen, 1973 nach einer von einem Wiener Professor entwickelten Konstruktion erbaut, sieht von außen wie eine kleinere Version der Leverkusener Ostermann-Arena aus. Für bis zu 763 Zuschauer gibt es 483 Sitz- und 100 Stehplätze auf der festen Tribüne an einer Hallenseite sowie weitere 180 Sitzplätze auf mobilen Tribünen am Spielfeldrand. Insgesamt wurden in den Sechziger und Siebziger Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr als 70 Hallen dieser Art gebaut. Heute gelten sie als Energiefresser und sind bei den jeweiligen Kommunen eher unbeliebt. Wir fanden die 2017/18 umgebaute und sanierte Waiblinger Halle architektonisch interessant und gut in Schuss – mal was anderes als die üblichen Schulsporthallen! Nur die Einzelsitze mit Rückenlehnen gefielen uns Trommlern gar nicht: Es war fast unmöglich, der Trommel irgendeinen festen Halt zu geben, so dass sie auf der abgerundeten Oberkante der Lehne ständig wegrutschte.

Positiv zu erwähnen ist, dass sich der VfL Waiblingen – anders als die meisten übrigen Bundesligisten – noch zu jedem einzelnen Heimspiel den Luxus eines eigenen 40-seitigen Hochglanz-Hallenhefts leistet – und das zusätzlich zu einem dicken Saison-Heft (eher ein Buch!), das detailliert über alle Spielerinnen und Gegner informiert und an der Kasse erworben werden kann! Im Hallenheft Nr. 9 zum HSG-Spiel steht unter anderem folgender Absatz, der bei uns besonders gut ankam: „Am Samstag kehrt, wenn auch nur für einen Abend, ein in Waiblingen sicherlich noch bekanntes Gesicht in die Rundsporthalle zurück: Ann Kynast begeisterte eine Saison lang im Tigers-Trikot als „linke Klebe“ mit trockenen und knackigen Torwürfen aus dem rechten Rückraum. „Herzlich willkommen zurück, Ann!“ Trotz unserer frühzeitigen Ankunft waren wir weder die ersten noch die einzigen HSG-Fans in der Halle: Gleich mehrere Spielerinnen bekamen Unterstützung von ihren Familien und auch sonst war – neben unserem Vereinsmitglied „Fanbase Süd“ Markus Conrady aus Tübingen – noch der eine oder andere HSG-Anhänger nach Waiblingen gereist.

Unser Team legte zu Spielbeginn um 18 Uhr los wie die Feuerwehr und führte nach sechseinhalb Minuten bereits 0:5, ehe die Gastgeberinnen ihr erstes Tor erzielen konnten. Nach Mias 3:9 robbten sich die Tigers nach einer Viertelstunde zwar noch einmal bis auf 6:9 heran, aber mit dem 5:0-Lauf der HSG vom 7:12 zum 7:17 kurz vor bzw. nach der Halbzeitpause war das Spiel schon frühzeitig entschieden. Mit Niekes Flugeinlage zum 7:17, dem ersten Tor in Halbzeit zwei, lag die HSG erstmals mit zehn Toren vorn. Steffen Birkner begann früh mit dem Durchwechseln und der Spielstand pendelte von da an bis zum Ende meist zwischen zehn und elf Toren Vorsprung für die HSG. Garantinnen für den deutlichen 18:29-Sieg waren vor allem unsere beiden Torhüterinnen: Diesmal stand Zoe in der Startsieben, parierte unter anderem zwei von drei Tigers-Siebenmetern und wurde nach 46 Minuten von Melanie abgelöst. Beide hielten mehr als 50 % aller Würfe auf das Blomberger Gehäuse – eine unglaubliche Quote! Laura musste am Kreis diesmal durchspielen und war definitiv „on fire“ – zwölf Tore und kein einziger Fehlwurf sprechen da eine eindeutige Sprache. Darunter waren wieder mehrere Treffer ins leere Waiblinger Tor und das artistische 13:23, bei dem sie einen Abpraller im Flug gefühlt von unterhalb der Grasnarbe an der Torhüterin vorbei ins Tor schaufelte. Besonders gefreut hat uns auch, dass Nele ihre Spielzeit so gut nutzen konnte: Sie nahm jeden Zweikampf an, spazierte beim 7:13 übers halbe Spielfeld und durch die gesamte Tigers-Abwehr oder hämmerte beim 12:22 den Ball aus neun Metern unhaltbar oben in den Winkel. Man hat gesehen, wie wichtig sie für die Mannschaft ist. Bei Spielende waren von den HSG-Feldspielerinnen nur die beiden Rückraumrechten Laetitia und Ann ohne Torerfolg geblieben. Dass es trotzdem nicht zu einem Tor-Festival kam, lag neben den Torwartleistungen auf beiden Seiten auch an vielen Latten- und Pfostentreffern sowie einer höheren Fehlerquote in der 2. Halbzeit.

Unter den 479 Besuchern entdeckten wir auch den zukünftigen Waiblinger Trainer Aleksandar Knezevic, der bis 2021 bei den Göppinger Frisch Auf-Frauen tätig war und auch auf dem HSG-Mannschaftsfoto nach Spielende im Hintergrund hinter Leni Ruwe zu sehen ist. Gestaunt haben wir über den mehr als gut besuchten VIP-Bereich hinter einer Glasscheibe auf der gegenüber liegenden Hallenseite, den viele Gäste während des gesamten Spiels nicht verließen – zum Leidwesen der Heimmannschaft, die sich sicher etwas mehr Unterstützung von den Rängen gewünscht hätte. So waren unsere vier Trommeln, Klaus mit dem Mehrklang-Signalhorn und vor allem Lukas Tröte nicht nur im Livestream wesentlich lauter zu hören als die Waiblinger Fans.

Wie im Hinspiel in Blomberg, das mit einem 35:19-HSG-Sieg endete, hielt unsere Mannschaft den VfL Waiblingen erneut unter 20 Toren: War damals eine starke 2. Halbzeit entscheidend für den hohen Sieg gewesen, wurde diesmal der Grundstein dafür in der ersten Hälfte gelegt. Den Erfolg gegen diesen Gegner darf man natürlich nicht überbewerten, aber es gab viele gute Aktionen unseres Teams zu sehen, so dass sich die weite Fahrt definitiv gelohnt hat. Um halb zwei Uhr morgens waren wir schließlich wieder zurück und bedanken uns ganz herzlich bei unserem Fahrer Eckard, der diese gelungene Auswärtsfahrt überhaupt erst möglich gemacht hat!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Zu den TusSies nach – Tübingen!

Auswärtsfahrt zum TuS Metzingen

Zugegeben: Die weiteste Fanbase-Auswärtsfahrt der Saison verlief aus sportlicher Sicht nicht gerade erfolgreich. Schon morgens um halb acht starteten wir sieben HSG-Fans am 18. Februar Richtung Süden zum „HBF-Topspiel“ gegen TuS Metzingen in der Tübinger Paul-Horn-Arena. Nach der obligatorischen Frühstückspause auf einem Autobahn-Parkplatz bei Fulda machten wir zunächst am barocken Residenzschloss Ludwigsburg Halt: Der riesige Bau mit seinen 452 Zimmern entstand zwischen 1704 und 1733; bei einer an diesem Tag kostenlosen einstündigen Führung konnten wir zumindest einen kleinen Teil der prächtigen Räume besichtigen.

Anschließend stand noch der „Ritter Sport“-Fabrikverkauf in Waldenbuch südlich von Stuttgart auf unserem Programm. Dort stellen 1.450 Mitarbeiter jährlich etwa 60.000 Tonnen der bekannten Schokoladen-Quadrate her. Eine kleine Ausstellung informiert über die Firmengeschichte seit 1912 und den Hintergrund zum Markennamen „Ritter Sport“ – der Besuch lohnt sich!

Trotz des zusätzlichen Schokoladen-Ballasts an Bord kamen wir fast zeitgleich mit dem „HSG-Express“ vor der Halle in Tübingen an. Dort warteten auf dem Grill bereits „Rote Würste“ und Hähnchenschnitzel auf hungrige Auswärtsfans. Unsere Plätze in der Arena lagen ganz oben in einer Ecke, weitab vom Spielfeld. Zum Spiel selbst reicht eine Münze im Phrasenschwein und die Feststellung, dass die HSG zu keinem Zeitpunkt für den Sieg in Frage kam: Die TusSies waren vor 1.338 Klatschpappen-kundigen Zuschauern in allen Belangen überlegen und führten schon zur Halbzeit mit sieben Toren.

Immerhin hielt Marie Michalczik mit neun Treffern dagegen und ackerte unermüdlich, aber es ging schon früh nur noch darum, die Niederlage in Grenzen zu halten. Mit dem Metzinger 41:31-Sieg gelang dies nur bedingt. Natürlich kann man auswärts gegen die an diesem Abend wirklich in blendender Verfassung spielenden TusSies verlieren, aber die Art und Weise warf schon einige Fragen auf – Antworten haben wir auf den über 500 km Rückfahrt, die sich zogen wie Kaugummi, allerdings keine gefunden. Um halb vier Uhr morgens waren wir schließlich wieder zurück in Blomberg. Der besondere Dank gilt unseren Fahrern Kati und Axel.

Text und Fotos: Uwe Jakob

Zu den „Flames“ nach Bensheim

Auswärtsfahrt nach Bensheim/Auerbach

Auswärtsfahrten zu den „Flames“ der HSG Bensheim/Auerbach sind bei den Fanbase-Mitgliedern seit Jahren beliebt, denn sie versprechen ein spannendes Spiel und eine tolle Atmosphäre in der Bensheimer Weststadthalle: So hatte die HSG das letzte Spiel in Bensheim im Januar 2022 hauchdünn mit 31:30 gewonnen. Damals waren wegen Corona keine Gästefans zugelassen, aber zum Spiel am 14. Januar 2023 machten wir uns um 10 Uhr morgens zu siebt in Blomberg auf den Weg. Mit von der Partie war zu unserer großen Freude nach langer Pause auch wieder Klaus, „der Mann mit der roten Mütze“. Auf dieser Fahrt waren wir erstmals mit einem Siebensitzer aus Lemgo unterwegs, unsere sechs Trommeln und Snares durften dank Busfahrer Leen wieder im „HSG-Express“ mitfahren. Die übliche Frühstückspause auf einem Autobahnparkplatz (danke, Monika!) fiel diesmal kurz aus, denn der kalte Wind trieb uns schnell zurück ins Fahrzeug.

Als ersten Stopp fuhren wir den Fabrikverkauf am Hauptsitz eines hier ungenannt bleibenden Snack-Herstellers in Neu-Isenburg an und deckten uns in unterschiedlicher Menge mit Süßem, Scharfem und/oder Salzigem ein. Von dort war es nur ein Katzensprung zum Neu-Isenburger Stadtteil Zeppelinheim, der 1937 als Wohnsiedlung für das Personal des in unmittelbarer Nähe neu gebauten zentralen deutschen Flug- und Luftschiffhafens Rhein-Main – heute Deutschlands größter Flughafen – gegründet wurde.

Hier starteten riesige Zeppeline zu ihren Transatlantikreisen nach Nord- und Südamerika. Doch der folgenschwere Brand des Luftschiffs „Hindenburg“ im amerikanischen Lakehurst 1937 beendete schon kurz darauf alle weiteren Pläne für den zivilen Luftschiffs-Verkehr; die beiden großen Zeppelin-Hallen wurden 1940 gesprengt. Seit 1977 sammelt ein Verein Material zum Thema „Luftschifffahrt“, das seit 1988 im neu gebauten Zeppelin-Museum in Zeppelinheim zu sehen ist: Eine Vielzahl von Modellen, Filmen, Fotos und Original-Exponaten vermittelt einen Eindruck von der Technik und der modernen, durchaus luxuriösen Einrichtung, in der die Fahrgäste vor 85 Jahren fast lautlos zwischen Europa und Amerika unterwegs waren. Auch über die verschiedenen Ausbaustufen des Frankfurter Flughafens bis heute informiert die Ausstellung. Interessant: Das Eintrittsgeld legt jeder Besucher selbst fest – man zahlt, was einem der Besuch wert war!      

Nach der letzten, kurzen Etappe bis Bensheim blieb noch genügend Zeit, um in einem Café in der Innenstadt eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Anschließend fuhren wir zur Weststadthalle, nahmen von Leen unsere Trommeln in Empfang und bezogen unsere gewohnten Plätze auf der rechten Tribünenseite. Auch die Familien und Freunde mehrerer Blomberger Spielerinnen und andere HSG-Fans waren zum Spiel angereist, so dass unsere Fraktion unter den 937 Zuschauern gut besetzt war. Zusätzlich zum „normalen“ Fanbase-Banner hatten wir diesmal als Reaktion auf den jüngsten „Spiegel“-Feldzug gegen HSG-Trainer Steffen Birkner zwei weitere Plakate „Mannschaft, Trainer, Fans: Ein Team!“ und „Zusammen stark“ mitgebracht und aufgehängt.

Schon kurz nach der Ankunft wurden wir von Jens Herbecke, dem Fansprecher der Flames, herzlich begrüßt. Schnell stellten wir fest, dass wir an diesem Spieltag alle gemeinsam Anhänger von Sachsen Zwickau waren, die parallel zum Spiel in Bensheim die Sport-Union Neckarsulm zu Gast hatten. Der aktuelle Spielstand in Zwickau war dann auch während der Partie in Bensheim immer wieder Thema bei uns – zum Glück gibt es Livestream und Liveticker! Gut gefallen hat uns, dass in Bensheim ehemalige Flames-Spielerinnen im Team des Gegners auch noch nach vielen Jahren beim Einlaufen vom Hallensprecher besonders begrüßt werden, in diesem Fall die HSG-Torhüterin Melanie Veith. Im Gegenzug haben wir beim Einlaufen der Flames aber auch lautstark für „unsere“ Ndidi Agwunedu getrommelt, die seit dieser Saison an der Bergstraße spielt.

Das Spiel mag vielleicht kein handballerisches Highlight gewesen sein, doch die Erwartungen in Sachen Spannung wurden zu unserem Leidwesen wieder einmal erfüllt: Die Führung wechselte nach gutem Blomberger Beginn mehrmals hin und her, zur Halbzeit stand es Unentschieden 13:13, aber Mitte der zweiten Hälfte gelang es der HSG, sich nach und nach etwas abzusetzen. Wie im Vorjahr sah Flames-Kapitänin Lisa Friedberger auch in diesem Spiel wegen eines Fouls die rote Karte. In der Schlussphase drehte Leni Ruwe mächtig auf, erzielte drei Tore und wurde einige Tage später zum „Player of the Match“ gewählt – mit knappem Vorsprung vor Marie Michalczik, die mit acht Treffern beste HSG-Torschützin an diesem Abend war. Nach 60 Minuten stand ein Blomberger 24:27-Auswärtssieg auf der Anzeigetafel – mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hatte sich die HSG wieder einmal gegen einen guten Gegner knapp durchgesetzt. Mit Abstand beste Bensheimer Torschützin war übrigens Ndidi Agwunedu mit 6 Treffern, die gegen ihren alten Verein natürlich besonders motiviert war und völlig verdient als Flames-„Spielerin des Spiels“ geehrt wurde. Bemerkenswert: Trotz der Niederlage seines Teams war Flames-Fansprecher Jens Herbecke nach Spielende weiterhin bester Laune – schließlich hatte Zwickau ja gegen Neckarsulm gewonnen! So kamen wir noch zu einem unverhofften Freibier in der Hallen-Kneipe, stießen gemeinsam auf den Zwickauer Sieg an und verabschiedeten uns dann – hoffentlich nur bis zum Rückspiel im Mai! Auf der Rückfahrt verfolgten wir zunächst am Liveticker die spannende Schlussphase des Blomberger Juniorteams beim Drittliga-Tabellenführer Hannover-Badenstedt und jubelten über den unerwarteten zweiten Auswärtssieg des Abends – ein perfekter HSG-Samstag! Das Navi führte uns diesmal über eine ganz andere Route, die sich am Ende tatsächlich als mindestens genauso schnell erwies. Um kurz nach zwölf endete in Blomberg eine weitere schöne und erfolgreiche Auswärtsfahrt; auf die nächste müssen wir zwar spielplanbedingt etwas warten, freuen uns aber schon drauf!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Schlepper, Schnaps und Spannung pur

Auf Auswärtsfahrt nach Halle-Neustadt

Auch die letzte Auswärtsfahrt des Jahres 2022 ging für uns sechs HSG-Fans am 30. Dezember wieder in Richtung Osten – diesmal mit dem Bulli der „Lippischen“ zu den „Wildcats“ nach Halle-Neustadt. Unterwegs machten wir im thüringischen Nordhausen Station:

Ganz in der Tradition der Fanbase-Auswärtsfahrten war unser erster Halt das IFA-Museum, in dem 90 Jahre Industrie- und Technikgeschichte eines Unternehmens zu sehen sind, das kurz vor der Wende noch fast 4.400 Mitarbeiter beschäftigte: Die 1905 gegründete Fabrik wechselte mehrmals Namen und Eigentümer und baute bis 1942 zunächst fast 9.400 Gruben-, Feldbahn- und Rangierlokomotiven, ab 1937 auch Traktoren und während des Kriegs Panzermotoren.

1948 stieg man als „VEB IFA Schlepperwerk“ wieder in den Traktorenbau ein, aber schon 1965 rollte hier das letzte Fahrzeug vom Band. Danach wurden in Nordhausen Dieselmotoren für LKW, Traktoren, Mähdrescher, Kräne und Notstromgeneratoren gebaut, aber auch Konsumgüter wie „Rollfix“-Handwagen, Fahrräder und Grabvasen(!) hergestellt. Nach der Wende folgten Massenentlassungen und 1997 schließlich das endgültige Aus. Im September 2011 wurde im ehemaligen Kulturhaus der Fabrik das IFA-Museum eröffnet, das seitdem im Schnitt (nur) 7.000 Besucher pro Jahr zählt. Ein kurzer Einführungsfilm und ein großes Modell des Firmengeländes vermitteln die frühere Bedeutung des Werks für Nordhausen und die ausgestellten Lokomotiven, Schlepper (Klaus, das wäre was für Dich gewesen!) und Motoren sind ebenfalls sehr interessant. Wir können einen Besuch nur empfehlen, es lohnt sich!

Eigentlich wollten wir uns anschließend mit einem Mitglied des Wildcats-Fanclubs „Saalemiezen“ in der Innenstadt von Halle treffen. Da er kurzfristig absagen musste, blieben wir einfach etwas länger in Nordhausen und besuchten die „Echter Nordhäuser“-Traditionsbrennerei am Rand der Altstadt. In den denkmalgeschützten Gebäuden werden seit mehr als hundert Jahren Korn, Liköre und andere Spirituosen gebrannt. Leider gab es wegen der alljährlichen Adventsausstellung ausgerechnet im Dezember keine Führungen durch das Erlebnismuseum – aber immerhin hatte der Fabrikverkaufsladen geöffnet! Wir alle deckten uns mit diversen Erzeugnissen der Nordhäuser Brennerei ein, schließlich (Zitat) „wird bei der Fanbase ja nur gesoffen“ und da müssen wir auch mal was für unseren Ruf tun.

Die Museumstour nehmen wir uns dann auf der nächsten Fahrt nach Halle oder Bad Langensalza vor. Nach einem kurzen Rundgang durch die Altstadt von Nordhausen suchten wir uns ein Café, bekamen am Ende auch tatsächlich einen Großteil der bestellten Speisen und Getränke serviert und durften sogar noch bei der Erstellung der Rechnung aktiv mitwirken.

Gut eine Stunde später waren wir in der SWH-Arena in Halle-Neustadt angekommen und stellten leicht irritiert fest, dass der Aushilfs-Hallensprecher offenbar nur bis vier zählen konnte  – ein paar mehr HSG-Fans waren es dann doch, auch wenn die „Wildcats“-Anhänger unter den 1.008 Besuchern unbestritten in der Überzahl waren. Dafür hatte Halles Trainerin Katrin Welter nach dem Spiel unsere „Blomberg Lippe“-Rufe wohl noch im Ohr, denn sie erwähnte uns Gäste-Fans in der Pressekonferenz – kommt auch nicht so oft vor! Die Stimmung in der fast vollen SWH-Arena war ähnlich gut wie die an der Ulmenallee drei Tage zuvor, und auch der Spielverlauf kam einem irgendwie bekannt vor, allerdings erwischte die HSG diesmal den besseren Start und legte eine 3:0-Führung vor. Die übernahm dann aber irgendwann Halle und ging mit einem 14:13 in die Pause. Spätestens seit dem „Buzzer Beater“-Sieg gegen die Werkselfen besitzt man als HSG-Fan eine gehörige Portion Urvertrauen, dass unsere Mannschaft das Ruder schon rechtzeitig herumreißen und am Ende alles gut werden wird … zumal Blomberg in Halbzeit zwei immer besser ins Tempospiel kam und Mia Ziercke auch diesmal wieder alle vier Siebenmeter verwandelte. Und richtig: Zehn Minuten vor Spielende übernahm die HSG zum ersten Mal seit der 19. Minute wieder die Führung und spätestens dreieinhalb Minuten vor Abpfiff war beim 24:28 durch Marie Michalczik die Vorentscheidung gefallen. Den Schlusspunkt für Blomberg setzte Emelyn van Wingerden nach einem schönen Einläufer vom Kreis zum 26:29 in der letzten Spielminute. Auch wenn Halle danach noch ein weiteres Tor gelang, war der 27:29-Auswärtssieg perfekt und wurde von der Mannschaft und uns Fans ordentlich gefeiert. Bei der anschließenden Pressekonferenz bekam die sechsfache HSG-Torschützin Alexia Hauf, die in der zweiten Halbzeit richtig aufgedreht und zusammen mit Marie Michalczik die meisten HSG-Treffer erzielt hatte, einen Präsentkorb als beste Gäste-Spielerin.    

Fazit: Auch diese Auswärtsfahrt verbuchen wir als „sehr erfolgreich“: Ein spannendes Handballspiel in einer der schönsten Hallen der Liga gesehen, zwei weitere Pluspunkte eingefahren und ganz nebenbei wieder eine neue und interessante Ecke Deutschlands entdeckt. Platz vier zum Jahreswechsel ist eine schöne Momentaufnahme und wir hätten überhaupt nichts dagegen, wenn die Tabelle am Saisonende auch so aussehen würde! Aber bis dahin stehen noch eine ganze Reihe weiterer Auswärtsfahrten auf dem Spielplan – watch this space …!

Text/Fotos: Uwe Jakob

Mit der Fanbase zum Mittelpunkt Deutschlands

Auswärtsfahrt zum Thüringer HC nach Bad Langensalza

Kurz vor Weihnachten ist der Terminkalender immer voll: Geschenke kaufen, Tannenbaum besorgen, Weihnachtsfeiern … Und so machten wir uns am Ende nur zu viert mit dem PKW auf den Weg von Blomberg nach Osten, um unser Team am 17. Dezember 2022 beim Spiel gegen den Thüringer HC zu unterstützen.

Der erste Halt lag etwas außerhalb des kleinen Ortes Niederdorla, ein paar Kilometer südlich von Mühlhausen: Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 befindet sich hier der geografische Mittelpunkt Deutschlands, markiert durch einen Gedenkstein und eine Linde, die dort als Wahrzeichen gepflanzt wurde – Zeit für das obligatorische (Klein-)Gruppenfoto! Direkt nebenan liegt das Opfermoor mit einem See und einer vorgeschichtlichen germanischen Kultstätte. Der Name „Opfermoor“ gab uns wohl zu denken – auf einen Spaziergang auf dem zugefrorenen See haben wir jedenfalls verzichtet …

Anschließend fuhren wir nach Mühlhausen, um uns die historische Altstadt anzusehen: Deren auffälligstes Bauwerk und dank des fast 87 m hohen Turms schon von weitem zu sehen ist die Marienkirche, Thüringens zweitgrößte Kirche, die heute als Museum genutzt wird. Überhaupt gibt es im Stadtkern eine Vielzahl von Kirchen, von denen wir bei unserem Rundgang nur einen kleinen Teil gesehen haben.

Leider hatten um diese Jahreszeit viele Sehenswürdigkeiten wie die teilweise begehbare mittelalterliche Stadtmauer mit dem Rabenturm nicht geöffnet oder befanden sich – wie das 1. Deutsche Bratwurstmuseum – noch im Bau; wir werden noch mal wiederkommen müssen!

Zum Aufwärmen bei den winterlichen Minus-Temperaturen gönnten wir uns zum Abschluss eine Auszeit in einem urgemütlichen Eis- und Frühstückscafé in einer alten Jugendstil-Villa, deren Einrichtung man mit unglaublich viel Liebe zum Detail in den Gastraum integriert hatte. Wir hatten Glück und bekamen auch ohne Reservierung noch einen Tisch. Nach kurzer Zeit standen ein Cappuccino, zwei leckere Bubblewaffeln und ein außergewöhnlicher Eisbecher vor uns – ein wahrer Genuss! Dem Motto des Ladens entsprechend verließen wir das Café ein Stückchen glücklicher, als wir hereingekommen waren, und machten uns auf die letzte kurze Etappe nach Bad Langensalza.

Wir waren früh dran und nutzten die Zeit für einen kurzen Dämmerungs-Spaziergang durch die menschenleere Fußgängerzone. An der Halle angekommen, übernahmen wir von HSG-Busfahrer Leen unsere vier Trommeln, die im Bauch des HSG-Express nach Thüringen mitfahren durften – danke dafür Leen! Nach dem Einchecken in die Salza-Halle gönnten wir uns erstmal eine oder auch zwei leckere Thüringer Rostbratwürste – schon allein dafür lohnt sich der weiteste Weg! 

Ob sich der Weg auch für das Spiel gegen den THC gelohnt hat, muss jeder Mitfahrer für sich entscheiden – jedenfalls ging der 34:24-Sieg der Thüringerinnen auch in dieser Höhe völlig in Ordnung. Leider konnte unsere Mannschaft gegen diesen starken Gegner nicht an die Gala-Vorstellung des Neckarsulm-Spiels vom vergangenen Sonntag anknüpfen und geriet nach gut 20 Minuten auf die Verliererstraße. Während die Rückraum-Würfe der HSG allzu oft im Thüringer Block hängen blieben, erzielte der THC aus dem Rückraum mehr als doppelt so viele Tore wie die HSG. Außerdem hatte Herbert Müllers Team mit Nicole Roth die beste Torhüterin des Spiels. Aber der Einsatz stimmte, und in der Schlussphase gelang es der HSG immerhin, das Ergebnis halbwegs in Grenzen zu halten. 

Durch eine Niederlage beim THC geht die HSG-Fan-Welt nicht unter – wir hatten jedenfalls einen schönen, sonnigen Tag im Osten und freuen uns schon auf die nächste Auswärtsfahrt am 30. Dezember nach Halle-Neustadt, dann auch wieder in größerer Runde!

Text und Fotos: Uwe Jakob

Die „Wildcats“ zeigen ihre Krallen

Auswärtsfahrt ohne Happy-End

Der harte Fanbase-Kern hatte die Corona-bedingt verlängerte WM-Pause mit dem Anfeuern des Blomberger Drittliga-Teams und der diversen HSG-Jugendmannschaften sinnvoll überbrückt. Trotzdem waren alle heiß auf die erste Bundesliga-Auswärtsfahrt nach fast drei Monaten, und am 22. Januar machten sich kurz vor Mittag neun HSG-Fans mit reichlich Trommeln im Gepäck in einem Bulli der „Lippischen“ auf den Weg. Nach Zwickau und Vác ging es erneut Richtung Osten, diesmal zu den „Wildcats“ vom SV Union Halle-Neustadt. Das Team aus Sachsen-Anhalt spielt bislang eine exzellente Saison, besiegte unter anderem den Thüringer HC und steht in der Tabelle über der HSG. Viele von uns waren schon Ende April 2019 bei der Auswärtsfahrt nach Halle-Neustadt dabei gewesen und hatten – damals bei wesentlich besserem Wetter – vor dem Spiel die Hallenser Innenstadt erkundet. Doch diesmal dämpfte der düstere Himmel mit Nieselregen die Lust auf einen längeren Aufenthalt im Freien.

Zum Glück hatte Dagmar vorab im Internet recherchiert, dass zur Halloren-Schokoladenfabrik, der ältesten bis heute produzierenden Schokoladenfabrik Deutschlands, seit 20 Jahren auch ein eigenes Schokoladenmuseum gehört. In dem 1896 im Osten Halles erbauten Fabrikgebäude werden seit 1952 vor allem die bekannten Halloren-Kugeln hergestellt, deren Form an die Silberknöpfe an den Jacken der Hallenser Salzwirker („Halloren“) erinnern soll. Für Fanbase-Mitglieder auf Tour gibt es sowieso nichts Schöneres als Industriemuseen, und nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor dem Eingang (ups, schon wieder mit Trabi!) freuten sich alle, wieder ins Trockene zu kommen.

Im Museum erfährt man nicht nur alles über die wechselhafte Unternehmensgeschichte von der Kaiserzeit über das Dritte Reich und die DDR bis heute, sondern bekommt auch alle Verarbeitungsschritte vom Rohkakao bis zur fertigen Schokoladenpraline erklärt. Durch große Scheiben kann man sogar einen Blick in die Fabrikhalle werfen, in der leider am Samstag nicht gearbeitet wurde.

Den Abschluss des Rundgangs bildet das „Schokoladenzimmer“, bevor man – sehr absatzfördernd! – automatisch im großen Halloren-Fabrikverkaufsgeschäft landet. Niemand von uns konnte den vielen süßen Verlockungen widerstehen, und es wurde gekauft, was das Zeug hält und die Geldbörse hergab! Dieser Programmpunkt hatte sich mehr als gelohnt: Wer nach Halle kommt, sollte dort unbedingt vorbeischauen!

Anschließend ging es einmal quer durch Halle zur SWH.arena in Halle-Neustadt, bis zum Sommer letzten Jahres bekannt als Erdgas-Sportarena. Wegen einer geschlossenen Gesellschaft beim Italiener nahe der Sporthalle, wo wir uns eigentlich vor Spielbeginn stärken wollten, blieb als Alternative die „Stadionwurst“ vor der Arena, die allen ausgezeichnet schmeckte. Die im Sommer 2014 eingeweihte, damals 6,5 Mio. Euro teure SWH.arena für maximal 1.200 Zuschauer ist ein wahres Schmuckstück und wird neben dem Frauenhandball der „Wildcats“ auch für die Spiele der Hallenser Basketballerinnen genutzt.

Anschließend ging es einmal quer durch Halle zur SWH.arena in Halle-Neustadt, bis zum Sommer letzten Jahres bekannt als Erdgas-Sportarena. Wegen einer geschlossenen Gesellschaft beim Italiener nahe der Sporthalle, wo wir uns eigentlich vor Spielbeginn stärken wollten, blieb als Alternative die „Stadionwurst“ vor der Arena, die allen ausgezeichnet schmeckte. Die im Sommer 2014 eingeweihte, damals 6,5 Mio. Euro teure SWH.arena für maximal 1.200 Zuschauer ist ein wahres Schmuckstück und wird neben dem Frauenhandball der „Wildcats“ auch für die Spiele der Hallenser Basketballerinnen genutzt.

Für uns HSG-Fans war ein ganzer Tribünenblock freigehalten worden, und sofort nach dem Betreten der Halle begrüßten uns nacheinander mehrere Mitglieder des Fanclubs „Saalemiezen“ (Die freundliche Einladung zur Stadtführung vor dem nächsten Spiel nehmen wir sehr gern an!). Alles war perfekt organisiert, bis hin zu Gummimatten unter den Trommeln und Klebeband zum Befestigen des Fanbase-Banners – hier kommt man gern hin! Auch in Halle bekamen wir wieder Verstärkung von den Familien und Freunden einiger Spielerinnen, und alle freuten sich auf ein schönes Match.

Doch schon der klassische 0:4-Fehlstart erinnerte fatal an das vergurkte Heimspiel gegen den VfL Oldenburg vom Oktober letzten Jahres und ließ nichts Gutes ahnen. Auch das Aluminium war mit sechs Blomberger Latten- und Pfostentreffern eindeutig auf Seiten der Gastgeber. Der HSG gelang im Spielverlauf zwar mehrmals der Ausgleich, aber nur ein einziges Mal eine Führung in der 37. Minute zum 14:13 aus HSG-Sicht. Am Ende fiel die Blomberger 24:29-Niederlage mit fünf Toren vielleicht etwas zu hoch aus, war aber unter dem Strich verdient, weil besonders im Rückraum viel zu zögernd agiert wurde. Doch es gab auch Positives: Neben Nieke Kühne durfte diesmal auch Leni Ruwe Mitte der zweiten Halbzeit ins Geschehen eingreifen, krönte ihr Bundesliga-Debüt mit zwei schönen Rückraum-Toren und bekam bei der Pressekonferenz nach dem Spiel zu Recht ein Sonderlob vom Trainer. Den Präsentkorb als beste Gästespielerin – eine schöne Idee! – überreichten die Wildcats aber nicht ihr, sondern Marie Michalczik, mit fünf Toren gemeinsam mit Laura Rüffieux beste Blomberger Torschützin.

Das Spiel ließ einen als HSG-Fan irgendwie ratlos zurück, und auf der Rückfahrt beschäftigte uns die Frage, wohin der Weg der HSG in dieser Saison wohl geht. Hoffen wir, dass es der HSG gelingt, den Bock umzustoßen und wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden!

Text und Fotos: Uwe Jakob